Nicht immer die innere schlechte Beschaffen- heit des Bodens, sondern gemeiniglich der Mangel an Dünger sind Schuld daran, daß ein Acker mit schlechten Getreidearten besäet werden muß, da er bessere tragen, und des Besitzers Einkünfte ansehnlich vermehren könte. Wenn ich auf eben dem Platz einen Scheffel Weitzen gewinnen, und dafür zwei Reichstha- ler einnehmen kann, wo ich vorher einen Schef- fel schlechten rauhen Hafer erbauete, daraus ich zwölf Groschen lösete, so erhellet, daß ich in Absicht dieses Platzes dreimahl reicher ge- worden bin. Jch kenne Dörfer, wo auf der einen Feldmarck harte an der Grenze nur schlech- ter Rocken wächst, und zween Schritte davon stehet auf der anderen Feldmarck der allerschön- ste Weitzen. Der Acker auf beiden Feldern ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach von glei- cher Güte, nur der Mangel des Düngers auf einer Seite, und der reiche Vorrath desselben auf der anderen machet hier den grossen Unter- schied. Die Aufhebung der Gemeinheiten al- lein kann das erstere Dorf in die glückliche Um- stände des letzteren versetzen. Dieses ist oben hinlänglich bewiesen.
§. 40.
Nachdem die Gemeinheiten aufgehoben und die Felder eingeschlossen sind, so erhält dadurch
jeder
§. 39.
Nicht immer die innere ſchlechte Beſchaffen- heit des Bodens, ſondern gemeiniglich der Mangel an Duͤnger ſind Schuld daran, daß ein Acker mit ſchlechten Getreidearten beſaͤet werden muß, da er beſſere tragen, und des Beſitzers Einkuͤnfte anſehnlich vermehren koͤnte. Wenn ich auf eben dem Platz einen Scheffel Weitzen gewinnen, und dafuͤr zwei Reichstha- ler einnehmen kann, wo ich vorher einen Schef- fel ſchlechten rauhen Hafer erbauete, daraus ich zwoͤlf Groſchen loͤſete, ſo erhellet, daß ich in Abſicht dieſes Platzes dreimahl reicher ge- worden bin. Jch kenne Doͤrfer, wo auf der einen Feldmarck harte an der Grenze nur ſchlech- ter Rocken waͤchſt, und zween Schritte davon ſtehet auf der anderen Feldmarck der allerſchoͤn- ſte Weitzen. Der Acker auf beiden Feldern iſt ſeiner natuͤrlichen Beſchaffenheit nach von glei- cher Guͤte, nur der Mangel des Duͤngers auf einer Seite, und der reiche Vorrath deſſelben auf der anderen machet hier den groſſen Unter- ſchied. Die Aufhebung der Gemeinheiten al- lein kann das erſtere Dorf in die gluͤckliche Um- ſtaͤnde des letzteren verſetzen. Dieſes iſt oben hinlaͤnglich bewieſen.
§. 40.
Nachdem die Gemeinheiten aufgehoben und die Felder eingeſchloſſen ſind, ſo erhaͤlt dadurch
jeder
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§. 39.
Nicht immer die innere ſchlechte Beſchaffen-
heit des Bodens, ſondern gemeiniglich der
Mangel an Duͤnger ſind Schuld daran, daß
ein Acker mit ſchlechten Getreidearten beſaͤet
werden muß, da er beſſere tragen, und des
Beſitzers Einkuͤnfte anſehnlich vermehren koͤnte.
Wenn ich auf eben dem Platz einen Scheffel
Weitzen gewinnen, und dafuͤr zwei Reichstha-
ler einnehmen kann, wo ich vorher einen Schef-
fel ſchlechten rauhen Hafer erbauete, daraus
ich zwoͤlf Groſchen loͤſete, ſo erhellet, daß ich
in Abſicht dieſes Platzes dreimahl reicher ge-
worden bin. Jch kenne Doͤrfer, wo auf der
einen Feldmarck harte an der Grenze nur ſchlech-
ter Rocken waͤchſt, und zween Schritte davon
ſtehet auf der anderen Feldmarck der allerſchoͤn-
ſte Weitzen. Der Acker auf beiden Feldern iſt
ſeiner natuͤrlichen Beſchaffenheit nach von glei-
cher Guͤte, nur der Mangel des Duͤngers auf
einer Seite, und der reiche Vorrath deſſelben
auf der anderen machet hier den groſſen Unter-
ſchied. Die Aufhebung der Gemeinheiten al-
lein kann das erſtere Dorf in die gluͤckliche Um-
ſtaͤnde des letzteren verſetzen. Dieſes iſt oben
hinlaͤnglich bewieſen.
§. 40.
Nachdem die Gemeinheiten aufgehoben und
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/86>, abgerufen am 04.03.2025.
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