Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.Anfangs-Gründe se der Nephritischen Tinctur die Farben können wie-der gegeben werden/ als die von mir in den Leipziger- Actis beschriebene Manier ist; so wird euch doch die- selbe auch nur umb des willen nicht mießfallen/ weil durch meinen Proceß die Farben viel schöner wieder- kommen/ als sie anfangs in der Tinctur waren. Un- ter diesen Experimenten ist sonderlich folgendes ange- nehm zu sehen/ welches Boyle zuerst entdecket. Wer- fet etwas von Mercurio sublimato in Wasser/ und lasset ihn in selbigem sich auflösen: so bleibet es gantz helle. Gießet etliche Tropfen von dem Oleo Tartari per deliquium hinein/ so wird das Wasser undurch- sichtig/ und bekommet die schönste Pomerantzen-Far- be. Tröpflet etliche Tropfen von dem Oleo Vitrioli hinein/ so verschwindet die Farbe/ und wird das Was- ser wieder gantz helle und durchsichtig wie vorhin. E- ben so angenehm läßet es/ wenn ihr Waßer auf gestos- sene Galläpfel gießet/ und anderes auf Vitriol/ her- nach beydes filtriret/ und unter einander mieschet; Denn so wird in einem Augenbliecke schwartze Dinte. Tröpflet aber etwas von Vitriol-Oele hinein; so wird dieschwartze Farbe verschwinden/ und wieder ein durchsichtiges Wasser aus der Dinte werden. Diese sonderbahre Begebenheiten/ sage ich/ können euch nicht seltsam vorkommen/ wenn ihr das gemercket/ was von den Farben gesaget worden. Denn die Far- ben erfordern nur/ daß die Strahlen des Lichtes auf eine besondere Art von einander getrennet/ und mit einander vermieschet werden: welches beydes gar wohl theils durch die Reflexion/ theils durch die Re- fraction geschehen kan/ wenn die Lage der kleinen Theilgen in den flüßigen Materien verändert wird. Die 5. Anmerckung. 67. Da die Cörper bloß umb des willen verschiede- bohr-
Anfangs-Gruͤnde ſe der Nephritiſchen Tinctur die Farben koͤnnen wie-der gegeben werden/ als die von mir in den Leipziger- Actis beſchriebene Manier iſt; ſo wird euch doch die- ſelbe auch nur umb des willen nicht mießfallen/ weil durch meinen Proceß die Farben viel ſchoͤner wieder- kommen/ als ſie anfangs in der Tinctur waren. Un- ter dieſen Experimenten iſt ſonderlich folgendes ange- nehm zu ſehen/ welches Boyle zuerſt entdecket. Wer- fet etwas von Mercurio ſublimato in Waſſer/ und laſſet ihn in ſelbigem ſich aufloͤſen: ſo bleibet es gantz helle. Gießet etliche Tropfen von dem Oleo Tartari per deliquium hinein/ ſo wird das Waſſer undurch- ſichtig/ und bekommet die ſchoͤnſte Pomerantzen-Far- be. Troͤpflet etliche Tropfen von dem Oleo Vitrioli hinein/ ſo verſchwindet die Farbe/ und wird das Waſ- ſer wieder gantz helle und durchſichtig wie vorhin. E- ben ſo angenehm laͤßet es/ wenn ihr Waßer auf geſtoſ- ſene Gallaͤpfel gießet/ und anderes auf Vitriol/ her- nach beydes filtriret/ und unter einander mieſchet; Denn ſo wird in einem Augenbliecke ſchwartze Dinte. Troͤpflet aber etwas von Vitriol-Oele hinein; ſo wird dieſchwartze Farbe verſchwinden/ und wieder ein durchſichtiges Waſſer aus der Dinte werden. Dieſe ſonderbahre Begebenheiten/ ſage ich/ koͤnnen euch nicht ſeltſam vorkommen/ wenn ihr das gemercket/ was von den Farben geſaget worden. Denn die Far- ben erfordern nur/ daß die Strahlen des Lichtes auf eine beſondere Art von einander getrennet/ und mit einander vermieſchet werden: welches beydes gar wohl theils durch die Reflexion/ theils durch die Re- fraction geſchehen kan/ wenn die Lage der kleinen Theilgen in den fluͤßigen Materien veraͤndert wird. Die 5. Anmerckung. 67. Da die Coͤrper bloß umb des willen verſchiede- bohr-
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Anfangs-Gruͤnde
ſe der Nephritiſchen Tinctur die Farben koͤnnen wie-
der gegeben werden/ als die von mir in den Leipziger-
Actis beſchriebene Manier iſt; ſo wird euch doch die-
ſelbe auch nur umb des willen nicht mießfallen/ weil
durch meinen Proceß die Farben viel ſchoͤner wieder-
kommen/ als ſie anfangs in der Tinctur waren. Un-
ter dieſen Experimenten iſt ſonderlich folgendes ange-
nehm zu ſehen/ welches Boyle zuerſt entdecket. Wer-
fet etwas von Mercurio ſublimato in Waſſer/ und
laſſet ihn in ſelbigem ſich aufloͤſen: ſo bleibet es gantz
helle. Gießet etliche Tropfen von dem Oleo Tartari
per deliquium hinein/ ſo wird das Waſſer undurch-
ſichtig/ und bekommet die ſchoͤnſte Pomerantzen-Far-
be. Troͤpflet etliche Tropfen von dem Oleo Vitrioli
hinein/ ſo verſchwindet die Farbe/ und wird das Waſ-
ſer wieder gantz helle und durchſichtig wie vorhin. E-
ben ſo angenehm laͤßet es/ wenn ihr Waßer auf geſtoſ-
ſene Gallaͤpfel gießet/ und anderes auf Vitriol/ her-
nach beydes filtriret/ und unter einander mieſchet;
Denn ſo wird in einem Augenbliecke ſchwartze Dinte.
Troͤpflet aber etwas von Vitriol-Oele hinein; ſo
wird dieſchwartze Farbe verſchwinden/ und wieder ein
durchſichtiges Waſſer aus der Dinte werden. Dieſe
ſonderbahre Begebenheiten/ ſage ich/ koͤnnen euch
nicht ſeltſam vorkommen/ wenn ihr das gemercket/
was von den Farben geſaget worden. Denn die Far-
ben erfordern nur/ daß die Strahlen des Lichtes auf
eine beſondere Art von einander getrennet/ und
mit einander vermieſchet werden: welches beydes gar
wohl theils durch die Reflexion/ theils durch die Re-
fraction geſchehen kan/ wenn die Lage der kleinen
Theilgen in den fluͤßigen Materien veraͤndert wird.
Die 5. Anmerckung.
67. Da die Coͤrper bloß umb des willen verſchiede-
ne Farben haben/ weil die kleinen Theilgen an ihren
Flachen nicht einerley Lage haben; ſo koͤnnet
ihr begreiffen/ wie es moͤglich ſey/ daß ein Blindge-
bohr-
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/36>, abgerufen am 22.02.2025. |