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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710.

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Kurtzer Unterricht
Das 10. Capitel.
Von den Optischen Schriff-
ten.

§. 1. Von den Alten hat einiges von der
Optick und Catoptrick Euclides aufgezeich-
net/ welches in der neuen Edition seiner
Wercke des Gregorii (§. 6) zu finden.

§. 2. Umb das Jahr Christi 1100 hat
Alhazen ein Araber ein grosses Werck von
der Optick geschrieben/ welches Fridericus
Risnerius
in VII Bücher und Capitel ge-
theilet. Aus ihm hat A. 1250 Vitellio, ein
Pole/ in seinen weitläuftigen 10 Büchern von
der Optick das meiste entlehnet. Es sind a-
ber beyde Wercke nicht sonderlich zu ach-
ten. Denn von der Dioptrick wuste man
dazumal fast gar nichts/ indem die Vergrös-
serungs- und die Fern-Gläser noch nicht er-
funden waren. Und in der Lehre von dem
Lichte und den Farben steckten sie in grossen
Vorurtheilen/ wie sie denn auch nicht die
wahre Beschaffenheit des Sehens verstun-
den.

§. 3. Die neuern haben meistens die Di-
optrick excoliret. Kepler hat zuerst A. 1611
zu Augspurg eine Dioptricam in 8. heraus
gegeben: allein dieses Büchlein ist noch sehr
unvollkommen. Cartesius hat in seiner Di-
optrica,
welche stets mit zu seinen Principiis
Philosophiae
gedruckt wird/ viel Physicali-

sche
Kurtzer Unterricht
Das 10. Capitel.
Von den Optiſchen Schriff-
ten.

§. 1. Von den Alten hat einiges von der
Optick und Catoptrick Euclides aufgezeich-
net/ welches in der neuen Edition ſeiner
Wercke des Gregorii (§. 6) zu finden.

§. 2. Umb das Jahr Chriſti 1100 hat
Alhazen ein Araber ein groſſes Werck von
der Optick geſchrieben/ welches Fridericus
Riſnerius
in VII Buͤcher und Capitel ge-
theilet. Aus ihm hat A. 1250 Vitellio, ein
Pole/ in ſeinen weitlaͤuftigen 10 Buͤchern von
der Optick das meiſte entlehnet. Es ſind a-
ber beyde Wercke nicht ſonderlich zu ach-
ten. Denn von der Dioptrick wuſte man
dazumal faſt gar nichts/ indem die Vergroͤſ-
ſerungs- und die Fern-Glaͤſer noch nicht er-
funden waren. Und in der Lehre von dem
Lichte und den Farben ſteckten ſie in groſſen
Vorurtheilen/ wie ſie denn auch nicht die
wahre Beſchaffenheit des Sehens verſtun-
den.

§. 3. Die neuern haben meiſtens die Di-
optrick excoliret. Kepler hat zuerſt A. 1611
zu Augſpurg eine Dioptricam in 8. heraus
gegeben: allein dieſes Buͤchlein iſt noch ſehr
unvollkommen. Carteſius hat in ſeiner Di-
optrica,
welche ſtets mit zu ſeinen Principiis
Philoſophiæ
gedruckt wird/ viel Phyſicali-

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[458/0492] Kurtzer Unterricht Das 10. Capitel. Von den Optiſchen Schriff- ten. §. 1. Von den Alten hat einiges von der Optick und Catoptrick Euclides aufgezeich- net/ welches in der neuen Edition ſeiner Wercke des Gregorii (§. 6) zu finden. §. 2. Umb das Jahr Chriſti 1100 hat Alhazen ein Araber ein groſſes Werck von der Optick geſchrieben/ welches Fridericus Riſnerius in VII Buͤcher und Capitel ge- theilet. Aus ihm hat A. 1250 Vitellio, ein Pole/ in ſeinen weitlaͤuftigen 10 Buͤchern von der Optick das meiſte entlehnet. Es ſind a- ber beyde Wercke nicht ſonderlich zu ach- ten. Denn von der Dioptrick wuſte man dazumal faſt gar nichts/ indem die Vergroͤſ- ſerungs- und die Fern-Glaͤſer noch nicht er- funden waren. Und in der Lehre von dem Lichte und den Farben ſteckten ſie in groſſen Vorurtheilen/ wie ſie denn auch nicht die wahre Beſchaffenheit des Sehens verſtun- den. §. 3. Die neuern haben meiſtens die Di- optrick excoliret. Kepler hat zuerſt A. 1611 zu Augſpurg eine Dioptricam in 8. heraus gegeben: allein dieſes Buͤchlein iſt noch ſehr unvollkommen. Carteſius hat in ſeiner Di- optrica, welche ſtets mit zu ſeinen Principiis Philoſophiæ gedruckt wird/ viel Phyſicali- ſche

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710. , S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710/492>, abgerufen am 21.11.2024.