einen schlimmen verwandelt werde; folglich wenn er etwas gethan hat, das dem guten Ruf zuwieder ist; so muß er durch das Gegentheil denselben wieder zu erlangen suchen.
§. 127.
Das übereinstimmende Lob rechtschaffenerVon dem Ruhme. und verständiger Männer, oder derer die richtig urtheilen, heist der Ruhm(gloria). Was wir also von dem Lobe gesagt haben, gilt auch von dem Ruhme.
§. 128.
Da Lob und Ehre nicht in unserer GewaltDaß man Lob und Ehre nicht be- gehren müsse. stehen (§. 125.), wir aber nach Absichten handeln sollen; so müssen wir Lob und Ehre nicht zu einer Absicht bey unsern Handlungen machen; sondern es an- dern überlassen, ob sie uns loben und ehren wollen (§. 78.); folglich müs- sen wir nach Lob und Ehre nicht streben, vielweniger uns selbst lo- ben.
§. 129.
Da der Mensch sich selbst, seiner Seele, sei-Wie das Urtheil von nns und un- serm Zu- stand be- schaffen seyn muß. nem Leibe und seinem Zustande nach, erkennen soll (§. 105.); so muß das Urtheil von den Gütern seiner Seele, seines Leibes und des Glücks wahr seyn: er muß auch bey denselben nicht seinem Fleiß und seinen Bemühungen zuschreiben, was der Natur, dem Glück und an- dern zugeeignet werden muß, und er
ist
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des Menſchen gegen ſich ſelbſt.
einen ſchlimmen verwandelt werde; folglich wenn er etwas gethan hat, das dem guten Ruf zuwieder iſt; ſo muß er durch das Gegentheil denſelben wieder zu erlangen ſuchen.
§. 127.
Das uͤbereinſtimmende Lob rechtſchaffenerVon dem Ruhme. und verſtaͤndiger Maͤnner, oder derer die richtig urtheilen, heiſt der Ruhm(gloria). Was wir alſo von dem Lobe geſagt haben, gilt auch von dem Ruhme.
§. 128.
Da Lob und Ehre nicht in unſerer GewaltDaß man Lob und Ehre nicht be- gehren muͤſſe. ſtehen (§. 125.), wir aber nach Abſichten handeln ſollen; ſo muͤſſen wir Lob und Ehre nicht zu einer Abſicht bey unſern Handlungen machen; ſondern es an- dern uͤberlaſſen, ob ſie uns loben und ehren wollen (§. 78.); folglich muͤſ- ſen wir nach Lob und Ehre nicht ſtreben, vielweniger uns ſelbſt lo- ben.
§. 129.
Da der Menſch ſich ſelbſt, ſeiner Seele, ſei-Wie das Urtheil von nns und un- ſerm Zu- ſtand be- ſchaffen ſeyn muß. nem Leibe und ſeinem Zuſtande nach, erkennen ſoll (§. 105.); ſo muß das Urtheil von den Guͤtern ſeiner Seele, ſeines Leibes und des Gluͤcks wahr ſeyn: er muß auch bey denſelben nicht ſeinem Fleiß und ſeinen Bemuͤhungen zuſchreiben, was der Natur, dem Gluͤck und an- dern zugeeignet werden muß, und er
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des Menſchen gegen ſich ſelbſt.
einen ſchlimmen verwandelt werde; folglich
wenn er etwas gethan hat, das dem
guten Ruf zuwieder iſt; ſo muß er
durch das Gegentheil denſelben wieder
zu erlangen ſuchen.
§. 127.
Das uͤbereinſtimmende Lob rechtſchaffener
und verſtaͤndiger Maͤnner, oder derer die
richtig urtheilen, heiſt der Ruhm (gloria).
Was wir alſo von dem Lobe geſagt haben, gilt
auch von dem Ruhme.
Von dem
Ruhme.
§. 128.
Da Lob und Ehre nicht in unſerer Gewalt
ſtehen (§. 125.), wir aber nach Abſichten
handeln ſollen; ſo muͤſſen wir Lob und
Ehre nicht zu einer Abſicht bey unſern
Handlungen machen; ſondern es an-
dern uͤberlaſſen, ob ſie uns loben und
ehren wollen (§. 78.); folglich muͤſ-
ſen wir nach Lob und Ehre nicht
ſtreben, vielweniger uns ſelbſt lo-
ben.
Daß
man Lob
und Ehre
nicht be-
gehren
muͤſſe.
§. 129.
Da der Menſch ſich ſelbſt, ſeiner Seele, ſei-
nem Leibe und ſeinem Zuſtande nach, erkennen
ſoll (§. 105.); ſo muß das Urtheil von
den Guͤtern ſeiner Seele, ſeines Leibes
und des Gluͤcks wahr ſeyn: er muß
auch bey denſelben nicht ſeinem Fleiß
und ſeinen Bemuͤhungen zuſchreiben,
was der Natur, dem Gluͤck und an-
dern zugeeignet werden muß, und er
iſt
Wie das
Urtheil
von nns
und un-
ſerm Zu-
ſtand be-
ſchaffen
ſeyn
muß.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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