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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Vorrede.
Geneigter Leser:

ES ist viel daran gelegen/ daß
man die Mathematische Lehr-
Art wohl verstehe. Denn wenn
man weiß/ was sie zu sagen hat;
giebt man nicht allein auf alle Lehren/ die
vorgetragen werden/ genaue acht und er-
kennet die Ursache ihrer unwidersprechli-
chen Gewißheit/ sondern man lernet auch
dieselbe desto hurtiger in anderen Wissen-
schafften anbringen. Dieser Nutzen aber
ist allein zulänglich alle und jede/ die sich
auf das Studieren legen/ zu Erlernung
der Mathematick zu verbinden/ wenn sie
gleich sonst ihre Wahrheiten die gantze Zeit
ihres Lebens zu nichts brauchen würden.
Und aus dieser Absicht pflegen auch alle
verständige mit sonderbahrem Eyfer die
Mathematick den Studierenden zu re-
commendir
en. Jch begnüge mich jetzt
nur den Locke in seinem Tractate von
der Leitung des menschlichen Verstandes
p. 30. (welcher nebst einigen seiner andern
Wercke nach seinem Tode zu Londen 1706.
heraus kommen/) den Malebranche in
seinein Wercke von Erfindung der Wahr-

heit
A 2
Vorrede.
Geneigter Leſer:

ES iſt viel daran gelegen/ daß
man die Mathematiſche Lehr-
Art wohl verſtehe. Denn wenn
man weiß/ was ſie zu ſagen hat;
giebt man nicht allein auf alle Lehren/ die
vorgetragen werden/ genaue acht und er-
kennet die Urſache ihrer unwiderſprechli-
chen Gewißheit/ ſondern man lernet auch
dieſelbe deſto hurtiger in anderen Wiſſen-
ſchafften anbringen. Dieſer Nutzen aber
iſt allein zulaͤnglich alle und jede/ die ſich
auf das Studieren legen/ zu Erlernung
der Mathematick zu verbinden/ wenn ſie
gleich ſonſt ihre Wahrheiten die gantze Zeit
ihres Lebens zu nichts brauchen wuͤrden.
Und aus dieſer Abſicht pflegen auch alle
verſtaͤndige mit ſonderbahrem Eyfer die
Mathematick den Studierenden zu re-
commendir
en. Jch begnuͤge mich jetzt
nur den Locke in ſeinem Tractate von
der Leitung des menſchlichen Verſtandes
p. 30. (welcher nebſt einigen ſeiner andern
Wercke nach ſeinem Tode zu Londen 1706.
heraus kommen/) den Malebranche in
ſeinein Wercke von Erfindung der Wahr-

heit
A 2
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[[3]/0023] Vorrede. Geneigter Leſer: ES iſt viel daran gelegen/ daß man die Mathematiſche Lehr- Art wohl verſtehe. Denn wenn man weiß/ was ſie zu ſagen hat; giebt man nicht allein auf alle Lehren/ die vorgetragen werden/ genaue acht und er- kennet die Urſache ihrer unwiderſprechli- chen Gewißheit/ ſondern man lernet auch dieſelbe deſto hurtiger in anderen Wiſſen- ſchafften anbringen. Dieſer Nutzen aber iſt allein zulaͤnglich alle und jede/ die ſich auf das Studieren legen/ zu Erlernung der Mathematick zu verbinden/ wenn ſie gleich ſonſt ihre Wahrheiten die gantze Zeit ihres Lebens zu nichts brauchen wuͤrden. Und aus dieſer Abſicht pflegen auch alle verſtaͤndige mit ſonderbahrem Eyfer die Mathematick den Studierenden zu re- commendiren. Jch begnuͤge mich jetzt nur den Locke in ſeinem Tractate von der Leitung des menſchlichen Verſtandes p. 30. (welcher nebſt einigen ſeiner andern Wercke nach ſeinem Tode zu Londen 1706. heraus kommen/) den Malebranche in ſeinein Wercke von Erfindung der Wahr- heit A 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/23>, abgerufen am 30.12.2024.