Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

der Bau-Kunst.
Unerachtet aber die Römer und die neuen
Bau-Meister in ihren Wercken dieselben
durchgehends an den Frontons behalten; so
hat dennoch Goldmann sich mit Recht für
den Vitruvium erklähret.

Der 5. Zusatz.

252. Weil die Höhe des Daches theils
nach der Beschaffenheit der Witterungen in
einem Orte/ theils nach der Materie/ daraus
es gemacht wird/ bald hoch/ bald niedrieg
aufgeführet worden; so haben auch die Bau-
meister in den Wercken der Antiqvität bald
hohe/ bald niedrige Frontons gemacht.

Anmerckung.

213. Weil man in Griechenland nicht mit starckem
Regen belästiget ward/ machten sie sehr niedrige Dä-
cher/ und folgends niedrige Frontons. Hingegen
die Römer machten sie schon höher/ weil es bey ihnen
stärcker regnete. Scamozzi (lib. 6. c. 12.) giebt der
Höhe des Giebel-Feldes von der Breite des Kar-
niesses oder von der Auslaufung des ersten Glie-
des unter dem Karnieße oder Rinnleisten im Karnies-
se des Hauptgesimses; wie in dem Portal des Pan-
theon
zu Rom befindlich. Blondell (Cours d'
Architecture part. 2. lib. 7, c. 2. f.
138.) lobet diese
Proportion für allen andern. Goldmann machet
die Höhe des Frontons der Säulen Weite zur Sei-
ten gleich. Serlius (lib 4. c. 6.) giebt folgende Re-
gel.

1. Theilet die Breite des Karnießes AB in 2 gleicheTab.
XXIV.
Fig.
44.

Theile in C (§. 112 Geom.)
2. Richtet in C ein Perpendicul AD auf (§. 89.
Geom.) so groß als AC.
3. Aus
A a

der Bau-Kunſt.
Unerachtet aber die Roͤmer und die neuen
Bau-Meiſter in ihren Wercken dieſelben
durchgehends an den Frontons behalten; ſo
hat dennoch Goldmann ſich mit Recht fuͤr
den Vitruvium erklaͤhret.

Der 5. Zuſatz.

252. Weil die Hoͤhe des Daches theils
nach der Beſchaffenheit der Witterungen in
einem Orte/ theils nach der Materie/ daraus
es gemacht wird/ bald hoch/ bald niedrieg
aufgefuͤhret worden; ſo haben auch die Bau-
meiſter in den Wercken der Antiqvitaͤt bald
hohe/ bald niedrige Frontons gemacht.

Anmerckung.

213. Weil man in Griechenland nicht mit ſtarckem
Regen belaͤſtiget ward/ machten ſie ſehr niedrige Daͤ-
cher/ und folgends niedrige Frontons. Hingegen
die Roͤmer machten ſie ſchon hoͤher/ weil es bey ihnen
ſtaͤrcker regnete. Scamozzi (lib. 6. c. 12.) giebt der
Hoͤhe des Giebel-Feldes von der Breite des Kar-
nieſſes oder von der Auslaufung des erſten Glie-
des unter dem Karnieße oder Rinnleiſten im Karnieſ-
ſe des Hauptgeſimſes; wie in dem Portal des Pan-
theon
zu Rom befindlich. Blondell (Cours d’
Architecture part. 2. lib. 7, c. 2. f.
138.) lobet dieſe
Proportion fuͤr allen andern. Goldmann machet
die Hoͤhe des Frontons der Saͤulen Weite zur Sei-
ten gleich. Serlius (lib 4. c. 6.) giebt folgende Re-
gel.

