Vergnügens aus des andern Vollkommenheit bestehet, und sich auf nichts weiters erstreckt. Da wir nun verbundeu sind, Gott zu erken- nen (§. 163.), zu seiner grösten Vollkommen- heit aber nicht das Geringste beytragen, denn sonst wäre sie nicht die gröste; so sollen wir auch Gott über alle Dinge lieben, und die Liebe Gottes ist eine Liebe des Wohlgefallens.
§. 170.
Gott ist der Allergütigste, und was wirDaß wir Gott lie- ben sol- len, weil er gütig gegen uns ist. gutes entweder von Natur haben, oder auf andere Weise erhalten haben, müssen wir Gott zuschreiben. Da sich nun Gott gütig gegen uns beweiset, aus der Erkenntnis aber des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl- thaten, die Liebe gegen den Wohlthäter ent- springet; so muß man Gott auch des- wegen lieben, weil er so gütig gegen uns ist. Da die Güte Gottes, welche in der Mittheilung der Wohlthaten bestehet, zu der grösten Vollkommenheit Gottes mit ge- höret; so ist Gott zu lieben, weil er gütig gegen uns ist, nichts anders, als sich an seiner Güte, oder seinen Wohl- thaten ergötzen; folglich ist die Liebe, welche aus der Betrachtung der gött- lichen Güte entstehet, unter der Liebe des Wohlgefallens enthalten (§. 169.).
§. 171.
Wer den andern liebet, thut nichts, wasVon der Furcht Gottes. ihm mißfällt, sondern befleißiget sich das zu
thun,
gegen Gott.
Vergnuͤgens aus des andern Vollkommenheit beſtehet, und ſich auf nichts weiters erſtreckt. Da wir nun verbundeu ſind, Gott zu erken- nen (§. 163.), zu ſeiner groͤſten Vollkommen- heit aber nicht das Geringſte beytragen, denn ſonſt waͤre ſie nicht die groͤſte; ſo ſollen wir auch Gott uͤber alle Dinge lieben, und die Liebe Gottes iſt eine Liebe des Wohlgefallens.
§. 170.
Gott iſt der Allerguͤtigſte, und was wirDaß wir Gott lie- ben ſol- len, weil er guͤtig gegen uns iſt. gutes entweder von Natur haben, oder auf andere Weiſe erhalten haben, muͤſſen wir Gott zuſchreiben. Da ſich nun Gott guͤtig gegen uns beweiſet, aus der Erkenntnis aber des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl- thaten, die Liebe gegen den Wohlthaͤter ent- ſpringet; ſo muß man Gott auch des- wegen lieben, weil er ſo guͤtig gegen uns iſt. Da die Guͤte Gottes, welche in der Mittheilung der Wohlthaten beſtehet, zu der groͤſten Vollkommenheit Gottes mit ge- hoͤret; ſo iſt Gott zu lieben, weil er guͤtig gegen uns iſt, nichts anders, als ſich an ſeiner Guͤte, oder ſeinen Wohl- thaten ergoͤtzen; folglich iſt die Liebe, welche aus der Betrachtung der goͤtt- lichen Guͤte entſtehet, unter der Liebe des Wohlgefallens enthalten (§. 169.).
§. 171.
