Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
entweder gar nicht, oder doch nicht ohne Scha-
den der Sache weggenommen werden könn-
ten, durch seine Schuld die Sache in
den Stand, daß, wenn sie wieder gege-
ben werden soll, entweder der Besitzer, oder
der Eigenthumsherr den Schaden tragen muß
(§. 17.). Da nun dieses nicht dem Eigen-
thumsherrn, sondern dem Besitzer zuzurech-
nen ist (§. 3.); so dürfen die Unkosten zur
Lust, die entweder gar nicht, oder doch
nicht ohne Schaden der Sache weg-
genommen werden können, und wel-
che der Eigenthumsherr selbst nicht
würde angewandt haben, einem unge-
wissenhaften Besitzer nicht wieder er-
stattet werden: ein anders ist es, wenn
sie der Eigenthumsherr selbst würde
angewandt haben.
Beyläufig bemerken
wir, daß aus demjenigen, was wir erwiesen
haben, überhaupt klar sey, daß wenn der
Schaden desjenigen, durch dessen
Schuld er sich erreignet, mit dem
Schaden eines andern collidirt, der
gar keine Schuld daran hat, derjenige
den Schaden tragen muß, der Schuld
daran ist;
woraus ferner folget, daß, wenn
beyde nicht ausser aller Schuld sind,
der Schade, nach Proportion der
Schuld, von einem jeden zu tragen ist.

§. 284.
Von dem
Recht die
Unkosten

Man sagt, der Besitzer zieht die Unko-
sten ab,
(impensas deducere), wenn er um

so

II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
entweder gar nicht, oder doch nicht ohne Scha-
den der Sache weggenommen werden koͤnn-
ten, durch ſeine Schuld die Sache in
den Stand, daß, wenn ſie wieder gege-
ben werden ſoll, entweder der Beſitzer, oder
der Eigenthumsherr den Schaden tragen muß
(§. 17.). Da nun dieſes nicht dem Eigen-
thumsherrn, ſondern dem Beſitzer zuzurech-
nen iſt (§. 3.); ſo duͤrfen die Unkoſten zur
Luſt, die entweder gar nicht, oder doch
nicht ohne Schaden der Sache weg-
genommen werden koͤnnen, und wel-
che der Eigenthumsherr ſelbſt nicht
wuͤrde angewandt haben, einem unge-
wiſſenhaften Beſitzer nicht wieder er-
ſtattet werden: ein anders iſt es, wenn
ſie der Eigenthumsherr ſelbſt wuͤrde
angewandt haben.
Beylaͤufig bemerken
wir, daß aus demjenigen, was wir erwieſen
haben, uͤberhaupt klar ſey, daß wenn der
Schaden desjenigen, durch deſſen
Schuld er ſich erreignet, mit dem
Schaden eines andern collidirt, der
gar keine Schuld daran hat, derjenige
den Schaden tragen muß, der Schuld
daran iſt;
woraus ferner folget, daß, wenn
beyde nicht auſſer aller Schuld ſind,
der Schade, nach Proportion der
Schuld, von einem jeden zu tragen iſt.

§. 284.
Von dem
Recht die
Unkoſten

Man ſagt, der Beſitzer zieht die Unko-
ſten ab,
(impenſas deducere), wenn er um

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0212" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.</hi></fw><lb/>
entweder gar nicht, oder doch nicht ohne Scha-<lb/>
den der Sache weggenommen werden ko&#x0364;nn-<lb/>
ten, durch &#x017F;eine Schuld die Sache in<lb/>
den Stand, daß, wenn &#x017F;ie wieder gege-<lb/>
ben werden &#x017F;oll, entweder der Be&#x017F;itzer, oder<lb/>
der Eigenthumsherr den Schaden tragen muß<lb/>
(§. 17.). Da nun die&#x017F;es nicht dem Eigen-<lb/>
thumsherrn, &#x017F;ondern dem Be&#x017F;itzer zuzurech-<lb/>
nen i&#x017F;t (§. 3.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">du&#x0364;rfen die Unko&#x017F;ten zur<lb/>
Lu&#x017F;t, die entweder gar nicht, oder doch<lb/>
nicht ohne Schaden der Sache weg-<lb/>
genommen werden ko&#x0364;nnen, und wel-<lb/>
che der Eigenthumsherr &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
wu&#x0364;rde angewandt haben, einem unge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enhaften Be&#x017F;itzer nicht wieder er-<lb/>
&#x017F;tattet werden: ein anders i&#x017F;t es, wenn<lb/>
&#x017F;ie der Eigenthumsherr &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;rde<lb/>
angewandt haben.</hi> Beyla&#x0364;ufig bemerken<lb/>
wir, daß aus demjenigen, was wir erwie&#x017F;en<lb/>
haben, u&#x0364;berhaupt klar &#x017F;ey, daß <hi rendition="#fr">wenn der<lb/>
Schaden desjenigen, durch de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schuld er &#x017F;ich erreignet, mit dem<lb/>
Schaden eines andern collidirt, der<lb/>
gar keine Schuld daran hat, derjenige<lb/>
den Schaden tragen muß, der Schuld<lb/>
daran i&#x017F;t;</hi> woraus ferner folget, daß, <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
beyde nicht au&#x017F;&#x017F;er aller Schuld &#x017F;ind,<lb/>
der Schade, nach Proportion der<lb/>
Schuld, von einem jeden zu tragen i&#x017F;t.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 284.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Recht die<lb/>
Unko&#x017F;ten</note>
              <p>Man &#x017F;agt, der Be&#x017F;itzer <hi rendition="#fr">zieht die Unko-<lb/>
&#x017F;ten ab,</hi> <hi rendition="#aq">(impen&#x017F;as deducere),</hi> wenn er um<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0212] II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl. entweder gar nicht, oder doch nicht ohne Scha- den der Sache weggenommen werden koͤnn- ten, durch ſeine Schuld die Sache in den Stand, daß, wenn ſie wieder gege- ben werden ſoll, entweder der Beſitzer, oder der Eigenthumsherr den Schaden tragen muß (§. 17.). Da nun dieſes nicht dem Eigen- thumsherrn, ſondern dem Beſitzer zuzurech- nen iſt (§. 3.); ſo duͤrfen die Unkoſten zur Luſt, die entweder gar nicht, oder doch nicht ohne Schaden der Sache weg- genommen werden koͤnnen, und wel- che der Eigenthumsherr ſelbſt nicht wuͤrde angewandt haben, einem unge- wiſſenhaften Beſitzer nicht wieder er- ſtattet werden: ein anders iſt es, wenn ſie der Eigenthumsherr ſelbſt wuͤrde angewandt haben. Beylaͤufig bemerken wir, daß aus demjenigen, was wir erwieſen haben, uͤberhaupt klar ſey, daß wenn der Schaden desjenigen, durch deſſen Schuld er ſich erreignet, mit dem Schaden eines andern collidirt, der gar keine Schuld daran hat, derjenige den Schaden tragen muß, der Schuld daran iſt; woraus ferner folget, daß, wenn beyde nicht auſſer aller Schuld ſind, der Schade, nach Proportion der Schuld, von einem jeden zu tragen iſt. §. 284. Man ſagt, der Beſitzer zieht die Unko- ſten ab, (impenſas deducere), wenn er um ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/212
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/212>, abgerufen am 21.12.2024.