Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 4. H. Vom überbliebenen Recht
Ausnah-
me, mit
welcher
das Ei-
genthum
eingefüh-
ret wor-
den.
meinschaftliche Recht nicht anders hat können
aufgehoben und eingeschränckt werden, als es
nöthig gewesen ist (§. 71.); so hat also das
Eigenthum nicht anders eingeführt
werden können, als mit dieser Bedin-
gung, die sich vor sich selbst verstehet,
daß dem andern der unschädliche Ge-
brauch einer eigenthümlichen Sache
erlaubt werde. Vermöge der natür-
lichen Freyheit
aber ist dem Eigen-
thumsherrn das Urtheil zu überlassen,
ob der einem andern zu erlaubende Ge-
brauch ihm unschädlich sey, oder nicht

(§. 78.), das ist, ob er, ohne seinen Schaden
und Beschwerde, ihn erlauben könne.

§. 311.
Das
Recht des
unfchäd-
lichen
Nutzens.

Das Recht, welches uns zum unschädli-
chen Gebrauch der Sachen, die einem andern
eigenthümlich zugehören, zukommt, wird das
Recht des unschädlichen Nutzens (jus
innoxiae utilitatis)
genannt. Es erhellet al-
so, daß das Recht des unschädlichen
Nutzens ein Recht sey, welches aus
der Gemeinschaft der ersten Zeit noch
übrig ist (§. 310. 300.), und zwar ein
unvollkommenes
(§. 80.).

§. 312.
Besonde-
re Rechte
des un-
schädli-
chen Nu-
tzens.

Dergleichen Rechte eines unschädli-
chen Nutzens sind: die Reise, aus
rechtmäßigen Ursachen, zu Lande und
zu Wasser, wenn die Länder und
Flüsse eigenthümlich sind, welches

auch

II. Th. 4. H. Vom uͤberbliebenen Recht
Ausnah-
me, mit
welcher
das Ei-
genthum
eingefuͤh-
ret wor-
den.
meinſchaftliche Recht nicht anders hat koͤnnen
aufgehoben und eingeſchraͤnckt werden, als es
noͤthig geweſen iſt (§. 71.); ſo hat alſo das
Eigenthum nicht anders eingefuͤhrt
werden koͤnnen, als mit dieſer Bedin-
gung, die ſich vor ſich ſelbſt verſtehet,
daß dem andern der unſchaͤdliche Ge-
brauch einer eigenthuͤmlichen Sache
erlaubt werde. Vermoͤge der natuͤr-
lichen Freyheit
aber iſt dem Eigen-
thumsherrn das Urtheil zu uͤberlaſſen,
ob der einem andern zu erlaubende Ge-
brauch ihm unſchaͤdlich ſey, oder nicht

(§. 78.), das iſt, ob er, ohne ſeinen Schaden
und Beſchwerde, ihn erlauben koͤnne.

§. 311.
Das
Recht des
unfchaͤd-
lichen
Nutzens.

Das Recht, welches uns zum unſchaͤdli-
chen Gebrauch der Sachen, die einem andern
eigenthuͤmlich zugehoͤren, zukommt, wird das
Recht des unſchaͤdlichen Nutzens (jus
innoxiæ utilitatis)
genannt. Es erhellet al-
ſo, daß das Recht des unſchaͤdlichen
Nutzens ein Recht ſey, welches aus
der Gemeinſchaft der erſten Zeit noch
uͤbrig iſt (§. 310. 300.), und zwar ein
unvollkommenes
(§. 80.).

§. 312.
Beſonde-
re Rechte
des un-
ſchaͤdli-
chen Nu-
tzens.

Dergleichen Rechte eines unſchaͤdli-
chen Nutzens ſind: die Reiſe, aus
rechtmaͤßigen Urſachen, zu Lande und
zu Waſſer, wenn die Laͤnder und
Fluͤſſe eigenthuͤmlich ſind, welches

