Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

des Eigenthums.
und sie kann ohne Schaden abgeson-
dert werden,
als z. E. wenn ein Edel-
stein, der unser ist, in eines andern Ring
gefaßt worden; so verbleibt der Stein
unser: im Gegentheile ist die Haupt-
sache mit dem Dazukommenden gemein
(§. 195.). Wenn eine Sache, die kei-
nem zugehört, dazu kommt; so bleibt
sie eine Sache, die keinem zugehört, so
lange, als sie nicht dem Eigenthume
unterworfen wird
(§. 210.). Bey der
künstlichen Art muß man vornämlich daraus
beurtheilen, was die Hauptsache und was das
Dazukommende sey, wozu die Sache gewied-
met ist.

§. 243.

Man sagt, eine Sache gehe unter oderVon dem
Unter-
gange
oder dem
Verge-
hen einer
Sache.

vergehe (interit), wenn dieselbe aufhört
würcklich zu seyn. Die Art aber vergeht
(species interit), wenn die Gestalt der Sa-
che zernichtet wird, die Materie aber bleibt.
Da niemand ein Recht über eine Sache hat,
als der Eigenthumsherr (§. 195.); so ist der
Schade des Eigenthumsherrn, wenn
die Sache untergehet, oder vergehet

(res interit suo domino), und er verliehrt
sein Recht, was er in derselben hatte:

aber wenn die Art vernichtet wird, so
bleibt noch die Materie seine.

§. 244.

Hieraus ist klar, daß, wenn durch dieVon ei-
nem lie-
genden

Gewalt eines Flußes unvermerckt Er-

de
K 4

des Eigenthums.
und ſie kann ohne Schaden abgeſon-
dert werden,
als z. E. wenn ein Edel-
ſtein, der unſer iſt, in eines andern Ring
gefaßt worden; ſo verbleibt der Stein
unſer: im Gegentheile iſt die Haupt-
ſache mit dem Dazukommenden gemein
(§. 195.). Wenn eine Sache, die kei-
nem zugehoͤrt, dazu kommt; ſo bleibt
ſie eine Sache, die keinem zugehoͤrt, ſo
lange, als ſie nicht dem Eigenthume
unterworfen wird
(§. 210.). Bey der
kuͤnſtlichen Art muß man vornaͤmlich daraus
beurtheilen, was die Hauptſache und was das
Dazukommende ſey, wozu die Sache gewied-
met iſt.

§. 243.

Man ſagt, eine Sache gehe unter oderVon dem
Unter-
gange
oder dem
Verge-
hen einer
Sache.

vergehe (interit), wenn dieſelbe aufhoͤrt
wuͤrcklich zu ſeyn. Die Art aber vergeht
(ſpecies interit), wenn die Geſtalt der Sa-
che zernichtet wird, die Materie aber bleibt.
Da niemand ein Recht uͤber eine Sache hat,
als der Eigenthumsherr (§. 195.); ſo iſt der
Schade des Eigenthumsherrn, wenn
die Sache untergehet, oder vergehet

(res interit ſuo domino), und er verliehrt
ſein Recht, was er in derſelben hatte:

aber wenn die Art vernichtet wird, ſo
bleibt noch die Materie ſeine.

§. 244.

