Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Kap. Von der Conception.
Ursache in eben demselben Vegetationspunkt, wor-
aus nemlich die bisherigen Blätter, der Ast selbst,
und die Frucht mit der Blume entstanden sind, ge-
schehen könte. Man muß die ganze Anlage zur
Hervorbringung neuer vor sich bestehender Theile,
ohne welcher dergleichen ganzen Anlage kein Blatt
allein entstehen kann, als ein ganzes System von
Veränderungen ansehen, die alle ihren Grund
gleich in der ersten Veränderung haben, und die
also nothwendig, dafern diese Reihe von Verän-
derungen einmal angefangen ist, alle auf einander
erfolgen; und dieses System von Veränderungen
nun also, sage ich, wird durch Herfürbringung der
Frucht beschloßen, so daß die Frucht nemlich die
letzte Veränderung ist, welche ihren Grund in der
ersten Anlage oder auch in der vorhergehenden
Reihe der Veränderungen gehabt hat.

§. 79.
Beschaffen-
heit der Fruk-
tification, in-
sofern daraus
die Ursache zu
erkennen ist,
warum nach
ihrer Produk-
tion die Vege-
tation aufhö-
ret. Jhre
Theile sind
nichts anders
als modifi-
cirte Blätter.

Um nun zu wissen, was diese Fruk-
tification, wodurch die einmal deter-
minirte
Vegetation geendiget wird,
für ein Ding sey; so erinnern Sie sich
dasjenige wieder, was ich ebenfalls
schon in dem Vorhergehenden von ih-
ren Theilen gesagt habe. Sie wer-
den, wenn Sie wissen, was sie sey,
daraus bald die Ursache begreifen,
warum durch ihr die Vegetation geen-
diget werden müsse. Ueberdem da
durch den Grund der gleich beym An-

fange

6. Kap. Von der Conception.
Urſache in eben demſelben Vegetationspunkt, wor-
aus nemlich die bisherigen Blaͤtter, der Aſt ſelbſt,
und die Frucht mit der Blume entſtanden ſind, ge-
ſchehen koͤnte. Man muß die ganze Anlage zur
Hervorbringung neuer vor ſich beſtehender Theile,
ohne welcher dergleichen ganzen Anlage kein Blatt
allein entſtehen kann, als ein ganzes Syſtem von
Veraͤnderungen anſehen, die alle ihren Grund
gleich in der erſten Veraͤnderung haben, und die
alſo nothwendig, dafern dieſe Reihe von Veraͤn-
derungen einmal angefangen iſt, alle auf einander
erfolgen; und dieſes Syſtem von Veraͤnderungen
nun alſo, ſage ich, wird durch Herfuͤrbringung der
Frucht beſchloßen, ſo daß die Frucht nemlich die
letzte Veraͤnderung iſt, welche ihren Grund in der
erſten Anlage oder auch in der vorhergehenden
Reihe der Veraͤnderungen gehabt hat.

§. 79.
Beſchaffen-
heit der Fruk-
tification, in-
ſofern daraus
die Urſache zu
erkennen iſt,
warum nach
ihrer Produk-
tion die Vege-
tation aufhö-
ret. Jhre
Theile ſind
nichts anders
als modifi-
cirte Blätter.

Um nun zu wiſſen, was dieſe Fruk-
tification, wodurch die einmal deter-
minirte
Vegetation geendiget wird,
fuͤr ein Ding ſey; ſo erinnern Sie ſich
dasjenige wieder, was ich ebenfalls
ſchon in dem Vorhergehenden von ih-
ren Theilen geſagt habe. Sie wer-
den, wenn Sie wiſſen, was ſie ſey,
daraus bald die Urſache begreifen,
warum durch ihr die Vegetation geen-
diget werden muͤſſe. Ueberdem da
durch den Grund der gleich beym An-

