gen, dem Tadeln.ten, mit dem Vorsatz ihn zu beschimpfen (ani- mo ignominia afficiendi), vorwerffen und verweisen. Der Tadel(vituperium) ist ei- ne Rede, wodurch wir andern den Mangel einer Vollkommenheit schuld geben. Es er- hellet leicht, daß man niemand verach- ten soll, und daß alle Beschimpfungen und Lästerungen, auch alles Tadeln ein Schimpf, folglich natürlich uner- laubt sey (§. 143.).
§. 147.
Welchem Recht die üblen Ur- theile von an- dern zu- wieder sind.
Weil, nach der natürlichen Freyheit, man einem jeden erlauben muß, daß er in der Be- stimmung seiner Handlungen seinem Urtheile folge, und er nicht schuldig ist, jemand anders Rechenschafft von denselben zu geben, so lan- ge er nicht thut, was dem Rechte des andern zuwieder ist (§. 78.); so sind die übeln Ur- theile von anderer Handlungen, man mag sie durch Worte, oder Wercke zu erkennen geben, so lange nichts, was unserm Recht zuwieder ist, geschieht, der natürlichen Freyheit zuwieder; folglich schließt die natürliche Freyheit das Recht in sich, andere dazu anzu- halten, daß sie nicht übel von uns re- den, das Urtheil mag wahr, oder falsch seyn.
§. 148.
Von dem Verlust seines ehrlichen Namens.
Der Verlust des ehrlichen Nahmens (infamia) ist die allgemeine Meinung der Menschen von eines andern Lastern, die wir
oben
I. Th. 5. H. Von den Pflichten
gen, dem Tadeln.ten, mit dem Vorſatz ihn zu beſchimpfen (ani- mo ignominia afficiendi), vorwerffen und verweiſen. Der Tadel(vituperium) iſt ei- ne Rede, wodurch wir andern den Mangel einer Vollkommenheit ſchuld geben. Es er- hellet leicht, daß man niemand verach- ten ſoll, und daß alle Beſchimpfungen und Laͤſterungen, auch alles Tadeln ein Schimpf, folglich natuͤrlich uner- laubt ſey (§. 143.).
§. 147.
Welchem Recht die uͤblen Ur- theile von an- dern zu- wieder ſind.
Weil, nach der natuͤrlichen Freyheit, man einem jeden erlauben muß, daß er in der Be- ſtimmung ſeiner Handlungen ſeinem Urtheile folge, und er nicht ſchuldig iſt, jemand anders Rechenſchafft von denſelben zu geben, ſo lan- ge er nicht thut, was dem Rechte des andern zuwieder iſt (§. 78.); ſo ſind die uͤbeln Ur- theile von anderer Handlungen, man mag ſie durch Worte, oder Wercke zu erkennen geben, ſo lange nichts, was unſerm Recht zuwieder iſt, geſchieht, der natuͤrlichen Freyheit zuwieder; folglich ſchließt die natuͤrliche Freyheit das Recht in ſich, andere dazu anzu- halten, daß ſie nicht uͤbel von uns re- den, das Urtheil mag wahr, oder falſch ſeyn.
§. 148.
Von dem Verluſt ſeines ehrlichen Namens.
Der Verluſt des ehrlichen Nahmens (infamia) iſt die allgemeine Meinung der Menſchen von eines andern Laſtern, die wir
oben
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I. Th. 5. H. Von den Pflichten
ten, mit dem Vorſatz ihn zu beſchimpfen (ani-
mo ignominia afficiendi), vorwerffen und
verweiſen. Der Tadel (vituperium) iſt ei-
ne Rede, wodurch wir andern den Mangel
einer Vollkommenheit ſchuld geben. Es er-
hellet leicht, daß man niemand verach-
ten ſoll, und daß alle Beſchimpfungen
und Laͤſterungen, auch alles Tadeln
ein Schimpf, folglich natuͤrlich uner-
laubt ſey (§. 143.).
gen, dem
Tadeln.
§. 147.
Weil, nach der natuͤrlichen Freyheit, man
einem jeden erlauben muß, daß er in der Be-
ſtimmung ſeiner Handlungen ſeinem Urtheile
folge, und er nicht ſchuldig iſt, jemand anders
Rechenſchafft von denſelben zu geben, ſo lan-
ge er nicht thut, was dem Rechte des andern
zuwieder iſt (§. 78.); ſo ſind die uͤbeln Ur-
theile von anderer Handlungen, man
mag ſie durch Worte, oder Wercke zu
erkennen geben, ſo lange nichts, was
unſerm Recht zuwieder iſt, geſchieht,
der natuͤrlichen Freyheit zuwieder;
folglich ſchließt die natuͤrliche Freyheit
das Recht in ſich, andere dazu anzu-
halten, daß ſie nicht uͤbel von uns re-
den, das Urtheil mag wahr, oder falſch
ſeyn.
§. 148.
Der Verluſt des ehrlichen Nahmens
(infamia) iſt die allgemeine Meinung der
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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