Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
chen nicht hat/ in der Mitten stehet/ zu
beyden Seiten aber die Theile in ihrer
Grösse/ Figur/ Zahl/ Höhe/ Breite/
Weite voneinander/ Farbe
u. s. w. mit-
einander übereinkommen; nennen es die
Frantzosen
die SYMMETRIE, Goldmann
aber die EURYTHMIE, oder Wohlge-
reimheit.

Der 1. Zusatz.

67. Da nun die Erfahrung lehret/ daß/
wenn man auch nur im geringsten von der
Eurythmie abweichet/ das gute Ansehen so
bald verderbet wird; so muß der Baumei-
ster dieselbe sonderlich auf das sorgfältigste in
acht nehmen. (§. 16. 9).

Der 2. Zusatz.

68. Weil aber die Eurythmie umb des
guten Ansehens willen so sorgfältig in acht zu
nehmen, so hat man sie in denen Dingen zu
bedencken/ welche man auf einmal übersehen
kan.

Der 3. Zusatz.

69. Daher wenn man etwas in der
Weite gantz übersiehet/ in der Nähe aber
nur einen Theil desselben; so muß man die
Eurythmie mehr als als einmal anbringen.

Anmerckung.

70. Warumb eben die Eurythmie ein so sonderli-
ches Gefallen in uns vernrsachet/ wollen wir hier
nicht untersuchen. Jn der Bau-Kunst ist uns
gnung/ daß wir wiessen/ was geschiehet/ und hilft

uns

Anfangs-Gruͤnde
chen nicht hat/ in der Mitten ſtehet/ zu
beyden Seiten aber die Theile in ihrer
Groͤſſe/ Figur/ Zahl/ Hoͤhe/ Breite/
Weite voneinander/ Farbe
u. ſ. w. mit-
einander uͤbereinkommen; nennen es die
Frantzoſen
die SYMMETRIE, Goldmann
aber die EURYTHMIE, oder Wohlge-
reimheit.

Der 1. Zuſatz.

67. Da nun die Erfahrung lehret/ daß/
wenn man auch nur im geringſten von der
Eurythmie abweichet/ das gute Anſehen ſo
bald verderbet wird; ſo muß der Baumei-
ſter dieſelbe ſonderlich auf das ſorgfaͤltigſte in
acht nehmen. (§. 16. 9).

Der 2. Zuſatz.

68. Weil aber die Eurythmie umb des
guten Anſehens willen ſo ſorgfaͤltig in acht zu
nehmen, ſo hat man ſie in denen Dingen zu
bedencken/ welche man auf einmal uͤberſehen
kan.

Der 3. Zuſatz.

69. Daher wenn man etwas in der
Weite gantz uͤberſiehet/ in der Naͤhe aber
nur einen Theil deſſelben; ſo muß man die
Eurythmie mehr als als einmal anbringen.

Anmerckung.

70. Warumb eben die Eurythmie ein ſo ſonderli-
ches Gefallen in uns vernrſachet/ wollen wir hier
nicht unterſuchen. Jn der Bau-Kunſt iſt uns
gnung/ daß wir wieſſen/ was geſchiehet/ und hilft

uns
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0430" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">chen nicht hat/ in der Mitten &#x017F;tehet/ zu<lb/>
beyden Seiten aber die Theile in ihrer<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ Figur/ Zahl/ Ho&#x0364;he/ Breite/<lb/>
Weite voneinander/ Farbe</hi> u. &#x017F;. w. <hi rendition="#fr">mit-<lb/>
einander u&#x0364;bereinkommen; nennen es die<lb/>
Frantzo&#x017F;en</hi> die <hi rendition="#aq">SYMMETRIE,</hi> Goldmann<lb/>
aber <hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq">EURYTHMIE,</hi> oder <hi rendition="#fr">Wohlge-<lb/>
reimheit.</hi></p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 1. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>67. Da nun die Erfahrung lehret/ daß/<lb/>
wenn man auch nur im gering&#x017F;ten von der<lb/><hi rendition="#aq">Eurythmie</hi> abweichet/ das gute An&#x017F;ehen &#x017F;o<lb/>
bald verderbet wird; &#x017F;o muß der Baumei-<lb/>
&#x017F;ter die&#x017F;elbe &#x017F;onderlich auf das &#x017F;orgfa&#x0364;ltig&#x017F;te in<lb/>
acht nehmen. (§. 16. 9).</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 2. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>68. Weil aber die <hi rendition="#aq">Eurythmie</hi> umb des<lb/>
guten An&#x017F;ehens willen &#x017F;o &#x017F;orgfa&#x0364;ltig in acht zu<lb/>
nehmen, &#x017F;o hat man &#x017F;ie in denen Dingen zu<lb/>
bedencken/ welche man auf einmal u&#x0364;ber&#x017F;ehen<lb/>
kan.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 3. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>69. Daher wenn man etwas in der<lb/>
Weite gantz u&#x0364;ber&#x017F;iehet/ in der Na&#x0364;he aber<lb/>
nur einen Theil de&#x017F;&#x017F;elben; &#x017F;o muß man die<lb/><hi rendition="#aq">Eurythmie</hi> mehr als als einmal anbringen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>70. Warumb eben die <hi rendition="#aq">Eurythmie</hi> ein &#x017F;o &#x017F;onderli-<lb/>
ches Gefallen in uns vernr&#x017F;achet/ wollen wir hier<lb/>
nicht unter&#x017F;uchen. Jn der Bau-Kun&#x017F;t i&#x017F;t uns<lb/>
gnung/ daß wir wie&#x017F;&#x017F;en/ was ge&#x017F;chiehet/ und hilft<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">uns</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0430] Anfangs-Gruͤnde chen nicht hat/ in der Mitten ſtehet/ zu beyden Seiten aber die Theile in ihrer Groͤſſe/ Figur/ Zahl/ Hoͤhe/ Breite/ Weite voneinander/ Farbe u. ſ. w. mit- einander uͤbereinkommen; nennen es die Frantzoſen die SYMMETRIE, Goldmann aber die EURYTHMIE, oder Wohlge- reimheit. Der 1. Zuſatz. 67. Da nun die Erfahrung lehret/ daß/ wenn man auch nur im geringſten von der Eurythmie abweichet/ das gute Anſehen ſo bald verderbet wird; ſo muß der Baumei- ſter dieſelbe ſonderlich auf das ſorgfaͤltigſte in acht nehmen. (§. 16. 9). Der 2. Zuſatz. 68. Weil aber die Eurythmie umb des guten Anſehens willen ſo ſorgfaͤltig in acht zu nehmen, ſo hat man ſie in denen Dingen zu bedencken/ welche man auf einmal uͤberſehen kan. Der 3. Zuſatz. 69. Daher wenn man etwas in der Weite gantz uͤberſiehet/ in der Naͤhe aber nur einen Theil deſſelben; ſo muß man die Eurythmie mehr als als einmal anbringen. Anmerckung. 70. Warumb eben die Eurythmie ein ſo ſonderli- ches Gefallen in uns vernrſachet/ wollen wir hier nicht unterſuchen. Jn der Bau-Kunſt iſt uns gnung/ daß wir wieſſen/ was geſchiehet/ und hilft uns

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/430
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/430>, abgerufen am 23.11.2024.