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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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1. Kap. Von der Eintheilung
Eintheilung gehöret zur vernünftigen Einrichtung
unsers Jnstituti; sie wird verhindern, daß wir
nicht so, wie jene Philosophen,, (pag. 4.) indem
wir glauben die Generation zu erklären, unver-
merkt zu Anatomisten werden, oder über den Bey-
schlaf philosophiren, oder sonst irgend eine andere
Sache, nur nicht die Generation, abhandeln.
Sie wird uns den kürzesten und leichtesten Weg
zu unserem Endzweck zeigen; und Sie werden
überdem dadurch in den Stand gesetzt werden, die
ganze Theorie desto deutlicher zu übersehn.

§. 2.

Wir sollen die Art und Weise zeigen wie die
verschiedene Theile eines organischen Körpers ge-
bildet werden, (pag. 7.) oder kürzer, wir sollen
ihre Entstehungsart erklären. Da aber diese
Theile bey den Pflanzen sowohl, als bey den Thie-
ren, besonders bey diesen letztern, so sehr verschie-
den sind; so sehen Sie leicht, daß sie unmöglich
alle auf einerley Art gebildet werden können. Wir
müssen also wissen, wie vielerley Arten von Thei-
len es gibt, die von einander verschieden, und
zwar aber so verschieden sind, daß sie deswegen eine
eigene Entstehungsart erfordern, oder daß ihre Ver-
schiedenheit einen Einfluß in die Art ihrer Forma-
tion hat. Es ist also nicht genug, Klassen zu ma-
chen, sondern diese müssen auch wesentlich seyn;
diejenige Theile, welche in eine Klasse gebracht wer-
den, müssen auch einerley Entstehungsart erfor-
dern, und es müssen keine Theile in verschiedene

Klas-

1. Kap. Von der Eintheilung
Eintheilung gehoͤret zur vernuͤnftigen Einrichtung
unſers Jnſtituti; ſie wird verhindern, daß wir
nicht ſo, wie jene Philoſophen,, (pag. 4.) indem
wir glauben die Generation zu erklaͤren, unver-
merkt zu Anatomiſten werden, oder uͤber den Bey-
ſchlaf philoſophiren, oder ſonſt irgend eine andere
Sache, nur nicht die Generation, abhandeln.
Sie wird uns den kuͤrzeſten und leichteſten Weg
zu unſerem Endzweck zeigen; und Sie werden
uͤberdem dadurch in den Stand geſetzt werden, die
ganze Theorie deſto deutlicher zu uͤberſehn.

§. 2.

Wir ſollen die Art und Weiſe zeigen wie die
verſchiedene Theile eines organiſchen Koͤrpers ge-
bildet werden, (pag. 7.) oder kuͤrzer, wir ſollen
ihre Entſtehungsart erklaͤren. Da aber dieſe
Theile bey den Pflanzen ſowohl, als bey den Thie-
ren, beſonders bey dieſen letztern, ſo ſehr verſchie-
den ſind; ſo ſehen Sie leicht, daß ſie unmoͤglich
alle auf einerley Art gebildet werden koͤnnen. Wir
muͤſſen alſo wiſſen, wie vielerley Arten von Thei-
len es gibt, die von einander verſchieden, und
zwar aber ſo verſchieden ſind, daß ſie deswegen eine
eigene Entſtehungsart erfordern, oder daß ihre Ver-
ſchiedenheit einen Einfluß in die Art ihrer Forma-
tion hat. Es iſt alſo nicht genug, Klaſſen zu ma-
chen, ſondern dieſe muͤſſen auch weſentlich ſeyn;
diejenige Theile, welche in eine Klaſſe gebracht wer-
den, muͤſſen auch einerley Entſtehungsart erfor-
dern, und es muͤſſen keine Theile in verſchiedene

Klaſ-
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[142/0164] 1. Kap. Von der Eintheilung Eintheilung gehoͤret zur vernuͤnftigen Einrichtung unſers Jnſtituti; ſie wird verhindern, daß wir nicht ſo, wie jene Philoſophen,, (pag. 4.) indem wir glauben die Generation zu erklaͤren, unver- merkt zu Anatomiſten werden, oder uͤber den Bey- ſchlaf philoſophiren, oder ſonſt irgend eine andere Sache, nur nicht die Generation, abhandeln. Sie wird uns den kuͤrzeſten und leichteſten Weg zu unſerem Endzweck zeigen; und Sie werden uͤberdem dadurch in den Stand geſetzt werden, die ganze Theorie deſto deutlicher zu uͤberſehn. §. 2. Wir ſollen die Art und Weiſe zeigen wie die verſchiedene Theile eines organiſchen Koͤrpers ge- bildet werden, (pag. 7.) oder kuͤrzer, wir ſollen ihre Entſtehungsart erklaͤren. Da aber dieſe Theile bey den Pflanzen ſowohl, als bey den Thie- ren, beſonders bey dieſen letztern, ſo ſehr verſchie- den ſind; ſo ſehen Sie leicht, daß ſie unmoͤglich alle auf einerley Art gebildet werden koͤnnen. Wir muͤſſen alſo wiſſen, wie vielerley Arten von Thei- len es gibt, die von einander verſchieden, und zwar aber ſo verſchieden ſind, daß ſie deswegen eine eigene Entſtehungsart erfordern, oder daß ihre Ver- ſchiedenheit einen Einfluß in die Art ihrer Forma- tion hat. Es iſt alſo nicht genug, Klaſſen zu ma- chen, ſondern dieſe muͤſſen auch weſentlich ſeyn; diejenige Theile, welche in eine Klaſſe gebracht wer- den, muͤſſen auch einerley Entſtehungsart erfor- dern, und es muͤſſen keine Theile in verſchiedene Klaſ-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/164>, abgerufen am 21.11.2024.