Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Anfangs-Gründe
der
Astronomie.

Der erste Theil.
Von der Betrachtung des Welt-
Gebäudes/ wie es in unsere Sin-
nen fället.
Die 1. Erklährung.

1. Die Astronomie ist eine Wissen-
schafft von dem grossen Welt-Gebäu-
de/ und der darinnen sich ereignenden
Veränderungen.

Anmerckung.

2. Es ist schon in der Vorrede erinnert worden/
daß ihr das Welt-Gebäude auf zweyerley Art be-
trachten könnet/ entweder wie es sich euren Sinnen
oder wie es sich eurem Verstande vorstellet. Daher
theilen wir/ wie gewöhnlich/ die Astronomie in zwey
Theile. Jn dem ersten sol gezeiget werden/ wie das
Welt-Gebäude sich unseren Sinnen vorstellet/ wenn
wir auf dem Erdboden stehen/ und die Gesetze der
Erscheinungen untersuchen/ welche die Jnwohner der
Erde in dem Himmel wahrnehmen. Jn dem ande-
ren Theile wollen wir die Natur und Eigenschafften
der Welt-Cörper/ die wahre Beschaffenheit des
Welt-Baues/ und die wahren Gesetze der Bewegung
untersuchen. Der erste Theil ist bisher Sphaerica, der
andere aber Theorica genennet worden. Jn dem er-
sten werdet ihr sehen/ daß die Erscheinungen eben so
eine nöthige Verknüpfung miteinander haben/ als
die wahren Begebenheiten.

Die
L 5
Anfangs-Gruͤnde
der
Aſtronomie.

Der erſte Theil.
Von der Betrachtung des Welt-
Gebaͤudes/ wie es in unſere Sin-
nen faͤllet.
Die 1. Erklaͤhrung.

1. Die Aſtronomie iſt eine Wiſſen-
ſchafft von dem groſſen Welt-Gebaͤu-
de/ und der darinnen ſich ereignenden
Veraͤnderungen.

Anmerckung.

2. Es iſt ſchon in der Vorrede erinnert worden/
daß ihr das Welt-Gebaͤude auf zweyerley Art be-
trachten koͤnnet/ entweder wie es ſich euren Sinnen
oder wie es ſich eurem Verſtande vorſtellet. Daher
theilen wir/ wie gewoͤhnlich/ die Aſtronomie in zwey
Theile. Jn dem erſten ſol gezeiget werden/ wie das
Welt-Gebaͤude ſich unſeren Sinnen vorſtellet/ wenn
wir auf dem Erdboden ſtehen/ und die Geſetze der
Erſcheinungen unterſuchen/ welche die Jnwohner der
Erde in dem Himmel wahrnehmen. Jn dem ande-
ren Theile wollen wir die Natur und Eigenſchafften
der Welt-Coͤrper/ die wahre Beſchaffenheit des
Welt-Baues/ und die wahren Geſetze der Bewegung
unterſuchen. Der erſte Theil iſt bisher Sphærica, der
andere aber Theorica genennet worden. Jn dem er-
ſten werdet ihr ſehen/ daß die Erſcheinungen eben ſo
eine noͤthige Verknuͤpfung miteinander haben/ als
die wahren Begebenheiten.

Die
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0185" n="161"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde<lb/>
der<lb/>
A&#x017F;tronomie.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Der er&#x017F;te Theil.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von der Betrachtung des Welt-<lb/>
Geba&#x0364;udes/ wie es in un&#x017F;ere Sin-<lb/>
nen fa&#x0364;llet.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die 1. Erkla&#x0364;hrung.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#b">1. Die A&#x017F;tronomie</hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t eine Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft von dem gro&#x017F;&#x017F;en Welt-Geba&#x0364;u-<lb/>
de/ und der darinnen &#x017F;ich ereignenden<lb/>
Vera&#x0364;nderungen.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>2. Es i&#x017F;t &#x017F;chon in der Vorrede erinnert worden/<lb/>
daß ihr das Welt-Geba&#x0364;ude auf zweyerley Art be-<lb/>
trachten ko&#x0364;nnet/ entweder wie es &#x017F;ich euren Sinnen<lb/>
oder wie es &#x017F;ich eurem Ver&#x017F;tande vor&#x017F;tellet. Daher<lb/>
theilen wir/ wie gewo&#x0364;hnlich/ die A&#x017F;tronomie in zwey<lb/>
Theile. Jn dem er&#x017F;ten &#x017F;ol gezeiget werden/ wie das<lb/>
Welt-Geba&#x0364;ude &#x017F;ich un&#x017F;eren Sinnen vor&#x017F;tellet/ wenn<lb/>
wir auf dem Erdboden &#x017F;tehen/ und die Ge&#x017F;etze der<lb/>
Er&#x017F;cheinungen unter&#x017F;uchen/ welche die Jnwohner der<lb/>
Erde in dem Himmel wahrnehmen. Jn dem ande-<lb/>
ren Theile wollen wir die Natur und Eigen&#x017F;chafften<lb/>
der Welt-Co&#x0364;rper/ die wahre Be&#x017F;chaffenheit des<lb/>
Welt-Baues/ und die wahren Ge&#x017F;etze der Bewegung<lb/>
unter&#x017F;uchen. Der er&#x017F;te Theil i&#x017F;t bisher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sphærica,</hi></hi> der<lb/>
andere aber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theorica</hi></hi> genennet worden. Jn dem er-<lb/>
&#x017F;ten werdet ihr &#x017F;ehen/ daß die Er&#x017F;cheinungen eben &#x017F;o<lb/>
eine no&#x0364;thige Verknu&#x0364;pfung miteinander haben/ als<lb/>
die wahren Begebenheiten.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0185] Anfangs-Gruͤnde der Aſtronomie. Der erſte Theil. Von der Betrachtung des Welt- Gebaͤudes/ wie es in unſere Sin- nen faͤllet. Die 1. Erklaͤhrung. 1. Die Aſtronomie iſt eine Wiſſen- ſchafft von dem groſſen Welt-Gebaͤu- de/ und der darinnen ſich ereignenden Veraͤnderungen. Anmerckung. 2. Es iſt ſchon in der Vorrede erinnert worden/ daß ihr das Welt-Gebaͤude auf zweyerley Art be- trachten koͤnnet/ entweder wie es ſich euren Sinnen oder wie es ſich eurem Verſtande vorſtellet. Daher theilen wir/ wie gewoͤhnlich/ die Aſtronomie in zwey Theile. Jn dem erſten ſol gezeiget werden/ wie das Welt-Gebaͤude ſich unſeren Sinnen vorſtellet/ wenn wir auf dem Erdboden ſtehen/ und die Geſetze der Erſcheinungen unterſuchen/ welche die Jnwohner der Erde in dem Himmel wahrnehmen. Jn dem ande- ren Theile wollen wir die Natur und Eigenſchafften der Welt-Coͤrper/ die wahre Beſchaffenheit des Welt-Baues/ und die wahren Geſetze der Bewegung unterſuchen. Der erſte Theil iſt bisher Sphærica, der andere aber Theorica genennet worden. Jn dem er- ſten werdet ihr ſehen/ daß die Erſcheinungen eben ſo eine noͤthige Verknuͤpfung miteinander haben/ als die wahren Begebenheiten. Die L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/185
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/185>, abgerufen am 21.12.2024.