Wer den andern liebet, thut nichts, wasVon der Furcht Gottes. ihm mißfaͤllt, ſondern befleißiget ſich das zu
thun,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0143"n="107"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">gegen Gott.</hi></fw><lb/>
Vergnuͤgens aus des andern Vollkommenheit<lb/>
beſtehet, und ſich auf nichts weiters erſtreckt.<lb/>
Da wir nun verbundeu ſind, Gott zu erken-<lb/>
nen (§. 163.), zu ſeiner groͤſten Vollkommen-<lb/>
heit aber nicht das Geringſte beytragen, denn<lb/>ſonſt waͤre ſie nicht die groͤſte; ſo <hirendition="#fr">ſollen wir<lb/>
auch Gott uͤber alle Dinge lieben,<lb/>
und die Liebe Gottes iſt eine Liebe<lb/>
des Wohlgefallens.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 170.</head><lb/><p>Gott iſt der Allerguͤtigſte, und was wir<noteplace="right">Daß wir<lb/>
Gott lie-<lb/>
ben ſol-<lb/>
len, weil<lb/>
er guͤtig<lb/>
gegen<lb/>
uns iſt.</note><lb/>
gutes entweder von Natur haben, oder auf<lb/>
andere Weiſe erhalten haben, muͤſſen wir<lb/>
Gott zuſchreiben. Da ſich nun Gott guͤtig<lb/>
gegen uns beweiſet, aus der Erkenntnis aber<lb/>
des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl-<lb/>
thaten, die Liebe gegen den Wohlthaͤter ent-<lb/>ſpringet; <hirendition="#fr">ſo muß man Gott auch des-<lb/>
wegen lieben, weil er ſo guͤtig gegen<lb/>
uns iſt.</hi> Da <hirendition="#fr">die Guͤte Gottes,</hi> welche<lb/>
in der Mittheilung der Wohlthaten beſtehet,<lb/>
zu der groͤſten Vollkommenheit Gottes mit ge-<lb/>
hoͤret; ſo <hirendition="#fr">iſt Gott zu lieben, weil er<lb/>
guͤtig gegen uns iſt, nichts anders, als<lb/>ſich an ſeiner Guͤte, oder ſeinen Wohl-<lb/>
thaten ergoͤtzen;</hi> folglich <hirendition="#fr">iſt die Liebe,<lb/>
welche aus der Betrachtung der goͤtt-<lb/>
lichen Guͤte entſtehet, unter der Liebe<lb/>
des Wohlgefallens enthalten</hi> (§. 169.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 171.</head><lb/><p>Wer den andern liebet, thut nichts, was<noteplace="right">Von der<lb/>
Furcht<lb/>
Gottes.</note><lb/>
ihm mißfaͤllt, ſondern befleißiget ſich das zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">thun,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[107/0143]
gegen Gott.
Vergnuͤgens aus des andern Vollkommenheit
beſtehet, und ſich auf nichts weiters erſtreckt.
Da wir nun verbundeu ſind, Gott zu erken-
nen (§. 163.), zu ſeiner groͤſten Vollkommen-
heit aber nicht das Geringſte beytragen, denn
ſonſt waͤre ſie nicht die groͤſte; ſo ſollen wir
auch Gott uͤber alle Dinge lieben,
und die Liebe Gottes iſt eine Liebe
des Wohlgefallens.
§. 170.
Gott iſt der Allerguͤtigſte, und was wir
gutes entweder von Natur haben, oder auf
andere Weiſe erhalten haben, muͤſſen wir
Gott zuſchreiben. Da ſich nun Gott guͤtig
gegen uns beweiſet, aus der Erkenntnis aber
des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl-
thaten, die Liebe gegen den Wohlthaͤter ent-
ſpringet; ſo muß man Gott auch des-
wegen lieben, weil er ſo guͤtig gegen
uns iſt. Da die Guͤte Gottes, welche
in der Mittheilung der Wohlthaten beſtehet,
zu der groͤſten Vollkommenheit Gottes mit ge-
hoͤret; ſo iſt Gott zu lieben, weil er
guͤtig gegen uns iſt, nichts anders, als
ſich an ſeiner Guͤte, oder ſeinen Wohl-
thaten ergoͤtzen; folglich iſt die Liebe,
welche aus der Betrachtung der goͤtt-
lichen Guͤte entſtehet, unter der Liebe
des Wohlgefallens enthalten (§. 169.).
Daß wir
Gott lie-
ben ſol-
len, weil
er guͤtig
gegen
uns iſt.
§. 171.
Wer den andern liebet, thut nichts, was
ihm mißfaͤllt, ſondern befleißiget ſich das zu
thun,
Von der
Furcht
Gottes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/143>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.