durch diese Substanz des Stengels durchdringt, und sich also auf diese Art selbst Wege macht, die vorhin nicht da waren, und die den Tropfen pro- portionirt sind. Wege aber, die vorhin nicht da wa- ren! Und hierbey fällt es Jhnen wieder ein, daß die Gefäße nichts anders sind, als bloße länglich- te Höhlen, als eben solche Wege, die vorhin nicht da waren! Darf ich nun noch wohl erklären wie die Gefäße entstehen?
§. 23.
Mit den Zellen in dem Saamenund der Bläs- chen. hat es eben dieselbe Bewandniß. Von dem zugeführten Nahrungssafte geht etwas sogleich in die vegetabilische Substanz über. Einiger Theil aber davon wird als Nahrungssaft in eignen Be- hältnißen aufgehoben. (denn dieses ist das Gesetz aller lebendigen Geschöpfe, daß sie mehr zu sich nehmen, als sie zur Ersetzung des Verlohrnen in ihrem Körper nöthig haben. Dadurch wer- den sie in den Stand gesetzt, sich nachhero, ohne von außen Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, eine lange Zeit zu erhalten. Bey den Thieren sammlet sich aus diesem Grunde das Fett an, welches zur Zeit der Nothwendigkeit aus allen und den kleinsten Zellen sehr geschickt wieder herfürgesucht wird. Die Pflanzen verwahren ih- ren überflüßigen Saft ebenfalls in ihren Zellen.) Nun sind aber in dem ersten Anfange des jungen Saamen noch keine Zellen da; der Saft also, wird sich, indem er sich in kleinen Tropfen ansammelt, durch die Ausdehnung der zarten Substanz des jun-
gen
der Gefaͤße ꝛc.
durch dieſe Subſtanz des Stengels durchdringt, und ſich alſo auf dieſe Art ſelbſt Wege macht, die vorhin nicht da waren, und die den Tropfen pro- portionirt ſind. Wege aber, die vorhin nicht da wa- ren! Und hierbey faͤllt es Jhnen wieder ein, daß die Gefaͤße nichts anders ſind, als bloße laͤnglich- te Hoͤhlen, als eben ſolche Wege, die vorhin nicht da waren! Darf ich nun noch wohl erklaͤren wie die Gefaͤße entſtehen?
§. 23.
Mit den Zellen in dem Saamenund der Bläs- chen. hat es eben dieſelbe Bewandniß. Von dem zugefuͤhrten Nahrungsſafte geht etwas ſogleich in die vegetabiliſche Subſtanz uͤber. Einiger Theil aber davon wird als Nahrungsſaft in eignen Be- haͤltnißen aufgehoben. (denn dieſes iſt das Geſetz aller lebendigen Geſchoͤpfe, daß ſie mehr zu ſich nehmen, als ſie zur Erſetzung des Verlohrnen in ihrem Koͤrper noͤthig haben. Dadurch wer- den ſie in den Stand geſetzt, ſich nachhero, ohne von außen Nahrungsmittel zu ſich zu nehmen, eine lange Zeit zu erhalten. Bey den Thieren ſammlet ſich aus dieſem Grunde das Fett an, welches zur Zeit der Nothwendigkeit aus allen und den kleinſten Zellen ſehr geſchickt wieder herfuͤrgeſucht wird. Die Pflanzen verwahren ih- ren uͤberfluͤßigen Saft ebenfalls in ihren Zellen.) Nun ſind aber in dem erſten Anfange des jungen Saamen noch keine Zellen da; der Saft alſo, wird ſich, indem er ſich in kleinen Tropfen anſammelt, durch die Ausdehnung der zarten Subſtanz des jun-
gen
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der Gefaͤße ꝛc.
durch dieſe Subſtanz des Stengels durchdringt,
und ſich alſo auf dieſe Art ſelbſt Wege macht, die
vorhin nicht da waren, und die den Tropfen pro-
portionirt ſind. Wege aber, die vorhin nicht da wa-
ren! Und hierbey faͤllt es Jhnen wieder ein, daß
die Gefaͤße nichts anders ſind, als bloße laͤnglich-
te Hoͤhlen, als eben ſolche Wege, die vorhin nicht
da waren! Darf ich nun noch wohl erklaͤren wie
die Gefaͤße entſtehen?
§. 23.
Mit den Zellen in dem Saamen
hat es eben dieſelbe Bewandniß. Von
dem zugefuͤhrten Nahrungsſafte geht etwas ſogleich
in die vegetabiliſche Subſtanz uͤber. Einiger Theil
aber davon wird als Nahrungsſaft in eignen Be-
haͤltnißen aufgehoben. (denn dieſes iſt das Geſetz
aller lebendigen Geſchoͤpfe, daß ſie mehr zu ſich
nehmen, als ſie zur Erſetzung des Verlohrnen in
ihrem Koͤrper noͤthig haben. Dadurch wer-
den ſie in den Stand geſetzt, ſich nachhero,
ohne von außen Nahrungsmittel zu ſich zu
nehmen, eine lange Zeit zu erhalten. Bey
den Thieren ſammlet ſich aus dieſem Grunde das
Fett an, welches zur Zeit der Nothwendigkeit aus
allen und den kleinſten Zellen ſehr geſchickt wieder
herfuͤrgeſucht wird. Die Pflanzen verwahren ih-
ren uͤberfluͤßigen Saft ebenfalls in ihren Zellen.)
Nun ſind aber in dem erſten Anfange des jungen
Saamen noch keine Zellen da; der Saft alſo, wird
ſich, indem er ſich in kleinen Tropfen anſammelt,
durch die Ausdehnung der zarten Subſtanz des jun-
gen
und der Bläs-
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/179>, abgerufen am 03.03.2025.
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