Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Kap. Von der Conception.
schnitte, von der Entstehung des Blumenstaubs,
weitläuftig geredet habe, verhindert wird. Sie
sehen also aus der Entstehungsart des Blumen-
staubes, daß er ein vollkommnes, und zwar bis zum
höchsten Grade der Vollkommenheit gebrachtes
Nutriment sey.

§. 93.

Wir werden nunmehro ganzKurzer Be-
griff des
männlichen
Saamens
und der Con-
ception.

kurz, was der männliche Saame, und
was die Conception sey, bestimmen
können. Von jenem habe ich bishe-
ro gesagt, daß er weiter nichts sey, als
ein im höchsten Grad vollkomm-
nes Nutriment,
welches keine weitere Bearbei-
tung nöthig hat, wie solches mit den gewöhnlichen
Nutrimenten geschehen muß, ehe sie ihre Funk-
tion verrichten können. Diese Erklärung ist voll-
ständig und ich habe nichts weiter hinzusetzen.
Von der Conception aber habe ich bishero §. 89.
gesagt, sie sey eine Ersetzung eines Nutrimentes,
also eine Art einer |Nutrition. Dieses ist noch
nicht genug; sie muß von der gewöhnlichen Nu-
trition unterschieden werden. Sie sehen sehr leicht
aus den Gründen selbst, woraus ich §. 91. geschlos-
sen habe, daß der männliche Saamen ein vollkomm-
nes Nutriment sey, daß er es nur deswegen habe
seyn müssen, weil die Nutrimente durch die ge-
wöhnlichen Wege der Pflanze nicht mehr an die
Oerter gebracht werden konnten, die nutrirt wer-
den sollten. Hätte dieses geschehen können, so
würde die Vegetation gar nicht aufgehört haben

(§. 83.)
Q 5

6. Kap. Von der Conception.
ſchnitte, von der Entſtehung des Blumenſtaubs,
weitlaͤuftig geredet habe, verhindert wird. Sie
ſehen alſo aus der Entſtehungsart des Blumen-
ſtaubes, daß er ein vollkommnes, und zwar bis zum
hoͤchſten Grade der Vollkommenheit gebrachtes
Nutriment ſey.

§. 93.

Wir werden nunmehro ganzKurzer Be-
griff des
männlichen
Saamens
und der Con-
ception.

kurz, was der maͤnnliche Saame, und
was die Conception ſey, beſtimmen
koͤnnen. Von jenem habe ich bishe-
ro geſagt, daß er weiter nichts ſey, als
ein im hoͤchſten Grad vollkomm-
nes Nutriment,
welches keine weitere Bearbei-
tung noͤthig hat, wie ſolches mit den gewoͤhnlichen
Nutrimenten geſchehen muß, ehe ſie ihre Funk-
tion verrichten koͤnnen. Dieſe Erklaͤrung iſt voll-
ſtaͤndig und ich habe nichts weiter hinzuſetzen.
Von der Conception aber habe ich bishero §. 89.
geſagt, ſie ſey eine Erſetzung eines Nutrimentes,
alſo eine Art einer |Nutrition. Dieſes iſt noch
nicht genug; ſie muß von der gewoͤhnlichen Nu-
trition unterſchieden werden. Sie ſehen ſehr leicht
aus den Gruͤnden ſelbſt, woraus ich §. 91. geſchloſ-
ſen habe, daß der maͤnnliche Saamen ein vollkomm-
nes Nutriment ſey, daß er es nur deswegen habe
ſeyn muͤſſen, weil die Nutrimente durch die ge-
woͤhnlichen Wege der Pflanze nicht mehr an die
Oerter gebracht werden konnten, die nutrirt wer-
den ſollten. Haͤtte dieſes geſchehen koͤnnen, ſo
wuͤrde die Vegetation gar nicht aufgehoͤrt haben

