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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
Beweiß.

Weil der Regen das Holtz feuchte macht/
so hindert er das Trocknen. Wenn es in
der Sonne liegt/ bekommt es Rietze/ weil das
obere Theil des Holtzes eher trocknet als das
mittlere und/ indem es sich zusammen ziehet
und das mittlere nicht bedecken kan/ springet.
Wenn das Holtz auf der Erde aufliegt/ ist es
unter demselben immer naß/ unerachtet der
Erdboden umb und umb trocken ist/ indem
die aus der Erde steigende Dünste nicht in die
Lufft gehen können. Die Luft trocknet fast ge-
schwinder als die Wärme der Sonne und nicht
so ungleich wie diese. Daher wenn das Holtz
nach und nach austrocknen und im trocknen
nicht aufspringen sol; muß es wieder den Re-
gen und die Sonne verwahret werden/ die
freye Luft aber muß darunter wegstreichen
und es von allen Seiten bestreichen können.
W. Z. E.

Anmerckung.

40. Perrault (in Not, ad Vitruv. lib. 2. c. 9.)
hat gefunden/ daß das Masser durch das Holtz sieckere/
wenn es von oben begossen wird/ nicht aber/ wenn es
von unten geschiehet. Jch habe das Experiment
mehr als ein mal wiederholet und richtig befunden:
wie wol eine gute Weile erfordert worden/ ehe es
durchgelaufen ist. Umb dieser Ursachen willen wil
Perrault man solle dem Holtze im Gebäude eine ver-
kehrte Lage derjenigen geben/ die es im Walde hat-
te/ daß dannenhero Böckler (in Not. ad Palladii
lib. 1. c. 2. f.
5.) ohne Grund das Wiederspiel in-
cluci[c]
et.

Die
Anfangs-Gruͤnde
Beweiß.

Weil der Regen das Holtz feuchte macht/
ſo hindert er das Trocknen. Wenn es in
der Sonne liegt/ bekommt es Rietze/ weil das
obere Theil des Holtzes eher trocknet als das
mittlere und/ indem es ſich zuſammen ziehet
und das mittlere nicht bedecken kan/ ſpringet.
Wenn das Holtz auf der Erde aufliegt/ iſt es
unter demſelben immer naß/ unerachtet der
Erdboden umb und umb trocken iſt/ indem
die aus der Erde ſteigende Duͤnſte nicht in die
Lufft gehen koͤnnen. Die Luft trocknet faſt ge-
ſchwinder als die Waͤrme der Soñe und nicht
ſo ungleich wie dieſe. Daher wenn das Holtz
nach und nach austrocknen und im trocknen
nicht aufſpringen ſol; muß es wieder den Re-
gen und die Sonne verwahret werden/ die
freye Luft aber muß darunter wegſtreichen
und es von allen Seiten beſtreichen koͤnnen.
W. Z. E.

Anmerckung.

40. Perrault (in Not, ad Vitruv. lib. 2. c. 9.)
hat gefunden/ daß das Maſſer durch das Holtz ſieckere/
wenn es von oben begoſſen wird/ nicht aber/ wenn es
von unten geſchiehet. Jch habe das Experiment
mehr als ein mal wiederholet und richtig befunden:
wie wol eine gute Weile erfordert worden/ ehe es
durchgelaufen iſt. Umb dieſer Urſachen willen wil
Perrault man ſolle dem Holtze im Gebaͤude eine ver-
kehrte Lage derjenigen geben/ die es im Walde hat-
te/ daß dannenhero Boͤckler (in Not. ad Palladii
lib. 1. c. 2. f.
5.) ohne Grund das Wiederſpiel in-
cluci[c]
et.

Die
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[286/0418] Anfangs-Gruͤnde Beweiß. Weil der Regen das Holtz feuchte macht/ ſo hindert er das Trocknen. Wenn es in der Sonne liegt/ bekommt es Rietze/ weil das obere Theil des Holtzes eher trocknet als das mittlere und/ indem es ſich zuſammen ziehet und das mittlere nicht bedecken kan/ ſpringet. Wenn das Holtz auf der Erde aufliegt/ iſt es unter demſelben immer naß/ unerachtet der Erdboden umb und umb trocken iſt/ indem die aus der Erde ſteigende Duͤnſte nicht in die Lufft gehen koͤnnen. Die Luft trocknet faſt ge- ſchwinder als die Waͤrme der Soñe und nicht ſo ungleich wie dieſe. Daher wenn das Holtz nach und nach austrocknen und im trocknen nicht aufſpringen ſol; muß es wieder den Re- gen und die Sonne verwahret werden/ die freye Luft aber muß darunter wegſtreichen und es von allen Seiten beſtreichen koͤnnen. W. Z. E. Anmerckung. 40. Perrault (in Not, ad Vitruv. lib. 2. c. 9.) hat gefunden/ daß das Maſſer durch das Holtz ſieckere/ wenn es von oben begoſſen wird/ nicht aber/ wenn es von unten geſchiehet. Jch habe das Experiment mehr als ein mal wiederholet und richtig befunden: wie wol eine gute Weile erfordert worden/ ehe es durchgelaufen iſt. Umb dieſer Urſachen willen wil Perrault man ſolle dem Holtze im Gebaͤude eine ver- kehrte Lage derjenigen geben/ die es im Walde hat- te/ daß dannenhero Boͤckler (in Not. ad Palladii lib. 1. c. 2. f. 5.) ohne Grund das Wiederſpiel in- clucicet. Die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/418>, abgerufen am 21.11.2024.