fange
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">6. Kap. Von der Conception.</hi></fw><lb/>
Ur&#x017F;ache in eben dem&#x017F;elben Vegetationspunkt, wor-<lb/>
aus nemlich die bisherigen Bla&#x0364;tter, der A&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und die Frucht mit der Blume ent&#x017F;tanden &#x017F;ind, ge-<lb/>
&#x017F;chehen ko&#x0364;nte. Man muß die ganze Anlage zur<lb/>
Hervorbringung neuer vor &#x017F;ich be&#x017F;tehender Theile,<lb/>
ohne welcher dergleichen ganzen Anlage kein Blatt<lb/>
allein ent&#x017F;tehen kann, als ein ganzes Sy&#x017F;tem von<lb/>
Vera&#x0364;nderungen an&#x017F;ehen, die alle ihren Grund<lb/>
gleich in der er&#x017F;ten Vera&#x0364;nderung haben, und die<lb/>
al&#x017F;o nothwendig, dafern die&#x017F;e Reihe von Vera&#x0364;n-<lb/>
derungen einmal angefangen i&#x017F;t, alle auf einander<lb/>
erfolgen; und die&#x017F;es Sy&#x017F;tem von Vera&#x0364;nderungen<lb/>
nun al&#x017F;o, &#x017F;age ich, wird durch Herfu&#x0364;rbringung der<lb/>
Frucht be&#x017F;chloßen, &#x017F;o daß die Frucht nemlich die<lb/>
letzte Vera&#x0364;nderung i&#x017F;t, welche ihren Grund in der<lb/>
er&#x017F;ten Anlage oder auch in der vorhergehenden<lb/>
Reihe der Vera&#x0364;nderungen gehabt hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 79.</head><lb/>
            <note place="left">Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit der Fruk-<lb/>
tification, in-<lb/>
&#x017F;ofern daraus<lb/>
die Ur&#x017F;ache zu<lb/>
erkennen i&#x017F;t,<lb/>
warum nach<lb/>
ihrer Produk-<lb/>
tion die Vege-<lb/>
tation aufhö-<lb/>
ret. Jhre<lb/>
Theile &#x017F;ind<lb/>
nichts anders<lb/>
als modifi-<lb/>
cirte Blätter.</note>
            <p>Um nun zu wi&#x017F;&#x017F;en, was die&#x017F;e Fruk-<lb/>
tification, wodurch die einmal <hi rendition="#fr">deter-<lb/>
minirte</hi> Vegetation geendiget wird,<lb/>
fu&#x0364;r ein Ding &#x017F;ey; &#x017F;o erinnern Sie &#x017F;ich<lb/>
dasjenige wieder, was ich ebenfalls<lb/>
&#x017F;chon in dem Vorhergehenden von ih-<lb/>
ren Theilen ge&#x017F;agt habe. Sie wer-<lb/>
den, wenn Sie wi&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie &#x017F;ey,<lb/>
daraus bald die Ur&#x017F;ache begreifen,<lb/>
warum durch ihr die Vegetation geen-<lb/>
diget werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ueberdem da<lb/>
durch den Grund der gleich beym An-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fange</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0250] 6. Kap. Von der Conception. Urſache in eben demſelben Vegetationspunkt, wor- aus nemlich die bisherigen Blaͤtter, der Aſt ſelbſt, und die Frucht mit der Blume entſtanden ſind, ge- ſchehen koͤnte. Man muß die ganze Anlage zur Hervorbringung neuer vor ſich beſtehender Theile, ohne welcher dergleichen ganzen Anlage kein Blatt allein entſtehen kann, als ein ganzes Syſtem von Veraͤnderungen anſehen, die alle ihren Grund gleich in der erſten Veraͤnderung haben, und die alſo nothwendig, dafern dieſe Reihe von Veraͤn- derungen einmal angefangen iſt, alle auf einander erfolgen; und dieſes Syſtem von Veraͤnderungen nun alſo, ſage ich, wird durch Herfuͤrbringung der Frucht beſchloßen, ſo daß die Frucht nemlich die letzte Veraͤnderung iſt, welche ihren Grund in der erſten Anlage oder auch in der vorhergehenden Reihe der Veraͤnderungen gehabt hat. §. 79. Um nun zu wiſſen, was dieſe Fruk- tification, wodurch die einmal deter- minirte Vegetation geendiget wird, fuͤr ein Ding ſey; ſo erinnern Sie ſich dasjenige wieder, was ich ebenfalls ſchon in dem Vorhergehenden von ih- ren Theilen geſagt habe. Sie wer- den, wenn Sie wiſſen, was ſie ſey, daraus bald die Urſache begreifen, warum durch ihr die Vegetation geen- diget werden muͤſſe. Ueberdem da durch den Grund der gleich beym An- fange

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/250
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/250>, abgerufen am 21.11.2024.