Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.Vorrede. nehm würde. Jn der Geometrie ist der Kern von allen Lehr-sätzen enthalten/ damit man überall auskommen kan/ wenn man es gleich weit zu bringen gedencket. Die meisten Be- weise sind aus den drey Lehrsätzen von der Gleichheit der Tri- angel hergeleitet/ daß es dannenhero den Anfängern nicht schweer fallen kan derselben zugewohnen/ zumal wenn entwe weder der Lehrer/ oder sie selbst alles durch die gebrauchte Zei- chen vor sich schreiben/ was in den angenommenen Bedin- gungen der Lehrsätze/ oder in den Auflösungen der Auffgaben enthalten/ und daraus durch vorhergehende Lehrsätze geschlos- sen wird. Jn den Auflösungen habe ich alles/ was zu thun ist/ hinter einander gleichsam an den Fingern hergezehlet/ und die Exempel in Rechnungen gantz mit hinein drucken lassen/ auch durch verschiedenen Druck die verschiedenen Sachen von einander unterschieden/ damit die Imagination nicht geirret/ und dadurch der Verstand im Nachdencken gestöhret werde. Jch habe diese Anfangs-Gründe Teutsch geschrieben/ weil sieunsern Tentschen zu Dienste stehen sollen; Doch werden die Liebhaber der Lateinischen Sprache sie auch bald in der- selben lesen können. Die Kunst-Wörter habe ich nach dem Exempel der Frantzosen/ Engelländer und Ausländer behal- ten/ und ihnen nur unserer Mund Art gemäße Endungen ge- geben. Die eingeschlichenen Druckfehler/ welche einen un- geübtenn auffhalten könten/ sind zu Ende angemercket worden. Die übrigen wird der geneigte Leser selbst verbessern. GOtt aber gebe demselben seinen Seegen/ damit er von meiner we- nigen Arbeit den Nutzen habe/ den ich ihm von Her- tzen wüntsche. Bericht an den Buchbinder. Hinter jede Wissenschafft müssen so viel weiße Vorrede. nehm wuͤrde. Jn der Geometrie iſt der Kern von allen Lehr-ſaͤtzen enthalten/ damit man uͤberall auskommen kan/ wenn man es gleich weit zu bringen gedencket. Die meiſten Be- weiſe ſind aus den drey Lehrſaͤtzen von der Gleichheit der Tri- angel hergeleitet/ daß es dannenhero den Anfaͤngern nicht ſchweer fallen kan derſelben zugewohnen/ zumal wenn entwe weder der Lehrer/ oder ſie ſelbſt alles durch die gebrauchte Zei- chen vor ſich ſchreiben/ was in den angenommenen Bedin- gungen der Lehrſaͤtze/ oder in den Aufloͤſungen der Auffgaben enthalten/ und daraus durch vorhergehende Lehrſaͤtze geſchloſ- ſen wird. Jn den Aufloͤſungen habe ich alles/ was zu thun iſt/ hinter einander gleichſam an den Fingern hergezehlet/ und die Exempel in Rechnungen gantz mit hinein drucken laſſen/ auch durch verſchiedenen Druck die verſchiedenen Sachen von einander unterſchieden/ damit die Imagination nicht geirret/ und dadurch der Verſtand im Nachdencken geſtoͤhret werde. Jch habe dieſe Anfangs-Gruͤnde Teutſch geſchrieben/ weil ſieunſern Tentſchen zu Dienſte ſtehen ſollen; Doch werden die Liebhaber der Lateiniſchen Sprache ſie auch bald in der- ſelben leſen koͤnnen. Die Kunſt-Woͤrter habe ich nach dem Exempel der Frantzoſen/ Engellaͤnder und Auslaͤnder behal- ten/ und ihnen nur unſerer Mund Art gemaͤße Endungen ge- geben. Die eingeſchlichenen Druckfehler/ welche einen un- geuͤbteñ auffhalten koͤnten/ ſind zu Ende angemercket worden. Die uͤbrigen wird der geneigte Leſer ſelbſt verbeſſern. GOtt aber gebe demſelben ſeinen Seegen/ damit er von meiner we- nigen Arbeit den Nutzen habe/ den ich ihm von Her- tzen wuͤntſche. Bericht an den Buchbinder. Hinter jede Wiſſenſchafft muͤſſen ſo viel weiße <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0020"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> nehm wuͤrde. Jn der Geometrie iſt der Kern von allen Lehr-<lb/> ſaͤtzen enthalten/ damit man uͤberall auskommen kan/ wenn<lb/> man es gleich weit zu bringen gedencket. 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Vorrede.
nehm wuͤrde. Jn der Geometrie iſt der Kern von allen Lehr-
ſaͤtzen enthalten/ damit man uͤberall auskommen kan/ wenn
man es gleich weit zu bringen gedencket. Die meiſten Be-
weiſe ſind aus den drey Lehrſaͤtzen von der Gleichheit der Tri-
angel hergeleitet/ daß es dannenhero den Anfaͤngern nicht
ſchweer fallen kan derſelben zugewohnen/ zumal wenn entwe
weder der Lehrer/ oder ſie ſelbſt alles durch die gebrauchte Zei-
chen vor ſich ſchreiben/ was in den angenommenen Bedin-
gungen der Lehrſaͤtze/ oder in den Aufloͤſungen der Auffgaben
enthalten/ und daraus durch vorhergehende Lehrſaͤtze geſchloſ-
ſen wird. Jn den Aufloͤſungen habe ich alles/ was zu thun iſt/
hinter einander gleichſam an den Fingern hergezehlet/ und
die Exempel in Rechnungen gantz mit hinein drucken laſſen/
auch durch verſchiedenen Druck die verſchiedenen Sachen von
einander unterſchieden/ damit die Imagination nicht geirret/
und dadurch der Verſtand im Nachdencken geſtoͤhret werde.
Jch habe dieſe Anfangs-Gruͤnde Teutſch geſchrieben/ weil
ſieunſern Tentſchen zu Dienſte ſtehen ſollen; Doch werden
die Liebhaber der Lateiniſchen Sprache ſie auch bald in der-
ſelben leſen koͤnnen. Die Kunſt-Woͤrter habe ich nach dem
Exempel der Frantzoſen/ Engellaͤnder und Auslaͤnder behal-
ten/ und ihnen nur unſerer Mund Art gemaͤße Endungen ge-
geben. Die eingeſchlichenen Druckfehler/ welche einen un-
geuͤbteñ auffhalten koͤnten/ ſind zu Ende angemercket worden.
Die uͤbrigen wird der geneigte Leſer ſelbſt verbeſſern. GOtt
aber gebe demſelben ſeinen Seegen/ damit er von meiner we-
nigen Arbeit den Nutzen habe/ den ich ihm von Her-
tzen wuͤntſche.
Bericht an den Buchbinder.
Hinter jede Wiſſenſchafft muͤſſen ſo viel weiße
Blaͤtter Papier gebunden werden/ als dazu Ta-
bellen von den Kupffern gehoͤren/ damit dieſelben
dergeſtalt eingeleget werden/ daß man ſie gantz aus
dem Buche heraus ſchlagen kan.
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/20>, abgerufen am 22.02.2025. |