Hieraus iſt klar, daß, wenn durch dieVon ei-
nem lie-
genden

Gewalt eines Flußes unvermerckt Er-

de
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0187" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Eigenthums.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">und &#x017F;ie kann ohne Schaden abge&#x017F;on-<lb/>
dert werden,</hi> als z. E. wenn ein Edel-<lb/>
&#x017F;tein, der un&#x017F;er i&#x017F;t, in eines andern Ring<lb/>
gefaßt worden; &#x017F;o <hi rendition="#fr">verbleibt der Stein<lb/>
un&#x017F;er: im Gegentheile i&#x017F;t die Haupt-<lb/>
&#x017F;ache mit dem Dazukommenden gemein<lb/>
(§. 195.). Wenn eine Sache, die kei-<lb/>
nem zugeho&#x0364;rt, dazu kommt; &#x017F;o bleibt<lb/>
&#x017F;ie eine Sache, die keinem zugeho&#x0364;rt, &#x017F;o<lb/>
lange, als &#x017F;ie nicht dem Eigenthume<lb/>
unterworfen wird</hi> (§. 210.). Bey der<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Art muß man vorna&#x0364;mlich daraus<lb/>
beurtheilen, was die Haupt&#x017F;ache und was das<lb/>
Dazukommende &#x017F;ey, wozu die Sache gewied-<lb/>
met i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 243.</head><lb/>
              <p>Man &#x017F;agt, eine <hi rendition="#fr">Sache gehe unter</hi> oder<note place="right">Von dem<lb/>
Unter-<lb/>
gange<lb/>
oder dem<lb/>
Verge-<lb/>
hen einer<lb/>
Sache.</note><lb/><hi rendition="#fr">vergehe</hi> <hi rendition="#aq">(interit),</hi> wenn die&#x017F;elbe aufho&#x0364;rt<lb/>
wu&#x0364;rcklich zu &#x017F;eyn. <hi rendition="#fr">Die Art</hi> aber <hi rendition="#fr">vergeht</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;pecies interit),</hi> wenn die Ge&#x017F;talt der Sa-<lb/>
che zernichtet wird, die Materie aber bleibt.<lb/>
Da niemand ein Recht u&#x0364;ber eine Sache hat,<lb/>
als der Eigenthumsherr (§. 195.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t der<lb/>
Schade des Eigenthumsherrn, wenn<lb/>
die Sache untergehet, oder vergehet</hi><lb/><hi rendition="#aq">(res interit &#x017F;uo domino),</hi> <hi rendition="#fr">und er verliehrt<lb/>
&#x017F;ein Recht, was er in der&#x017F;elben hatte:</hi><lb/>
aber <hi rendition="#fr">wenn die Art vernichtet wird, &#x017F;o<lb/>
bleibt noch die Materie &#x017F;eine.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 244.</head><lb/>
              <p>Hieraus i&#x017F;t klar, <hi rendition="#fr">daß, wenn durch die</hi><note place="right">Von ei-<lb/>
nem lie-<lb/>
genden</note><lb/><hi rendition="#fr">Gewalt eines Flußes unvermerckt Er-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">de</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0187] des Eigenthums. und ſie kann ohne Schaden abgeſon- dert werden, als z. E. wenn ein Edel- ſtein, der unſer iſt, in eines andern Ring gefaßt worden; ſo verbleibt der Stein unſer: im Gegentheile iſt die Haupt- ſache mit dem Dazukommenden gemein (§. 195.). Wenn eine Sache, die kei- nem zugehoͤrt, dazu kommt; ſo bleibt ſie eine Sache, die keinem zugehoͤrt, ſo lange, als ſie nicht dem Eigenthume unterworfen wird (§. 210.). Bey der kuͤnſtlichen Art muß man vornaͤmlich daraus beurtheilen, was die Hauptſache und was das Dazukommende ſey, wozu die Sache gewied- met iſt. §. 243. Man ſagt, eine Sache gehe unter oder vergehe (interit), wenn dieſelbe aufhoͤrt wuͤrcklich zu ſeyn. Die Art aber vergeht (ſpecies interit), wenn die Geſtalt der Sa- che zernichtet wird, die Materie aber bleibt. Da niemand ein Recht uͤber eine Sache hat, als der Eigenthumsherr (§. 195.); ſo iſt der Schade des Eigenthumsherrn, wenn die Sache untergehet, oder vergehet (res interit ſuo domino), und er verliehrt ſein Recht, was er in derſelben hatte: aber wenn die Art vernichtet wird, ſo bleibt noch die Materie ſeine. Von dem Unter- gange oder dem Verge- hen einer Sache. §. 244. Hieraus iſt klar, daß, wenn durch die Gewalt eines Flußes unvermerckt Er- de Von ei- nem lie- genden K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/187
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/187>, abgerufen am 21.12.2024.