zunehmen nöthig habe, ist die Erndte meiner Erbsen und meines Buchweitzens. Eine ge- seegnete Arbeit, die ich mit Lust verrichte. Jst diese nebst allen übrigen zu dieser Zeit nöthi- gen wirthschaftlichen Verrichtungen vorbei, und die Saatzeit des Wintergetreides da, so bringe ich die grossen Düngerhaufen, welche nun von vortreflicher Beschaffenheit sein wer- den, geschwinde auseinander, samle meine Gartenfrüchte ein, und ackere ohne weitere Umstände mit tiefen und schmalen Furchen zur Saat. Landwirthe die billig sind, und nicht auf das alte Herkommen geschworen haben, werden die wichtigen Vortheile dieser Bestel- lungsart einsehen, und alle etwanigen Ein- würfe, die nur sehr seichte sein können, selbst widerlegen. Es braucht also wegen Bestellung der Winterfrüchte keiner Braache mehr? Sie kann also abgeschaffet werden.
§. 29.
Drittens. Solte aber endlich die Braa- che der Ruhe des Ackers wegen nöthig seyn? so dienet zur Antwort, daß dieser Einwurf kaum einer Widerlegung werth ist. Wenn ein Last- esel oder ein Zugochse eine Zeitlang schwer ge- arbeitet haben, so muß man das arme Thier wieder ausruhen lassen, damit seine Nerven nicht immer angespannet bleiben, sondern durch die Ruhe, die erschöpften Kräfte wieder erlan-
gen.
D 2
zunehmen noͤthig habe, iſt die Erndte meiner Erbſen und meines Buchweitzens. Eine ge- ſeegnete Arbeit, die ich mit Luſt verrichte. Jſt dieſe nebſt allen uͤbrigen zu dieſer Zeit noͤthi- gen wirthſchaftlichen Verrichtungen vorbei, und die Saatzeit des Wintergetreides da, ſo bringe ich die groſſen Duͤngerhaufen, welche nun von vortreflicher Beſchaffenheit ſein wer- den, geſchwinde auseinander, ſamle meine Gartenfruͤchte ein, und ackere ohne weitere Umſtaͤnde mit tiefen und ſchmalen Furchen zur Saat. Landwirthe die billig ſind, und nicht auf das alte Herkommen geſchworen haben, werden die wichtigen Vortheile dieſer Beſtel- lungsart einſehen, und alle etwanigen Ein- wuͤrfe, die nur ſehr ſeichte ſein koͤnnen, ſelbſt widerlegen. Es braucht alſo wegen Beſtellung der Winterfruͤchte keiner Braache mehr? Sie kann alſo abgeſchaffet werden.
§. 29.
Drittens. Solte aber endlich die Braa- che der Ruhe des Ackers wegen noͤthig ſeyn? ſo dienet zur Antwort, daß dieſer Einwurf kaum einer Widerlegung werth iſt. Wenn ein Laſt- eſel oder ein Zugochſe eine Zeitlang ſchwer ge- arbeitet haben, ſo muß man das arme Thier wieder ausruhen laſſen, damit ſeine Nerven nicht immer angeſpannet bleiben, ſondern durch die Ruhe, die erſchoͤpften Kraͤfte wieder erlan-
gen.
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zunehmen noͤthig habe, iſt die Erndte meiner
Erbſen und meines Buchweitzens. Eine ge-
ſeegnete Arbeit, die ich mit Luſt verrichte. Jſt
dieſe nebſt allen uͤbrigen zu dieſer Zeit noͤthi-
gen wirthſchaftlichen Verrichtungen vorbei,
und die Saatzeit des Wintergetreides da, ſo
bringe ich die groſſen Duͤngerhaufen, welche
nun von vortreflicher Beſchaffenheit ſein wer-
den, geſchwinde auseinander, ſamle meine
Gartenfruͤchte ein, und ackere ohne weitere
Umſtaͤnde mit tiefen und ſchmalen Furchen zur
Saat. Landwirthe die billig ſind, und nicht
auf das alte Herkommen geſchworen haben,
werden die wichtigen Vortheile dieſer Beſtel-
lungsart einſehen, und alle etwanigen Ein-
wuͤrfe, die nur ſehr ſeichte ſein koͤnnen, ſelbſt
widerlegen. Es braucht alſo wegen Beſtellung
der Winterfruͤchte keiner Braache mehr? Sie
kann alſo abgeſchaffet werden.
§. 29.
Drittens. Solte aber endlich die Braa-
che der Ruhe des Ackers wegen noͤthig ſeyn?
ſo dienet zur Antwort, daß dieſer Einwurf kaum
einer Widerlegung werth iſt. Wenn ein Laſt-
eſel oder ein Zugochſe eine Zeitlang ſchwer ge-
arbeitet haben, ſo muß man das arme Thier
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nicht immer angeſpannet bleiben, ſondern durch
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/69>, abgerufen am 04.03.2025.
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