Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 7. H. Von dem Versprechen
men soll; so erkläre ich mich eben dadurch,
daß ich das Annehmen des andern für die An-
nehmung des dritten, woferne er will, halten
wolle; folglich kann das Versprechen von
mir nicht wiederrufen werden.
Weil
aber die Gültigkeit des Versprechens nicht auf
dem Willen des andern, sondern des dritten
beruhet, dem etwas versprochen wird; so
kann der andere dasselbe wehrender
Zeit nicht erlassen;
weil er durch das Ver-
sprechen kein Recht erhalten, welches er er-
lassen könnte.

§. 435.
Wenn
dasjeni-
ge, womit
das Ver-
sprechen
zum Vor-
theil ei-
nes drit-
ten be-
schweret
worden,
wieder-
rufen
werden
kann.

Wenn ein Versprechen zum Vor-
theil eines dritten beschweret wird,
kann dasselbe, womit es beschweret
worden, wiederrufen werden, ehe er
es angenommen.
Denn der dritte hat
kein Recht, ehe er dasselbe angenommen hat
(§. 316.), und das Versprechen wird beschwe-
ret entweder als unter einer Bedingung, oder
als in einer gewissen Absicht; folglich so lan-
ge es von dem dritten nicht angenommen wor-
den, steht es bey uns, ob wir das Verspre-
chen von der Beschwerde befreyen wollen (§.
342.), und das Versprechen in ein anderes
verwandeln, dabey keine Bedingung, oder
damit verknüpfte Absicht vorhanden (§. 393.);
folglich kann die Beschwerde erlassen werden
(ist wiederruflich, onus revocabile est), so
lange die Annehmung von dem dritten noch
nicht geschehen.

§. 436.

II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen
men ſoll; ſo erklaͤre ich mich eben dadurch,
daß ich das Annehmen des andern fuͤr die An-
nehmung des dritten, woferne er will, halten
wolle; folglich kann das Verſprechen von
mir nicht wiederrufen werden.
Weil
aber die Guͤltigkeit des Verſprechens nicht auf
dem Willen des andern, ſondern des dritten
beruhet, dem etwas verſprochen wird; ſo
kann der andere daſſelbe wehrender
Zeit nicht erlaſſen;
weil er durch das Ver-
ſprechen kein Recht erhalten, welches er er-
laſſen koͤnnte.

§. 435.
Wenn
dasjeni-
ge, womit
das Ver-
ſprechen
zum Vor-
theil ei-
nes drit-
ten be-
ſchweret
worden,
wieder-
rufen
werden
kann.

Wenn ein Verſprechen zum Vor-
theil eines dritten beſchweret wird,
kann daſſelbe, womit es beſchweret
worden, wiederrufen werden, ehe er
es angenommen.
Denn der dritte hat
kein Recht, ehe er daſſelbe angenommen hat
(§. 316.), und das Verſprechen wird beſchwe-
ret entweder als unter einer Bedingung, oder
als in einer gewiſſen Abſicht; folglich ſo lan-
ge es von dem dritten nicht angenommen wor-
den, ſteht es bey uns, ob wir das Verſpre-
chen von der Beſchwerde befreyen wollen (§.
342.), und das Verſprechen in ein anderes
verwandeln, dabey keine Bedingung, oder
damit verknuͤpfte Abſicht vorhanden (§. 393.);
folglich kann die Beſchwerde erlaſſen werden
(iſt wiederruflich, onus revocabile eſt), ſo
lange die Annehmung von dem dritten noch
nicht geſchehen.

