Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
der Bau-Kunst.
Die 9. Aufgabe.

269. Einen guten Mörtel zu Ver-
bindung der Steine und
Ziegel in Mau-
ren zu bereiten.

Auflösung.

Rühret in Wasser 3/4 gegrabenen Sand
mit 1/4 Kalck/ oder 2/3 Fließsand/ und 1/3 Ziegel-
Grieß mit 1/3 Kalck ein/ und sparet keine Mü-
he die Speise wohl durcheinander zu rüh-
ren.

Der 4. Lehrsatz.

270. Die Mauren müssen alle senck-
recht aufgeführet werden.

Beweiß.

Denn sie drucken vermöge ihrer Schwee-
re nach senckrechten Linien auf den Grund.
Was aber über die senckrechte Linien aus-
warts stünde/ wäre ungegründet/ und allso
verwerflich (§. 75). Wenn aber von der
senckrechten Linie die Mauer einwarts nach
und nach wie die Grundmauer zurücke gezo-
gen würde/ legte sich der Staub auf dieselbe
und könte sie nicht lange reine bleiben. Dero-
wegen ist nöthig/ daß die Mauer nach senck-
rechten Linien aufgeführet werde. W. Z. E.

Zusatz.

271. Damit die Mauren nebst den Gewöl-
ben von dem Perpendicul nirgends abweichen/
müssen sie an den Ecken stärcker als an den ü-
briegen Orten zubereitet werden.

Der
B b 3
der Bau-Kunſt.
Die 9. Aufgabe.

269. Einen guten Moͤrtel zu Ver-
bindung der Steine und
Ziegel in Mau-
ren zu bereiten.

Aufloͤſung.

Ruͤhret in Waſſer ¾ gegrabenen Sand
mit ¼ Kalck/ oder ⅔ Fließſand/ und ⅓ Ziegel-
Grieß mit ⅓ Kalck ein/ und ſparet keine Muͤ-
he die Speiſe wohl durcheinander zu ruͤh-
ren.

Der 4. Lehrſatz.

270. Die Mauren muͤſſen alle ſenck-
recht aufgefuͤhret werden.

Beweiß.

Denn ſie drucken vermoͤge ihrer Schwee-
re nach ſenckrechten Linien auf den Grund.
Was aber uͤber die ſenckrechte Linien aus-
warts ſtuͤnde/ waͤre ungegruͤndet/ und allſo
verwerflich (§. 75). Wenn aber von der
ſenckrechten Linie die Mauer einwarts nach
und nach wie die Grundmauer zuruͤcke gezo-
gen wuͤrde/ legte ſich der Staub auf dieſelbe
und koͤnte ſie nicht lange reine bleiben. Dero-
wegen iſt noͤthig/ daß die Mauer nach ſenck-
rechten Linien aufgefuͤhret werde. W. Z. E.

Zuſatz.

271. Damit die Mauren nebſt den Gewoͤl-
ben von dem Perpendicul nirgends abweichẽ/
muͤſſen ſie an den Ecken ſtaͤrcker als an den uͤ-
briegen Orten zubereitet werden.

Der
B b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0521" n="389"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Bau-Kun&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Die 9. Aufgabe.</hi> </head><lb/>
              <p>269. <hi rendition="#fr">Einen guten Mo&#x0364;rtel zu</hi> V<hi rendition="#fr">er-<lb/>
bindung der Steine und</hi> Z<hi rendition="#fr">iegel in Mau-<lb/>
ren zu bereiten.</hi></p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Auflo&#x0364;&#x017F;ung.</hi> </head><lb/>
                <p>Ru&#x0364;hret in Wa&#x017F;&#x017F;er ¾ gegrabenen Sand<lb/>
mit ¼ Kalck/ oder &#x2154; Fließ&#x017F;and/ und &#x2153; Ziegel-<lb/>
Grieß mit &#x2153; Kalck ein/ und &#x017F;paret keine Mu&#x0364;-<lb/>
he die Spei&#x017F;e wohl durcheinander zu ru&#x0364;h-<lb/>
ren.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Der 4. Lehr&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
              <p>270. <hi rendition="#fr">Die Mauren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle &#x017F;enck-<lb/>
recht aufgefu&#x0364;hret werden.</hi></p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
                <p>Denn &#x017F;ie drucken vermo&#x0364;ge ihrer Schwee-<lb/>
re nach &#x017F;enckrechten Linien auf den Grund.<lb/>
Was aber u&#x0364;ber die &#x017F;enckrechte Linien aus-<lb/>
warts &#x017F;tu&#x0364;nde/ wa&#x0364;re ungegru&#x0364;ndet/ und all&#x017F;o<lb/>
verwerflich (§. 75). Wenn aber von der<lb/>
&#x017F;enckrechten Linie die Mauer einwarts nach<lb/>
und nach wie die Grundmauer zuru&#x0364;cke gezo-<lb/>
gen wu&#x0364;rde/ legte &#x017F;ich der Staub auf die&#x017F;elbe<lb/>
und ko&#x0364;nte &#x017F;ie nicht lange reine bleiben. Dero-<lb/>
wegen i&#x017F;t no&#x0364;thig/ daß die Mauer nach &#x017F;enck-<lb/>
rechten Linien aufgefu&#x0364;hret werde. W. Z. E.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>271. Damit die Mauren neb&#x017F;t den Gewo&#x0364;l-<lb/>
ben von dem Perpendicul nirgends abweiche&#x0303;/<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie an den Ecken &#x017F;ta&#x0364;rcker als an den u&#x0364;-<lb/>
briegen Orten zubereitet werden.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B b 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0521] der Bau-Kunſt. Die 9. Aufgabe. 269. Einen guten Moͤrtel zu Ver- bindung der Steine und Ziegel in Mau- ren zu bereiten. Aufloͤſung. Ruͤhret in Waſſer ¾ gegrabenen Sand mit ¼ Kalck/ oder ⅔ Fließſand/ und ⅓ Ziegel- Grieß mit ⅓ Kalck ein/ und ſparet keine Muͤ- he die Speiſe wohl durcheinander zu ruͤh- ren. Der 4. Lehrſatz. 270. Die Mauren muͤſſen alle ſenck- recht aufgefuͤhret werden. Beweiß. Denn ſie drucken vermoͤge ihrer Schwee- re nach ſenckrechten Linien auf den Grund. Was aber uͤber die ſenckrechte Linien aus- warts ſtuͤnde/ waͤre ungegruͤndet/ und allſo verwerflich (§. 75). Wenn aber von der ſenckrechten Linie die Mauer einwarts nach und nach wie die Grundmauer zuruͤcke gezo- gen wuͤrde/ legte ſich der Staub auf dieſelbe und koͤnte ſie nicht lange reine bleiben. Dero- wegen iſt noͤthig/ daß die Mauer nach ſenck- rechten Linien aufgefuͤhret werde. W. Z. E. Zuſatz. 271. Damit die Mauren nebſt den Gewoͤl- ben von dem Perpendicul nirgends abweichẽ/ muͤſſen ſie an den Ecken ſtaͤrcker als an den uͤ- briegen Orten zubereitet werden. Der B b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/521
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/521>, abgerufen am 21.11.2024.