Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.6. Kap. Von der Conception. den Säfte. Um aber nicht diesen Beweis auf ei-ne Erklärung zu bauen, die vielleicht falsch seyn könnte, so will ich lieber den Satz, daß die fremde Farbe ein Zeichen des Mangels der Säfte ist, durch eine andere, und sehr gemeine Erfahrung bewei- sen. Jm Herbste, wenn die Blätter an den Bäumen ihre gewöhnliche grüne Farbe verlieren, und entweder eine schöne rothe oder völlig gelbe Farbe annehmen; wenn sie ferner abfallen, und dabey zugleich so trocken werden, daß man sie oft mit den Fingern zerreiben kann; und wenn man endlich dabey weis, daß eben zu dieser Zeit die Säfte aus Mangel der Wärme, nicht mehr so häufig, oder gar nicht, durch den Baum steigen; wird man da zweifeln, daß jene drey Erscheinun- gen die fremde Farbe, das Abfallen, und die Tro- ckenheit von diesem Mangel der zufließenden Säf- te herrühren? Alle Theile der Pflanze, alle Blät- ter, und selbst das Holz nicht ausgenommen, verlieren, wenn sie trocken werden, ihre grü- ne Farbe, und werden gemeiniglich gelb, oder roth, so wie gemeiniglich die Theile der Fruktifi- cation, die Blumenblätter, die Staubfäden, und die Früchte sind. Jch glaube nunmehro, daß die- ses Merkmale genug von dem Mangel der in die Theile der Fruktification neu hinzufließenden Säfte seyn werden. §. 88. Jch will noch einen Versuch hin-Eben die- daß Q
6. Kap. Von der Conception. den Saͤfte. Um aber nicht dieſen Beweis auf ei-ne Erklaͤrung zu bauen, die vielleicht falſch ſeyn koͤnnte, ſo will ich lieber den Satz, daß die fremde Farbe ein Zeichen des Mangels der Saͤfte iſt, durch eine andere, und ſehr gemeine Erfahrung bewei- ſen. Jm Herbſte, wenn die Blaͤtter an den Baͤumen ihre gewoͤhnliche gruͤne Farbe verlieren, und entweder eine ſchoͤne rothe oder voͤllig gelbe Farbe annehmen; wenn ſie ferner abfallen, und dabey zugleich ſo trocken werden, daß man ſie oft mit den Fingern zerreiben kann; und wenn man endlich dabey weis, daß eben zu dieſer Zeit die Saͤfte aus Mangel der Waͤrme, nicht mehr ſo haͤufig, oder gar nicht, durch den Baum ſteigen; wird man da zweifeln, daß jene drey Erſcheinun- gen die fremde Farbe, das Abfallen, und die Tro- ckenheit von dieſem Mangel der zufließenden Saͤf- te herruͤhren? Alle Theile der Pflanze, alle Blaͤt- ter, und ſelbſt das Holz nicht ausgenommen, verlieren, wenn ſie trocken werden, ihre gruͤ- ne Farbe, und werden gemeiniglich gelb, oder roth, ſo wie gemeiniglich die Theile der Fruktifi- cation, die Blumenblaͤtter, die Staubfaͤden, und die Fruͤchte ſind. Jch glaube nunmehro, daß die- ſes Merkmale genug von dem Mangel der in die Theile der Fruktification neu hinzufließenden Saͤfte ſeyn werden. §. 88. Jch will noch einen Verſuch hin-Eben die- daß Q
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6. Kap. Von der Conception.
den Saͤfte. Um aber nicht dieſen Beweis auf ei-
ne Erklaͤrung zu bauen, die vielleicht falſch ſeyn
koͤnnte, ſo will ich lieber den Satz, daß die fremde
Farbe ein Zeichen des Mangels der Saͤfte iſt, durch
eine andere, und ſehr gemeine Erfahrung bewei-
ſen. Jm Herbſte, wenn die Blaͤtter an den
Baͤumen ihre gewoͤhnliche gruͤne Farbe verlieren,
und entweder eine ſchoͤne rothe oder voͤllig gelbe
Farbe annehmen; wenn ſie ferner abfallen, und
dabey zugleich ſo trocken werden, daß man ſie oft
mit den Fingern zerreiben kann; und wenn man
endlich dabey weis, daß eben zu dieſer Zeit die
Saͤfte aus Mangel der Waͤrme, nicht mehr ſo
haͤufig, oder gar nicht, durch den Baum ſteigen;
wird man da zweifeln, daß jene drey Erſcheinun-
gen die fremde Farbe, das Abfallen, und die Tro-
ckenheit von dieſem Mangel der zufließenden Saͤf-
te herruͤhren? Alle Theile der Pflanze, alle Blaͤt-
ter, und ſelbſt das Holz nicht ausgenommen,
verlieren, wenn ſie trocken werden, ihre gruͤ-
ne Farbe, und werden gemeiniglich gelb, oder
roth, ſo wie gemeiniglich die Theile der Fruktifi-
cation, die Blumenblaͤtter, die Staubfaͤden, und
die Fruͤchte ſind. Jch glaube nunmehro, daß die-
ſes Merkmale genug von dem Mangel der in die
Theile der Fruktification neu hinzufließenden
Saͤfte ſeyn werden.
§. 88.
Jch will noch einen Verſuch hin-
zu ſetzen, wodurch dieſe Wahrheit,
daß
Eben die-
ſe Wahrheit
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