diese Ursache entbehren; es ist genug wenn wir wis- sen, daß die Sache selbst ihre Richtigkeit hat.
§. 84.
Eben diesel- be durch ande- re Erfahrun- gen bestärket. Sie erhellet 1) Aus der Trockenheit felbst die wir in den Theilen der Fruckrift- cation wahr- nehmen.
Die Theile der Fruktification zeigen nicht nur eine Unvollkommen- heit in ihrer Strucktur, sondern sie haben auch überdem noch diese beson- dere Eigenschaft, daß sie meistens trocken, steif, und leicht brüchig sind, und man bemerkt dieses so gar schon bey den Blättern, daß sie, je unvoll- kommner sie werden, um desto mehr in der Trockenheit zu nehmen. Bey einigen Pflanzen, insonderheit bey denen, deren Blätter nach und nach unvollkomm- ner werden, bis sie endlich allmählig, nicht aber auf einmahl, in den Kelch übergehen, wie bey der Sonnenblume, läst sich dieses am deutlichsten wahrnehmen. Die untersten Blätter (die Saa- menblätter ausgenommen) sind die größesten und vollkommensten, aber sie sind auch zugleich dieje- nigen, die den meisten Saft haben. Je höher man kommt, desto kleiner und unvollkommner wer- den sie, aber desto weniger Saft haben sie auch zugleich. Die letzten, welche schon den Kelch ausmachen, und die Kleinsten und Vollkommen- sten sind, haben, mit den Vorigen verglichen, überaus wenig Saft; sie bestehen bloß aus ihren zwo Häuten, zwischen welchen keine fleischigte saf- tige Substanz, wie bey den vorigen enthalten ist,
und
6. Kap. Von der Conception.
dieſe Urſache entbehren; es iſt genug wenn wir wiſ- ſen, daß die Sache ſelbſt ihre Richtigkeit hat.
§. 84.
Eben dieſel- be durch ande- re Erfahrun- gen beſtärket. Sie erhellet 1) Aus der Trockenheit felbſt die wir in den Theilen der Fruckrift- cation wahr- nehmen.
Die Theile der Fruktification zeigen nicht nur eine Unvollkommen- heit in ihrer Strucktur, ſondern ſie haben auch uͤberdem noch dieſe beſon- dere Eigenſchaft, daß ſie meiſtens trocken, ſteif, und leicht bruͤchig ſind, und man bemerkt dieſes ſo gar ſchon bey den Blaͤttern, daß ſie, je unvoll- kommner ſie werden, um deſto mehr in der Trockenheit zu nehmen. Bey einigen Pflanzen, inſonderheit bey denen, deren Blaͤtter nach und nach unvollkomm- ner werden, bis ſie endlich allmaͤhlig, nicht aber auf einmahl, in den Kelch uͤbergehen, wie bey der Sonnenblume, laͤſt ſich dieſes am deutlichſten wahrnehmen. Die unterſten Blaͤtter (die Saa- menblaͤtter ausgenommen) ſind die groͤßeſten und vollkommenſten, aber ſie ſind auch zugleich dieje- nigen, die den meiſten Saft haben. Je hoͤher man kommt, deſto kleiner und unvollkommner wer- den ſie, aber deſto weniger Saft haben ſie auch zugleich. Die letzten, welche ſchon den Kelch ausmachen, und die Kleinſten und Vollkommen- ſten ſind, haben, mit den Vorigen verglichen, uͤberaus wenig Saft; ſie beſtehen bloß aus ihren zwo Haͤuten, zwiſchen welchen keine fleiſchigte ſaf- tige Subſtanz, wie bey den vorigen enthalten iſt,
und
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6. Kap. Von der Conception.
dieſe Urſache entbehren; es iſt genug wenn wir wiſ-
ſen, daß die Sache ſelbſt ihre Richtigkeit hat.
§. 84.
Die Theile der Fruktification
zeigen nicht nur eine Unvollkommen-
heit in ihrer Strucktur, ſondern ſie
haben auch uͤberdem noch dieſe beſon-
dere Eigenſchaft, daß ſie meiſtens
trocken, ſteif, und leicht bruͤchig ſind,
und man bemerkt dieſes ſo gar ſchon
bey den Blaͤttern, daß ſie, je unvoll-
kommner ſie werden, um deſto mehr
in der Trockenheit zu nehmen. Bey
einigen Pflanzen, inſonderheit bey
denen, deren Blaͤtter nach und nach unvollkomm-
ner werden, bis ſie endlich allmaͤhlig, nicht aber
auf einmahl, in den Kelch uͤbergehen, wie bey der
Sonnenblume, laͤſt ſich dieſes am deutlichſten
wahrnehmen. Die unterſten Blaͤtter (die Saa-
menblaͤtter ausgenommen) ſind die groͤßeſten und
vollkommenſten, aber ſie ſind auch zugleich dieje-
nigen, die den meiſten Saft haben. Je hoͤher
man kommt, deſto kleiner und unvollkommner wer-
den ſie, aber deſto weniger Saft haben ſie auch
zugleich. Die letzten, welche ſchon den Kelch
ausmachen, und die Kleinſten und Vollkommen-
ſten ſind, haben, mit den Vorigen verglichen,
uͤberaus wenig Saft; ſie beſtehen bloß aus ihren
zwo Haͤuten, zwiſchen welchen keine fleiſchigte ſaf-
tige Subſtanz, wie bey den vorigen enthalten iſt,
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/258>, abgerufen am 03.03.2025.
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