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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
sie nicht so geschwinde trocknen können: aus-
welcher Absicht auch sie nicht in die Sonne
gelegt werden dörfen. Und weil sie in kal-
ten Ländern von der Sonne/ nach dem sie
aus getrocknet/ nicht gnung gehärtet werden
können; muß man sie endlich brennen und
durch die Gewalt des Feuers ausrichten/ was
die Sonnen-Strahlen bey uns nicht vermö-
gen. Demnach hat man gültige Ursachen/
warumb man alles das jenige in acht nimmt/
was zur Zubereitung der Ziegel vorgeschrieben
worden. W. Z. E.

Die 1. Anmerckung.

46. Die übermäßige Fettigkeit der Lette wird
durch dazu gemieschten Sand gemäßiget.

Die 2. Anmerckung.

47. Damit die Steine aus der Lette können gewor-
fen werden/ kan man sie zwar erst durch das Viehe/ zu-
letzt aber/ wenn die grode Arbeit verrichtet worden/
durch Measchen treten laßen.

Die 3. Anmerckung.

48. Damit die Ziegel-Erde recht aufgelöset wür-
de/ haben es die Alten (wie Dieussart l. c. berichtet)
für gut befunden/ wenn sie in einem bey der Ziegel-
Scheune dazu gemachten Kumme zwey Winter und
einen Sommer aufbehalten würde/ ehe man sie zum
Zieg elstreichen braucht.

Die 4. Anmerckung.

49. Die grosse Glut machet die Ziegel aus ge-
meiner Lette oder Ziegel-Erde im Ofen flüßig und
verwandelt sie gar in Glaß. Daher macht man nicht
allein in den Ziegel-Oefen Gewölbe von Kalck-Stei-
nen/ damit die stärckste Glut daran schlägt und sie
calcinirt; sondern man setzt auch unten herumb Zie-

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der Bau-Kunſt.
ſie nicht ſo geſchwinde trocknen koͤnnen: aus-
welcher Abſicht auch ſie nicht in die Sonne
gelegt werden doͤrfen. Und weil ſie in kal-
ten Laͤndern von der Sonne/ nach dem ſie
aus getrocknet/ nicht gnung gehaͤrtet werden
koͤnnen; muß man ſie endlich brennen und
durch die Gewalt des Feuers ausrichten/ was
die Sonnen-Strahlen bey uns nicht vermoͤ-
gen. Demnach hat man guͤltige Urſachen/
warumb man alles das jenige in acht nimmt/
was zur Zubereitung der Ziegel vorgeſchrieben
worden. W. Z. E.

Die 1. Anmerckung.

46. Die uͤbermaͤßige Fettigkeit der Lette wird
durch dazu gemieſchten Sand gemaͤßiget.

Die 2. Anmerckung.

47. Damit die Steine aus der Lette koͤnnen gewor-
fen werden/ kan man ſie zwar erſt durch das Viehe/ zu-
letzt aber/ wenn die grode Arbeit verrichtet worden/
durch Meaſchen treten laßen.

Die 3. Anmerckung.

48. Damit die Ziegel-Erde recht aufgeloͤſet wuͤr-
de/ haben es die Alten (wie Dieuſſart l. c. berichtet)
fuͤr gut befunden/ wenn ſie in einem bey der Ziegel-
Scheune dazu gemachten Kumme zwey Winter und
einen Sommer aufbehalten wuͤrde/ ehe man ſie zum
Zieg elſtreichen braucht.

Die 4. Anmerckung.

49. Die groſſe Glut machet die Ziegel aus ge-
meiner Lette oder Ziegel-Erde im Ofen fluͤßig und
verwandelt ſie gar in Glaß. Daher macht man nicht
allein in den Ziegel-Oefen Gewoͤlbe von Kalck-Stei-
nen/ damit die ſtaͤrckſte Glut daran ſchlaͤgt und ſie
calcinirt; ſondern man ſetzt auch unten herumb Zie-

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[291/0423] der Bau-Kunſt. ſie nicht ſo geſchwinde trocknen koͤnnen: aus- welcher Abſicht auch ſie nicht in die Sonne gelegt werden doͤrfen. Und weil ſie in kal- ten Laͤndern von der Sonne/ nach dem ſie aus getrocknet/ nicht gnung gehaͤrtet werden koͤnnen; muß man ſie endlich brennen und durch die Gewalt des Feuers ausrichten/ was die Sonnen-Strahlen bey uns nicht vermoͤ- gen. Demnach hat man guͤltige Urſachen/ warumb man alles das jenige in acht nimmt/ was zur Zubereitung der Ziegel vorgeſchrieben worden. W. Z. E. Die 1. Anmerckung. 46. Die uͤbermaͤßige Fettigkeit der Lette wird durch dazu gemieſchten Sand gemaͤßiget. Die 2. Anmerckung. 47. Damit die Steine aus der Lette koͤnnen gewor- fen werden/ kan man ſie zwar erſt durch das Viehe/ zu- letzt aber/ wenn die grode Arbeit verrichtet worden/ durch Meaſchen treten laßen. Die 3. Anmerckung. 48. Damit die Ziegel-Erde recht aufgeloͤſet wuͤr- de/ haben es die Alten (wie Dieuſſart l. c. berichtet) fuͤr gut befunden/ wenn ſie in einem bey der Ziegel- Scheune dazu gemachten Kumme zwey Winter und einen Sommer aufbehalten wuͤrde/ ehe man ſie zum Zieg elſtreichen braucht. Die 4. Anmerckung. 49. Die groſſe Glut machet die Ziegel aus ge- meiner Lette oder Ziegel-Erde im Ofen fluͤßig und verwandelt ſie gar in Glaß. Daher macht man nicht allein in den Ziegel-Oefen Gewoͤlbe von Kalck-Stei- nen/ damit die ſtaͤrckſte Glut daran ſchlaͤgt und ſie calcinirt; ſondern man ſetzt auch unten herumb Zie- gel T 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/423>, abgerufen am 21.11.2024.