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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
Die 1. Anmerckung.

185. Vitruvius (lib. 3. c. 2) erzehlet fünferley
Säulen-Weiten/ daraus der gantze Unterscheid der
Gebäude bey den Alten entstanden. Es waren
nemlich ihre Säulen-Weiten 5/ 6/ 61/2/ 8 und 10
Modul. Jm ersten Falle hieß das Werck Pycno-
stylon
,
Diecksäulig; im andern Systylon,
Nahesäulig; im dritten Evstylon, Schön-
säulig;
im vierdten Diastylon, Weitsäulig/
und endlich im fünften Araeostylon Rarsäulig.

Die 2. Anmerckung.

186. Man hat an diese fünf Säulen-Wei-
ten der Alten sich nicht eben auf ein Haar zu binden/
sondern kan auch wohl noch einige andere dazu neh-
men. Es ist aber in der Dorischeu Ordnung bey
Erwehlung der Säulen-Weite sonderlich auf die Ein-
theilung der Triglyphen und in den übriegen auf
die Vertheilung der Kragsteine an dem Karniesse
des Hauptgesimses fleißig acht zuhaben: massen je-
derzeit die Axe einer Säule mitten durch einen Tri-
glyph und Kragstein gehen muß/ weil beyde Köpfe
der Balcken vorstellen (§. 158. 161). Eben so hat man
bey der Säulen-Weite auf die Vertheilung der Käl-
ber-Zähne in dem Karniesse des Hauptgesimses zuse-
hen (§. 159).

Die 3. Anmerckung.

187. Solcher gestalt hält man für geschickte Säu-
len-Weiten die 3/ 4/ 5/ 6/ 7/ 8/ 9/ und mehr Mo-
dul halten. Doch vergönnet man für die niedrie-
gen Ordnungen nicht über 14/ für die hohen nicht
über 16/ ja für freystehende Säulen nicht über 12
Modul.

Die 30. Aufgabe.

188. Zufinden/ ob ein gegebenes Haupt-

Ge-
Z 3
der Bau-Kunſt.
Die 1. Anmerckung.

185. Vitruvius (lib. 3. c. 2) erzehlet fuͤnferley
Saͤulen-Weiten/ daraus der gantze Unterſcheid der
Gebaͤude bey den Alten entſtanden. Es waren
nemlich ihre Saͤulen-Weiten 5/ 6/ 6½/ 8 und 10
Modul. Jm erſten Falle hieß das Werck Pycno-
ſtylon
,
Dieckſaͤulig; im andern Syſtylon,
Naheſaͤulig; im dritten Evſtylon, Schoͤn-
ſaͤulig;
im vierdten Diaſtylon, Weitſaͤulig/
und endlich im fuͤnften Aræoſtylon Rarſaͤulig.

Die 2. Anmerckung.

186. Man hat an dieſe fuͤnf Saͤulen-Wei-
ten der Alten ſich nicht eben auf ein Haar zu binden/
ſondern kan auch wohl noch einige andere dazu neh-
men. Es iſt aber in der Doriſcheu Ordnung bey
Erwehlung der Saͤulen-Weite ſonderlich auf die Ein-
theilung der Triglyphen und in den uͤbriegen auf
die Vertheilung der Kragſteine an dem Karnieſſe
des Hauptgeſimſes fleißig acht zuhaben: maſſen je-
derzeit die Axe einer Saͤule mitten durch einen Tri-
glyph und Kragſtein gehen muß/ weil beyde Koͤpfe
der Balcken vorſtellen (§. 158. 161). Eben ſo hat man
bey der Saͤulen-Weite auf die Vertheilung der Kaͤl-
ber-Zaͤhne in dem Karnieſſe des Hauptgeſimſes zuſe-
hen (§. 159).

Die 3. Anmerckung.

187. Solcher geſtalt haͤlt man fuͤr geſchickte Saͤu-
len-Weiten die 3/ 4/ 5/ 6/ 7/ 8/ 9/ und mehr Mo-
dul halten. Doch vergoͤnnet man fuͤr die niedrie-
gen Ordnungen nicht uͤber 14/ fuͤr die hohen nicht
uͤber 16/ ja fuͤr freyſtehende Saͤulen nicht uͤber 12
Modul.

Die 30. Aufgabe.

188. Zufinden/ ob ein gegebenes Haupt-

Ge-
Z 3
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[357/0489] der Bau-Kunſt. Die 1. Anmerckung. 185. Vitruvius (lib. 3. c. 2) erzehlet fuͤnferley Saͤulen-Weiten/ daraus der gantze Unterſcheid der Gebaͤude bey den Alten entſtanden. Es waren nemlich ihre Saͤulen-Weiten 5/ 6/ 6½/ 8 und 10 Modul. Jm erſten Falle hieß das Werck Pycno- ſtylon, Dieckſaͤulig; im andern Syſtylon, Naheſaͤulig; im dritten Evſtylon, Schoͤn- ſaͤulig; im vierdten Diaſtylon, Weitſaͤulig/ und endlich im fuͤnften Aræoſtylon Rarſaͤulig. Die 2. Anmerckung. 186. Man hat an dieſe fuͤnf Saͤulen-Wei- ten der Alten ſich nicht eben auf ein Haar zu binden/ ſondern kan auch wohl noch einige andere dazu neh- men. Es iſt aber in der Doriſcheu Ordnung bey Erwehlung der Saͤulen-Weite ſonderlich auf die Ein- theilung der Triglyphen und in den uͤbriegen auf die Vertheilung der Kragſteine an dem Karnieſſe des Hauptgeſimſes fleißig acht zuhaben: maſſen je- derzeit die Axe einer Saͤule mitten durch einen Tri- glyph und Kragſtein gehen muß/ weil beyde Koͤpfe der Balcken vorſtellen (§. 158. 161). Eben ſo hat man bey der Saͤulen-Weite auf die Vertheilung der Kaͤl- ber-Zaͤhne in dem Karnieſſe des Hauptgeſimſes zuſe- hen (§. 159). Die 3. Anmerckung. 187. Solcher geſtalt haͤlt man fuͤr geſchickte Saͤu- len-Weiten die 3/ 4/ 5/ 6/ 7/ 8/ 9/ und mehr Mo- dul halten. Doch vergoͤnnet man fuͤr die niedrie- gen Ordnungen nicht uͤber 14/ fuͤr die hohen nicht uͤber 16/ ja fuͤr freyſtehende Saͤulen nicht uͤber 12 Modul. Die 30. Aufgabe. 188. Zufinden/ ob ein gegebenes Haupt- Ge- Z 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/489>, abgerufen am 21.11.2024.