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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
Forst nach den Regeln der Eurythmie
herausgeführet werden.

Beweiß.

Wenn der Schorstein niedrieger ist als
der Forst/ und der Wind bläset über das
Dach herüber/ so jaget er den Rauch zurü-
cke/ und lässet ihn nicht heraus steigen. Eben
dieses geschiehet/ wenn er von der Seite/ wo
die Feuer-Mauer stehet/ starck wieder das
Dach bläset/ indem er zurücke prallet/ und
allso sich dem Aufsteigen des Rauches wie-
dersetzet. Wenn die Sonne scheinet/ so
werden die Dachziegel sehr warm/ und von
dieser Wärme dehnet sich die Luft umb die
Feuer-Mauer mehr aus/ als die über dem
Dache. Da sie nun keinen bequemeren
Raum findet/ wo sie hinweichen kan/ als den
Schorstein; so wiedersetzet sie sich abermals
dem aufsteigenden Rauche/ und treibet ihn
zurücke. Derowegen muß in allen diesen
Fällen die Feuer-Mauer rauchen. Da
nun die gröste Tugend derfelben ist/ daß sie
nicht rauchet (§. 429); so ist allerdings nö-
thig/ daß sie über den Forst des Hauses her-
aus geführet werde. Welches das erste
war.

Da nun aber die Eurythmie überall in
acht zu nehmen (§. 68); muß man sie auch
hier nicht vergessen: welches das andere
war.

437.

Anfangs-Gruͤnde
Forſt nach den Regeln der Eurythmie
herausgefuͤhret werden.

Beweiß.

Wenn der Schorſtein niedrieger iſt als
der Forſt/ und der Wind blaͤſet uͤber das
Dach heruͤber/ ſo jaget er den Rauch zuruͤ-
cke/ und laͤſſet ihn nicht heraus ſteigen. Eben
dieſes geſchiehet/ wenn er von der Seite/ wo
die Feuer-Mauer ſtehet/ ſtarck wieder das
Dach blaͤſet/ indem er zuruͤcke prallet/ und
allſo ſich dem Aufſteigen des Rauches wie-
derſetzet. Wenn die Sonne ſcheinet/ ſo
werden die Dachziegel ſehr warm/ und von
dieſer Waͤrme dehnet ſich die Luft umb die
Feuer-Mauer mehr aus/ als die uͤber dem
Dache. Da ſie nun keinen bequemeren
Raum findet/ wo ſie hinweichen kan/ als den
Schorſtein; ſo wiederſetzet ſie ſich abermals
dem aufſteigenden Rauche/ und treibet ihn
zuruͤcke. Derowegen muß in allen dieſen
Faͤllen die Feuer-Mauer rauchen. Da
nun die groͤſte Tugend derfelben iſt/ daß ſie
nicht rauchet (§. 429); ſo iſt allerdings noͤ-
thig/ daß ſie uͤber den Forſt des Hauſes her-
aus gefuͤhret werde. Welches das erſte
war.

Da nun aber die Eurythmie uͤberall in
acht zu nehmen (§. 68); muß man ſie auch
hier nicht vergeſſen: welches das andere
war.

437.
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[462/0594] Anfangs-Gruͤnde Forſt nach den Regeln der Eurythmie herausgefuͤhret werden. Beweiß. Wenn der Schorſtein niedrieger iſt als der Forſt/ und der Wind blaͤſet uͤber das Dach heruͤber/ ſo jaget er den Rauch zuruͤ- cke/ und laͤſſet ihn nicht heraus ſteigen. Eben dieſes geſchiehet/ wenn er von der Seite/ wo die Feuer-Mauer ſtehet/ ſtarck wieder das Dach blaͤſet/ indem er zuruͤcke prallet/ und allſo ſich dem Aufſteigen des Rauches wie- derſetzet. Wenn die Sonne ſcheinet/ ſo werden die Dachziegel ſehr warm/ und von dieſer Waͤrme dehnet ſich die Luft umb die Feuer-Mauer mehr aus/ als die uͤber dem Dache. Da ſie nun keinen bequemeren Raum findet/ wo ſie hinweichen kan/ als den Schorſtein; ſo wiederſetzet ſie ſich abermals dem aufſteigenden Rauche/ und treibet ihn zuruͤcke. Derowegen muß in allen dieſen Faͤllen die Feuer-Mauer rauchen. Da nun die groͤſte Tugend derfelben iſt/ daß ſie nicht rauchet (§. 429); ſo iſt allerdings noͤ- thig/ daß ſie uͤber den Forſt des Hauſes her- aus gefuͤhret werde. Welches das erſte war. Da nun aber die Eurythmie uͤberall in acht zu nehmen (§. 68); muß man ſie auch hier nicht vergeſſen: welches das andere war. 437.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/594>, abgerufen am 21.11.2024.