§. 436.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0304" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Th. 7. H. Von dem Ver&#x017F;prechen</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">men &#x017F;oll;</hi> &#x017F;o erkla&#x0364;re ich mich eben dadurch,<lb/>
daß ich das Annehmen des andern fu&#x0364;r die An-<lb/>
nehmung des dritten, woferne er will, halten<lb/>
wolle; folglich <hi rendition="#fr">kann das Ver&#x017F;prechen von<lb/>
mir nicht wiederrufen werden.</hi> Weil<lb/>
aber die Gu&#x0364;ltigkeit des Ver&#x017F;prechens nicht auf<lb/>
dem Willen des andern, &#x017F;ondern des dritten<lb/>
beruhet, dem etwas ver&#x017F;prochen wird; &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">kann der andere da&#x017F;&#x017F;elbe wehrender<lb/>
Zeit nicht erla&#x017F;&#x017F;en;</hi> weil er durch das Ver-<lb/>
&#x017F;prechen kein Recht erhalten, welches er er-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 435.</head><lb/>
              <note place="left">Wenn<lb/>
dasjeni-<lb/>
ge, womit<lb/>
das Ver-<lb/>
&#x017F;prechen<lb/>
zum Vor-<lb/>
theil ei-<lb/>
nes drit-<lb/>
ten be-<lb/>
&#x017F;chweret<lb/>
worden,<lb/>
wieder-<lb/>
rufen<lb/>
werden<lb/>
kann.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Wenn ein Ver&#x017F;prechen zum Vor-<lb/>
theil eines dritten be&#x017F;chweret wird,<lb/>
kann da&#x017F;&#x017F;elbe, womit es be&#x017F;chweret<lb/>
worden, wiederrufen werden, ehe er<lb/>
es angenommen.</hi> Denn der dritte hat<lb/>
kein Recht, ehe er da&#x017F;&#x017F;elbe angenommen hat<lb/>
(§. 316.), und das Ver&#x017F;prechen wird be&#x017F;chwe-<lb/>
ret entweder als unter einer Bedingung, oder<lb/>
als in einer gewi&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;icht; folglich &#x017F;o lan-<lb/>
ge es von dem dritten nicht angenommen wor-<lb/>
den, &#x017F;teht es bey uns, ob wir das Ver&#x017F;pre-<lb/>
chen von der Be&#x017F;chwerde befreyen wollen (§.<lb/>
342.), und das Ver&#x017F;prechen in ein anderes<lb/>
verwandeln, dabey keine Bedingung, oder<lb/>
damit verknu&#x0364;pfte Ab&#x017F;icht vorhanden (§. 393.);<lb/>
folglich kann die Be&#x017F;chwerde erla&#x017F;&#x017F;en werden<lb/>
(i&#x017F;t wiederruflich, <hi rendition="#aq">onus revocabile e&#x017F;t</hi>), &#x017F;o<lb/>
lange die Annehmung von dem dritten noch<lb/>
nicht ge&#x017F;chehen.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 436.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0304] II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen men ſoll; ſo erklaͤre ich mich eben dadurch, daß ich das Annehmen des andern fuͤr die An- nehmung des dritten, woferne er will, halten wolle; folglich kann das Verſprechen von mir nicht wiederrufen werden. Weil aber die Guͤltigkeit des Verſprechens nicht auf dem Willen des andern, ſondern des dritten beruhet, dem etwas verſprochen wird; ſo kann der andere daſſelbe wehrender Zeit nicht erlaſſen; weil er durch das Ver- ſprechen kein Recht erhalten, welches er er- laſſen koͤnnte. §. 435. Wenn ein Verſprechen zum Vor- theil eines dritten beſchweret wird, kann daſſelbe, womit es beſchweret worden, wiederrufen werden, ehe er es angenommen. Denn der dritte hat kein Recht, ehe er daſſelbe angenommen hat (§. 316.), und das Verſprechen wird beſchwe- ret entweder als unter einer Bedingung, oder als in einer gewiſſen Abſicht; folglich ſo lan- ge es von dem dritten nicht angenommen wor- den, ſteht es bey uns, ob wir das Verſpre- chen von der Beſchwerde befreyen wollen (§. 342.), und das Verſprechen in ein anderes verwandeln, dabey keine Bedingung, oder damit verknuͤpfte Abſicht vorhanden (§. 393.); folglich kann die Beſchwerde erlaſſen werden (iſt wiederruflich, onus revocabile eſt), ſo lange die Annehmung von dem dritten noch nicht geſchehen. §. 436.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/304
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/304>, abgerufen am 21.11.2024.