(§. 83.)
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0271" n="249"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">6. Kap. Von der Conception.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chnitte, von der Ent&#x017F;tehung des Blumen&#x017F;taubs,<lb/>
weitla&#x0364;uftig geredet habe, verhindert wird. Sie<lb/>
&#x017F;ehen al&#x017F;o aus der Ent&#x017F;tehungsart des Blumen-<lb/>
&#x017F;taubes, daß er ein vollkommnes, und zwar bis zum<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade der Vollkommenheit gebrachtes<lb/>
Nutriment &#x017F;ey.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 93.</head><lb/>
            <p>Wir werden nunmehro ganz<note place="right">Kurzer Be-<lb/>
griff des<lb/>
männlichen<lb/>
Saamens<lb/>
und der Con-<lb/>
ception.</note><lb/>
kurz, was der ma&#x0364;nnliche Saame, und<lb/>
was die Conception &#x017F;ey, be&#x017F;timmen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Von jenem habe ich bishe-<lb/>
ro ge&#x017F;agt, daß er weiter nichts &#x017F;ey, als<lb/><hi rendition="#fr">ein im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad vollkomm-<lb/>
nes Nutriment,</hi> welches keine weitere Bearbei-<lb/>
tung no&#x0364;thig hat, wie &#x017F;olches mit den gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Nutrimenten ge&#x017F;chehen muß, ehe &#x017F;ie ihre Funk-<lb/>
tion verrichten ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung i&#x017F;t voll-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig und ich habe nichts weiter hinzu&#x017F;etzen.<lb/>
Von der Conception aber habe ich bishero §. 89.<lb/>
ge&#x017F;agt, &#x017F;ie &#x017F;ey eine Er&#x017F;etzung eines Nutrimentes,<lb/>
al&#x017F;o eine Art einer |Nutrition. Die&#x017F;es i&#x017F;t noch<lb/>
nicht genug; &#x017F;ie muß von der gewo&#x0364;hnlichen Nu-<lb/>
trition unter&#x017F;chieden werden. Sie &#x017F;ehen &#x017F;ehr leicht<lb/>
aus den Gru&#x0364;nden &#x017F;elb&#x017F;t, woraus ich §. 91. ge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en habe, daß der ma&#x0364;nnliche Saamen ein vollkomm-<lb/>
nes Nutriment &#x017F;ey, daß er es nur deswegen habe<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil die Nutrimente durch die ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Wege der Pflanze nicht mehr an die<lb/>
Oerter gebracht werden konnten, die nutrirt wer-<lb/>
den &#x017F;ollten. Ha&#x0364;tte die&#x017F;es ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde die Vegetation gar nicht aufgeho&#x0364;rt haben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">(§. 83.)</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0271] 6. Kap. Von der Conception. ſchnitte, von der Entſtehung des Blumenſtaubs, weitlaͤuftig geredet habe, verhindert wird. Sie ſehen alſo aus der Entſtehungsart des Blumen- ſtaubes, daß er ein vollkommnes, und zwar bis zum hoͤchſten Grade der Vollkommenheit gebrachtes Nutriment ſey. §. 93. Wir werden nunmehro ganz kurz, was der maͤnnliche Saame, und was die Conception ſey, beſtimmen koͤnnen. Von jenem habe ich bishe- ro geſagt, daß er weiter nichts ſey, als ein im hoͤchſten Grad vollkomm- nes Nutriment, welches keine weitere Bearbei- tung noͤthig hat, wie ſolches mit den gewoͤhnlichen Nutrimenten geſchehen muß, ehe ſie ihre Funk- tion verrichten koͤnnen. Dieſe Erklaͤrung iſt voll- ſtaͤndig und ich habe nichts weiter hinzuſetzen. Von der Conception aber habe ich bishero §. 89. geſagt, ſie ſey eine Erſetzung eines Nutrimentes, alſo eine Art einer |Nutrition. Dieſes iſt noch nicht genug; ſie muß von der gewoͤhnlichen Nu- trition unterſchieden werden. Sie ſehen ſehr leicht aus den Gruͤnden ſelbſt, woraus ich §. 91. geſchloſ- ſen habe, daß der maͤnnliche Saamen ein vollkomm- nes Nutriment ſey, daß er es nur deswegen habe ſeyn muͤſſen, weil die Nutrimente durch die ge- woͤhnlichen Wege der Pflanze nicht mehr an die Oerter gebracht werden konnten, die nutrirt wer- den ſollten. Haͤtte dieſes geſchehen koͤnnen, ſo wuͤrde die Vegetation gar nicht aufgehoͤrt haben (§. 83.) Kurzer Be- griff des männlichen Saamens und der Con- ception. Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/271
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/271>, abgerufen am 03.12.2024.