1. Theilet die Breite des Karnießes AB in 2 gleicheTab.
XXIV.
Fig.
44.

Theile in C (§. 112 Geom.)
2. Richtet in C ein Perpendicul AD auf (§. 89.
Geom.) ſo groß als AC.
3. Aus
A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0501" n="369"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Bau-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Unerachtet aber die Ro&#x0364;mer und die neuen<lb/>
Bau-Mei&#x017F;ter in ihren Wercken die&#x017F;elben<lb/>
durchgehends an den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Frontons</hi></hi> behalten; &#x017F;o<lb/>
hat dennoch <hi rendition="#fr">Goldmann</hi> &#x017F;ich mit Recht fu&#x0364;r<lb/>
den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vitruvium</hi></hi> erkla&#x0364;hret.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 5. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>252. Weil die Ho&#x0364;he des Daches theils<lb/>
nach der Be&#x017F;chaffenheit der Witterungen in<lb/>
einem Orte/ theils nach der Materie/ daraus<lb/>
es gemacht wird/ bald hoch/ bald niedrieg<lb/>
aufgefu&#x0364;hret worden; &#x017F;o haben auch die Bau-<lb/>
mei&#x017F;ter in den Wercken der Antiqvita&#x0364;t bald<lb/>
hohe/ bald niedrige <hi rendition="#aq">Frontons</hi> gemacht.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>213. Weil man in Griechenland nicht mit &#x017F;tarckem<lb/>
Regen bela&#x0364;&#x017F;tiget ward/ machten &#x017F;ie &#x017F;ehr niedrige Da&#x0364;-<lb/>
cher/ und folgends niedrige <hi rendition="#aq">Frontons.</hi> Hingegen<lb/>
die Ro&#x0364;mer machten &#x017F;ie &#x017F;chon ho&#x0364;her/ weil es bey ihnen<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcker regnete. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Scamozzi</hi> (lib. 6. c.</hi> 12.) giebt der<lb/>
Ho&#x0364;he des Giebel-Feldes <formula notation="TeX">\frac {2}{9}</formula> von der Breite des Kar-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;es oder <formula notation="TeX">\frac {4}{9}</formula> von der Auslaufung des er&#x017F;ten Glie-<lb/>
des unter dem Karnieße oder Rinnlei&#x017F;ten im Karnie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e des Hauptge&#x017F;im&#x017F;es; wie in dem Portal des <hi rendition="#aq">Pan-<lb/>
theon</hi> zu Rom befindlich. <hi rendition="#fr">Blondell</hi> (<hi rendition="#aq">Cours d&#x2019;<lb/>
Architecture part. 2. lib. 7, c. 2. f.</hi> 138.) lobet die&#x017F;e<lb/>
Proportion fu&#x0364;r allen andern. <hi rendition="#fr">Goldmann</hi> machet<lb/>
die Ho&#x0364;he des <hi rendition="#aq">Frontons</hi> der Sa&#x0364;ulen Weite zur Sei-<lb/>
ten gleich. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Serlius</hi> (lib 4. c.</hi> 6.) giebt folgende Re-<lb/>
gel.</p><lb/>
                <list>
                  <item>1. Theilet die Breite des Karnießes <hi rendition="#aq">AB</hi> in 2 gleiche<note place="right"><hi rendition="#aq">Tab.<lb/>
XXIV.<lb/>
Fig.</hi> 44.</note><lb/>
Theile in <hi rendition="#aq">C (§. 112 Geom.)</hi></item><lb/>
                  <item>2. Richtet in <hi rendition="#aq">C</hi> ein Perpendicul <hi rendition="#aq">AD</hi> auf (§. 89.<lb/><hi rendition="#aq">Geom.</hi>) &#x017F;o groß als <hi rendition="#aq">AC.</hi></item>
                </list><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">A a</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">3. Aus</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0501] der Bau-Kunſt. Unerachtet aber die Roͤmer und die neuen Bau-Meiſter in ihren Wercken dieſelben durchgehends an den Frontons behalten; ſo hat dennoch Goldmann ſich mit Recht fuͤr den Vitruvium erklaͤhret. Der 5. Zuſatz. 252. Weil die Hoͤhe des Daches theils nach der Beſchaffenheit der Witterungen in einem Orte/ theils nach der Materie/ daraus es gemacht wird/ bald hoch/ bald niedrieg aufgefuͤhret worden; ſo haben auch die Bau- meiſter in den Wercken der Antiqvitaͤt bald hohe/ bald niedrige Frontons gemacht. Anmerckung. 213. Weil man in Griechenland nicht mit ſtarckem Regen belaͤſtiget ward/ machten ſie ſehr niedrige Daͤ- cher/ und folgends niedrige Frontons. Hingegen die Roͤmer machten ſie ſchon hoͤher/ weil es bey ihnen ſtaͤrcker regnete. Scamozzi (lib. 6. c. 12.) giebt der Hoͤhe des Giebel-Feldes [FORMEL] von der Breite des Kar- nieſſes oder [FORMEL] von der Auslaufung des erſten Glie- des unter dem Karnieße oder Rinnleiſten im Karnieſ- ſe des Hauptgeſimſes; wie in dem Portal des Pan- theon zu Rom befindlich. Blondell (Cours d’ Architecture part. 2. lib. 7, c. 2. f. 138.) lobet dieſe Proportion fuͤr allen andern. Goldmann machet die Hoͤhe des Frontons der Saͤulen Weite zur Sei- ten gleich. Serlius (lib 4. c. 6.) giebt folgende Re- gel. 1. Theilet die Breite des Karnießes AB in 2 gleiche Theile in C (§. 112 Geom.) 2. Richtet in C ein Perpendicul AD auf (§. 89. Geom.) ſo groß als AC. 3. Aus A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/501
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/501>, abgerufen am 21.11.2024.