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0228" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 4. H. Vom u&#x0364;berbliebenen Recht</hi></fw><lb/><note place="left">Ausnah-<lb/>
me, mit<lb/>
welcher<lb/>
das Ei-<lb/>
genthum<lb/>
eingefu&#x0364;h-<lb/>
ret wor-<lb/>
den.</note>mein&#x017F;chaftliche Recht nicht anders hat ko&#x0364;nnen<lb/>
aufgehoben und einge&#x017F;chra&#x0364;nckt werden, als es<lb/>
no&#x0364;thig gewe&#x017F;en i&#x017F;t (§. 71.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">hat</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">das<lb/>
Eigenthum nicht anders eingefu&#x0364;hrt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, als mit die&#x017F;er Bedin-<lb/>
gung, die &#x017F;ich vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;tehet,<lb/>
daß dem andern der un&#x017F;cha&#x0364;dliche Ge-<lb/>
brauch einer eigenthu&#x0364;mlichen Sache<lb/>
erlaubt werde. Vermo&#x0364;ge der natu&#x0364;r-<lb/>
lichen Freyheit</hi> aber <hi rendition="#fr">i&#x017F;t dem Eigen-<lb/>
thumsherrn das Urtheil zu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ob der einem andern zu erlaubende Ge-<lb/>
brauch ihm un&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;ey, oder nicht</hi><lb/>
(§. 78.), das i&#x017F;t, ob er, ohne &#x017F;einen Schaden<lb/>
und Be&#x017F;chwerde, ihn erlauben ko&#x0364;nne.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 311.</head><lb/>
              <note place="left">Das<lb/>
Recht des<lb/>
unfcha&#x0364;d-<lb/>
lichen<lb/>
Nutzens.</note>
              <p>Das Recht, welches uns zum un&#x017F;cha&#x0364;dli-<lb/>
chen Gebrauch der Sachen, die einem andern<lb/>
eigenthu&#x0364;mlich zugeho&#x0364;ren, zukommt, wird das<lb/><hi rendition="#fr">Recht des un&#x017F;cha&#x0364;dlichen Nutzens</hi> <hi rendition="#aq">(jus<lb/>
innoxiæ utilitatis)</hi> genannt. Es erhellet al-<lb/>
&#x017F;o, <hi rendition="#fr">daß das Recht des un&#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Nutzens ein Recht &#x017F;ey, welches aus<lb/>
der Gemein&#x017F;chaft der er&#x017F;ten Zeit noch<lb/>
u&#x0364;brig i&#x017F;t (§. 310. 300.), und zwar ein<lb/>
unvollkommenes</hi> (§. 80.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 312.</head><lb/>
              <note place="left">Be&#x017F;onde-<lb/>
re Rechte<lb/>
des un-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dli-<lb/>
chen Nu-<lb/>
tzens.</note>
              <p>Dergleichen <hi rendition="#fr">Rechte eines un&#x017F;cha&#x0364;dli-<lb/>
chen Nutzens &#x017F;ind: die Rei&#x017F;e, aus<lb/>
rechtma&#x0364;ßigen Ur&#x017F;achen, zu Lande und<lb/>
zu Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn die La&#x0364;nder und<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eigenthu&#x0364;mlich &#x017F;ind, welches</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">auch</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0228] II. Th. 4. H. Vom uͤberbliebenen Recht meinſchaftliche Recht nicht anders hat koͤnnen aufgehoben und eingeſchraͤnckt werden, als es noͤthig geweſen iſt (§. 71.); ſo hat alſo das Eigenthum nicht anders eingefuͤhrt werden koͤnnen, als mit dieſer Bedin- gung, die ſich vor ſich ſelbſt verſtehet, daß dem andern der unſchaͤdliche Ge- brauch einer eigenthuͤmlichen Sache erlaubt werde. Vermoͤge der natuͤr- lichen Freyheit aber iſt dem Eigen- thumsherrn das Urtheil zu uͤberlaſſen, ob der einem andern zu erlaubende Ge- brauch ihm unſchaͤdlich ſey, oder nicht (§. 78.), das iſt, ob er, ohne ſeinen Schaden und Beſchwerde, ihn erlauben koͤnne. Ausnah- me, mit welcher das Ei- genthum eingefuͤh- ret wor- den. §. 311. Das Recht, welches uns zum unſchaͤdli- chen Gebrauch der Sachen, die einem andern eigenthuͤmlich zugehoͤren, zukommt, wird das Recht des unſchaͤdlichen Nutzens (jus innoxiæ utilitatis) genannt. Es erhellet al- ſo, daß das Recht des unſchaͤdlichen Nutzens ein Recht ſey, welches aus der Gemeinſchaft der erſten Zeit noch uͤbrig iſt (§. 310. 300.), und zwar ein unvollkommenes (§. 80.). §. 312. Dergleichen Rechte eines unſchaͤdli- chen Nutzens ſind: die Reiſe, aus rechtmaͤßigen Urſachen, zu Lande und zu Waſſer, wenn die Laͤnder und Fluͤſſe eigenthuͤmlich ſind, welches auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/228
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/228>, abgerufen am 21.11.2024.