oben den übeln Ruf genannt haben (§. 126.). Da wir nun darauf zu sehen haben, daß wir einen guten Ruf oder guten Nahmen haben (§. cit.); so müssen wir uns vor dem Verlust eines ehrlichen Nahmens hü- ren: und weil wir auch für den guten Nah- men eines andern Sorge tragen sollen (§. 142.); so müssen wir niemanden seinen ehrli- chen Nahmen beflecken(infamiam ad- spergere). Daraus ist ferner klar, daß nur die Handlungen, welche von den La- stern kommen, unserm ehrlichen Nah- men schaden(infamare),und uns dar- um bringen.
§. 149.
Ein Pasquill, Schmähschrift(libel-Von Pasquil- len. lus famosus) nennt man eine Schrifft, durch welche andern ehrenrührige Handlungen schuld gegeben werden. Da der Urheber derselben, er mag verborgen seyn, oder seinen Nahmen gemeldet haben, den andern um seinen ehrli- chen Nahmen bringet; so sind Pasquille von Natur unerlaubt (§. 148.).
§. 150.
Weil wir für den guten Nahmen an-Von der Beschü- tzung des ehrlichen Namens anderer. derer besorgt seyn sollen (§. 142.); so müs- sen wir denselben wieder Verläumder und Lästerer vertheidigen, so viel in unserer Gewalt stehet. Es sind aber die Verläumder von den Lästerern unterschieden. Die Verläumder(calumniatores) streuen falsche Dinge aus, mit dem Vorsatz, den an-
dern
des Menſchen gegen andere.
oben den uͤbeln Ruf genannt haben (§. 126.). Da wir nun darauf zu ſehen haben, daß wir einen guten Ruf oder guten Nahmen haben (§. cit.); ſo muͤſſen wir uns vor dem Verluſt eines ehrlichen Nahmens huͤ- ren: und weil wir auch fuͤr den guten Nah- men eines andern Sorge tragen ſollen (§. 142.); ſo muͤſſen wir niemanden ſeinen ehrli- chen Nahmen beflecken(infamiam ad- ſpergere). Daraus iſt ferner klar, daß nur die Handlungen, welche von den La- ſtern kommen, unſerm ehrlichen Nah- men ſchaden(infamare),und uns dar- um bringen.
§. 149.
Ein Pasquill, Schmaͤhſchrift(libel-Von Pasquil- len. lus famoſus) nennt man eine Schrifft, durch welche andern ehrenruͤhrige Handlungen ſchuld gegeben werden. Da der Urheber derſelben, er mag verborgen ſeyn, oder ſeinen Nahmen gemeldet haben, den andern um ſeinen ehrli- chen Nahmen bringet; ſo ſind Pasquille von Natur unerlaubt (§. 148.).
§. 150.
Weil wir fuͤr den guten Nahmen an-Von der Beſchuͤ- tzung des ehrlichen Namens anderer. derer beſorgt ſeyn ſollen (§. 142.); ſo muͤſ- ſen wir denſelben wieder Verlaͤumder und Laͤſterer vertheidigen, ſo viel in unſerer Gewalt ſtehet. Es ſind aber die Verlaͤumder von den Laͤſterern unterſchieden. Die Verlaͤumder(calumniatores) ſtreuen falſche Dinge aus, mit dem Vorſatz, den an-
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des Menſchen gegen andere.
oben den uͤbeln Ruf genannt haben (§. 126.).
Da wir nun darauf zu ſehen haben, daß wir
einen guten Ruf oder guten Nahmen haben
(§. cit.); ſo muͤſſen wir uns vor dem
Verluſt eines ehrlichen Nahmens huͤ-
ren: und weil wir auch fuͤr den guten Nah-
men eines andern Sorge tragen ſollen (§. 142.);
ſo muͤſſen wir niemanden ſeinen ehrli-
chen Nahmen beflecken (infamiam ad-
ſpergere). Daraus iſt ferner klar, daß nur
die Handlungen, welche von den La-
ſtern kommen, unſerm ehrlichen Nah-
men ſchaden (infamare), und uns dar-
um bringen.
§. 149.
Ein Pasquill, Schmaͤhſchrift (libel-
lus famoſus) nennt man eine Schrifft, durch
welche andern ehrenruͤhrige Handlungen ſchuld
gegeben werden. Da der Urheber derſelben,
er mag verborgen ſeyn, oder ſeinen Nahmen
gemeldet haben, den andern um ſeinen ehrli-
chen Nahmen bringet; ſo ſind Pasquille
von Natur unerlaubt (§. 148.).
Von
Pasquil-
len.
§. 150.
Weil wir fuͤr den guten Nahmen an-
derer beſorgt ſeyn ſollen (§. 142.); ſo muͤſ-
ſen wir denſelben wieder Verlaͤumder
und Laͤſterer vertheidigen, ſo viel in
unſerer Gewalt ſtehet. Es ſind aber die
Verlaͤumder von den Laͤſterern unterſchieden.
Die Verlaͤumder (calumniatores) ſtreuen
falſche Dinge aus, mit dem Vorſatz, den an-
dern
Von der
Beſchuͤ-
tzung des
ehrlichen
Namens
anderer.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/131>, abgerufen am 21.12.2024.
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