zu so gut, als die äußere Fläche des Gelben im Ey. Dieses ist bey den Hühnern eben das, was bey den vierfüßigen Thieren der Kuchen ist. Es entstehen daher in demselben um so viel mehr Ge- fäße, die sich über dessen äußere Fläche ausbrei- ten, je stärker das junge Hühnchen anwächst. Auf dieser äußern Fläche also läßt sich die Entste- hung der Gefäße sehr deutlich wahrnehmen.
§. 33.
Diese Fläche ist im Anfange aus lauter kleinen Kügelchen zusam- men gesetzt, und man bemerkt an ihr nicht den geringsten Strich oder Li- nie, welche einem Gefäße ähnlich sähe. Nach und nach aber fängt sie an an verschiedenen Orten zu bersten und Rinnen zu bekommen, und die Stückchen, in welche sie zerspringt, stellen eben so viel kleine Jnseln vor. Die Rinnen sind die wahre erste Anfänge der Gefäße, und die kleine Jnseln sind die Zwischenräume derselben; denn im Anfange ist in jenen zwar nur eine subtilere flüßigere und bewegliche Materie enthalten; da- hingegen die Jnseln aus größern Kugeln bestehen, und dabey dicht und fest sind; allmählig aber fängt in eben diesen Rinnen das Blut selbst an, sich zu zeigen; sie continuiren alsdann offenbar mit den Gefäßen des jungen Hühnchens, und vermittelst diesen mit dem Herzen desselben. Jch habe keine Vorstellung in der Natur schöner gesehn, als diese. Aus diesem Versuche also ist klar, daß die
Gefäße
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der Gefaͤße ꝛc.
zu ſo gut, als die aͤußere Flaͤche des Gelben im Ey. Dieſes iſt bey den Huͤhnern eben das, was bey den vierfuͤßigen Thieren der Kuchen iſt. Es entſtehen daher in demſelben um ſo viel mehr Ge- faͤße, die ſich uͤber deſſen aͤußere Flaͤche ausbrei- ten, je ſtaͤrker das junge Huͤhnchen anwaͤchſt. Auf dieſer aͤußern Flaͤche alſo laͤßt ſich die Entſte- hung der Gefaͤße ſehr deutlich wahrnehmen.
§. 33.
Dieſe Flaͤche iſt im Anfange aus lauter kleinen Kuͤgelchen zuſam- men geſetzt, und man bemerkt an ihr nicht den geringſten Strich oder Li- nie, welche einem Gefaͤße aͤhnlich ſaͤhe. Nach und nach aber faͤngt ſie an an verſchiedenen Orten zu berſten und Rinnen zu bekommen, und die Stuͤckchen, in welche ſie zerſpringt, ſtellen eben ſo viel kleine Jnſeln vor. Die Rinnen ſind die wahre erſte Anfaͤnge der Gefaͤße, und die kleine Jnſeln ſind die Zwiſchenraͤume derſelben; denn im Anfange iſt in jenen zwar nur eine ſubtilere fluͤßigere und bewegliche Materie enthalten; da- hingegen die Jnſeln aus groͤßern Kugeln beſtehen, und dabey dicht und feſt ſind; allmaͤhlig aber faͤngt in eben dieſen Rinnen das Blut ſelbſt an, ſich zu zeigen; ſie continuiren alsdann offenbar mit den Gefaͤßen des jungen Huͤhnchens, und vermittelſt dieſen mit dem Herzen deſſelben. Jch habe keine Vorſtellung in der Natur ſchoͤner geſehn, als dieſe. Aus dieſem Verſuche alſo iſt klar, daß die
Gefaͤße
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der Gefaͤße ꝛc.
zu ſo gut, als die aͤußere Flaͤche des Gelben im
Ey. Dieſes iſt bey den Huͤhnern eben das, was
bey den vierfuͤßigen Thieren der Kuchen iſt. Es
entſtehen daher in demſelben um ſo viel mehr Ge-
faͤße, die ſich uͤber deſſen aͤußere Flaͤche ausbrei-
ten, je ſtaͤrker das junge Huͤhnchen anwaͤchſt.
Auf dieſer aͤußern Flaͤche alſo laͤßt ſich die Entſte-
hung der Gefaͤße ſehr deutlich wahrnehmen.
§. 33.
Dieſe Flaͤche iſt im Anfange
aus lauter kleinen Kuͤgelchen zuſam-
men geſetzt, und man bemerkt an ihr
nicht den geringſten Strich oder Li-
nie, welche einem Gefaͤße aͤhnlich ſaͤhe. Nach
und nach aber faͤngt ſie an an verſchiedenen Orten
zu berſten und Rinnen zu bekommen, und die
Stuͤckchen, in welche ſie zerſpringt, ſtellen eben
ſo viel kleine Jnſeln vor. Die Rinnen ſind die
wahre erſte Anfaͤnge der Gefaͤße, und die kleine
Jnſeln ſind die Zwiſchenraͤume derſelben; denn
im Anfange iſt in jenen zwar nur eine ſubtilere
fluͤßigere und bewegliche Materie enthalten; da-
hingegen die Jnſeln aus groͤßern Kugeln beſtehen,
und dabey dicht und feſt ſind; allmaͤhlig aber faͤngt
in eben dieſen Rinnen das Blut ſelbſt an, ſich zu
zeigen; ſie continuiren alsdann offenbar mit den
Gefaͤßen des jungen Huͤhnchens, und vermittelſt
dieſen mit dem Herzen deſſelben. Jch habe keine
Vorſtellung in der Natur ſchoͤner geſehn, als
dieſe. Aus dieſem Verſuche alſo iſt klar, daß die
Gefaͤße
Beobach-
tung, wodurch
ſie bewieſen
wird.
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/189>, abgerufen am 06.01.2025.
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