Weil der Mensch verbunden ist, seineVon der Erkennt- nis Got- tes. Handlungen durch Bewegungsgründe, die von den göttlichen Eigenschaften hergenom- men sind, zu bestimmen (§. 160.); so ist er verbunden, Gott zu erkennen; folglich, da von uns die Eigenschaften Gottes, durch die Betrachtung der Welt und desjenigen, was in derselben ist und darinnen geschiehet, er- kannt werden; so müssen wir so wohl die Welt und dasjenige, was in derselben ist und geschieht, als auch uns selbst und unsere natürliche Handlungen be- trachten, und von denselben muß sich das Gemüth zu Gott erheben. Des- wegen aber hat der Mensch ein Recht zu allen Handlungen, durch welche die Erkenntnis der natürlichen Dinge befördert wird, wie auch zu dem Ge- brauch aller Dinge, die dazu dienen. Da wir eben andern das schuldig sind, was wir uns selbst schuldig sind (§. 133.); so müssen wir auch andere zur Erkennt- nis Gottes bringen, so viel in unserem Vermögen stehet.
§. 164.
Gott will, daß wir unsere HandlungenVon der allgemei- nen Be- stimmung des Wil- lens und Nicht- Wollens. nach dem Gesetz der Natur einrichten sollen (§. 41.). Derowegen müssen wir sie nach demselben einrichten; weil Gott will, daß die- ses geschehe (§. 160.). Derowegen muß der Wille des Menschen überhaupt be-
stimmt
G 4
gegen Gott.
§. 163.
Weil der Menſch verbunden iſt, ſeineVon der Erkennt- nis Got- tes. Handlungen durch Bewegungsgruͤnde, die von den goͤttlichen Eigenſchaften hergenom- men ſind, zu beſtimmen (§. 160.); ſo iſt er verbunden, Gott zu erkennen; folglich, da von uns die Eigenſchaften Gottes, durch die Betrachtung der Welt und desjenigen, was in derſelben iſt und darinnen geſchiehet, er- kannt werden; ſo muͤſſen wir ſo wohl die Welt und dasjenige, was in derſelben iſt und geſchieht, als auch uns ſelbſt und unſere natuͤrliche Handlungen be- trachten, und von denſelben muß ſich das Gemuͤth zu Gott erheben. Des- wegen aber hat der Menſch ein Recht zu allen Handlungen, durch welche die Erkenntnis der natuͤrlichen Dinge befoͤrdert wird, wie auch zu dem Ge- brauch aller Dinge, die dazu dienen. Da wir eben andern das ſchuldig ſind, was wir uns ſelbſt ſchuldig ſind (§. 133.); ſo muͤſſen wir auch andere zur Erkennt- nis Gottes bringen, ſo viel in unſerem Vermoͤgen ſtehet.
§. 164.
Gott will, daß wir unſere HandlungenVon der allgemei- nen Be- ſtimmung des Wil- lens und Nicht- Wollens. nach dem Geſetz der Natur einrichten ſollen (§. 41.). Derowegen muͤſſen wir ſie nach demſelben einrichten; weil Gott will, daß die- ſes geſchehe (§. 160.). Derowegen muß der Wille des Menſchen uͤberhaupt be-
ſtimmt
G 4
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gegen Gott.
§. 163.
Weil der Menſch verbunden iſt, ſeine
Handlungen durch Bewegungsgruͤnde, die
von den goͤttlichen Eigenſchaften hergenom-
men ſind, zu beſtimmen (§. 160.); ſo iſt er
verbunden, Gott zu erkennen; folglich,
da von uns die Eigenſchaften Gottes, durch die
Betrachtung der Welt und desjenigen, was
in derſelben iſt und darinnen geſchiehet, er-
kannt werden; ſo muͤſſen wir ſo wohl die
Welt und dasjenige, was in derſelben
iſt und geſchieht, als auch uns ſelbſt
und unſere natuͤrliche Handlungen be-
trachten, und von denſelben muß ſich
das Gemuͤth zu Gott erheben. Des-
wegen aber hat der Menſch ein Recht
zu allen Handlungen, durch welche
die Erkenntnis der natuͤrlichen Dinge
befoͤrdert wird, wie auch zu dem Ge-
brauch aller Dinge, die dazu dienen.
Da wir eben andern das ſchuldig ſind, was
wir uns ſelbſt ſchuldig ſind (§. 133.); ſo
muͤſſen wir auch andere zur Erkennt-
nis Gottes bringen, ſo viel in unſerem
Vermoͤgen ſtehet.
Von der
Erkennt-
nis Got-
tes.
§. 164.
Gott will, daß wir unſere Handlungen
nach dem Geſetz der Natur einrichten ſollen
(§. 41.). Derowegen muͤſſen wir ſie nach
demſelben einrichten; weil Gott will, daß die-
ſes geſchehe (§. 160.). Derowegen muß der
Wille des Menſchen uͤberhaupt be-
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Von der
allgemei-
nen Be-
ſtimmung
des Wil-
lens und
Nicht-
Wollens.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/139>, abgerufen am 21.11.2024.
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