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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
wenn man nach den Absichten des gantzen
Gebäudes und seiner Theile sich erkundiget
(§. 11). Weil uns aber kein Gebäude schö-
ne düncken kan/ welches wir nicht mit Fleiß
betrachten; so muß der Baumeister auch
bey dem Gebäude hin und wieder etwas an-
bringen/ wodurch die Leute bewogen werden
es mit Ernst anzuschauen. Und demnach
muß ein Gebäude nicht nur schöne/ sondern
auch (§. 12.) zierlich seyn. W. Z. E.

Der 4. Lehrsatz.

17. Die ausserwesentlichen Zierra-
then müssen weder der wesentlichen
Vollkommenheit des Gebäudes/ noch
ihrem unvermeidlichem Scheine im ge-
ringsten etwas benehmen.

Beweiß.

Denn weil der Baumeister ein Gebäude
schöne angeben sol (§. 16)/ so muß er sowohl
die Vollkommenheit desselben/ als auch ih-
ren unvermeidlichen Schein völlig beden-
cken (§. 9). Und allso kan dasjenige/ wel-
ches einen dazu bringen sol/ daß wir wahr-
nehmen/ wie er beydes so wohl bedacht hat/
das ist/ die ausserwesentliche Zierrath (§. 12)/
keinem etwas im geringsten benehmen. W.
Z. E.

Der 5. Lehrsatz.

18. An den ausserwesentlichen Zier-
rathen muß kein Uberfluß verspüret
werden.

Be-

Anfangs-Gruͤnde
wenn man nach den Abſichten des gantzen
Gebaͤudes und ſeiner Theile ſich erkundiget
(§. 11). Weil uns aber kein Gebaͤude ſchoͤ-
ne duͤncken kan/ welches wir nicht mit Fleiß
betrachten; ſo muß der Baumeiſter auch
bey dem Gebaͤude hin und wieder etwas an-
bringen/ wodurch die Leute bewogen werden
es mit Ernſt anzuſchauen. Und demnach
muß ein Gebaͤude nicht nur ſchoͤne/ ſondern
auch (§. 12.) zierlich ſeyn. W. Z. E.

Der 4. Lehrſatz.

17. Die auſſerweſentlichen Zierra-
then muͤſſen weder der weſentlichen
Vollkommenheit des Gebaͤudes/ noch
ihrem unvermeidlichem Scheine im ge-
ringſten etwas benehmen.

Beweiß.

Denn weil der Baumeiſter ein Gebaͤude
ſchoͤne angeben ſol (§. 16)/ ſo muß er ſowohl
die Vollkommenheit deſſelben/ als auch ih-
ren unvermeidlichen Schein voͤllig beden-
cken (§. 9). Und allſo kan dasjenige/ wel-
ches einen dazu bringen ſol/ daß wir wahr-
nehmen/ wie er beydes ſo wohl bedacht hat/
das iſt/ die auſſerweſentliche Zierrath (§. 12)/
keinem etwas im geringſten benehmen. W.
Z. E.

Der 5. Lehrſatz.

18. An den auſſerweſentlichen Zier-
rathen muß kein Uberfluß verſpuͤret
werden.

Be-
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[276/0408] Anfangs-Gruͤnde wenn man nach den Abſichten des gantzen Gebaͤudes und ſeiner Theile ſich erkundiget (§. 11). Weil uns aber kein Gebaͤude ſchoͤ- ne duͤncken kan/ welches wir nicht mit Fleiß betrachten; ſo muß der Baumeiſter auch bey dem Gebaͤude hin und wieder etwas an- bringen/ wodurch die Leute bewogen werden es mit Ernſt anzuſchauen. Und demnach muß ein Gebaͤude nicht nur ſchoͤne/ ſondern auch (§. 12.) zierlich ſeyn. W. Z. E. Der 4. Lehrſatz. 17. Die auſſerweſentlichen Zierra- then muͤſſen weder der weſentlichen Vollkommenheit des Gebaͤudes/ noch ihrem unvermeidlichem Scheine im ge- ringſten etwas benehmen. Beweiß. Denn weil der Baumeiſter ein Gebaͤude ſchoͤne angeben ſol (§. 16)/ ſo muß er ſowohl die Vollkommenheit deſſelben/ als auch ih- ren unvermeidlichen Schein voͤllig beden- cken (§. 9). Und allſo kan dasjenige/ wel- ches einen dazu bringen ſol/ daß wir wahr- nehmen/ wie er beydes ſo wohl bedacht hat/ das iſt/ die auſſerweſentliche Zierrath (§. 12)/ keinem etwas im geringſten benehmen. W. Z. E. Der 5. Lehrſatz. 18. An den auſſerweſentlichen Zier- rathen muß kein Uberfluß verſpuͤret werden. Be-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/408>, abgerufen am 21.11.2024.