Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Winkler, Johann Heinrich: Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Electricität. Leipzig, 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Electricität.
ken entstehen, eben das, was die Flamme, wenn
sie den Spiritum vini ergreift. Denn die-
ser kömmt durch die Berührung der Flamme
in den Zustand, daß er wieder zünden kann.

§. 217.

Von der electrisirten blauen Seide
ist oben erzählet worden, daß ich an keinem Kör-
per eine Electricität hätte merken können, wenn
er von derselben berühret würde (§. 182. S. 128).
Jndem ich dieses erwog: so sahe ich nicht, wie
auf die Frage zu antworten wäre, ob sich auch
in der electrischen Atmosphäre der blauen Seide
Feuertheilchen aufhielten? Jch kam daher auf
die Gedanken, ob nicht vielleicht ein starker Grad
der Wärme vermögend seyn dürfte, diese elec-
trische Atmosphäre in die Bewegung zu brin-
gen, daß sie einer andern eine Electricität mit-
theilen könnte. Dergestalt fieng ich an, eine
blauseidne Schnur so heftig zu reiben, daß sie
ganz erhitzt wurde. Jn dieser Hitze fuhr ich
mit ihr an eine blecherne Röhre, unter welcher,
in einer gewißen Weite von dem Orte der Be-
rührung, auf einer Glasscheibe Goldtheilchen
lagen. Jch spürte noch keine Electricität. Jch
rieb die Schnur den Augenblick von neuem, und

fuhr

von der Electricitaͤt.
ken entſtehen, eben das, was die Flamme, wenn
ſie den Spiritum vini ergreift. Denn die-
ſer koͤmmt durch die Beruͤhrung der Flamme
in den Zuſtand, daß er wieder zuͤnden kann.

§. 217.

Von der electriſirten blauen Seide
iſt oben erzaͤhlet worden, daß ich an keinem Koͤr-
per eine Electricitaͤt haͤtte merken koͤnnen, wenn
er von derſelben beruͤhret wuͤrde (§. 182. S. 128).
Jndem ich dieſes erwog: ſo ſahe ich nicht, wie
auf die Frage zu antworten waͤre, ob ſich auch
in der electriſchen Atmoſphaͤre der blauen Seide
Feuertheilchen aufhielten? Jch kam daher auf
die Gedanken, ob nicht vielleicht ein ſtarker Grad
der Waͤrme vermoͤgend ſeyn duͤrfte, dieſe elec-
triſche Atmoſphaͤre in die Bewegung zu brin-
gen, daß ſie einer andern eine Electricitaͤt mit-
theilen koͤnnte. Dergeſtalt fieng ich an, eine
blauſeidne Schnur ſo heftig zu reiben, daß ſie
ganz erhitzt wurde. Jn dieſer Hitze fuhr ich
mit ihr an eine blecherne Roͤhre, unter welcher,
in einer gewißen Weite von dem Orte der Be-
ruͤhrung, auf einer Glasſcheibe Goldtheilchen
lagen. Jch ſpuͤrte noch keine Electricitaͤt. Jch
rieb die Schnur den Augenblick von neuem, und

fuhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0189" n="157"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Electricita&#x0364;t.</hi></fw><lb/>
ken ent&#x017F;tehen, eben das, was die Flamme, wenn<lb/>
&#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Spiritum vini</hi> ergreift. Denn die-<lb/>
&#x017F;er ko&#x0364;mmt durch die Beru&#x0364;hrung der Flamme<lb/>
in den Zu&#x017F;tand, daß er wieder zu&#x0364;nden kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 217.</head><lb/>
              <p>Von der electri&#x017F;irten blauen Seide<lb/>
i&#x017F;t oben erza&#x0364;hlet worden, daß ich an keinem Ko&#x0364;r-<lb/>
per eine Electricita&#x0364;t ha&#x0364;tte merken ko&#x0364;nnen, wenn<lb/>
er von der&#x017F;elben beru&#x0364;hret wu&#x0364;rde (§. 182. S. 128).<lb/>
Jndem ich die&#x017F;es erwog: &#x017F;o &#x017F;ahe ich nicht, wie<lb/>
auf die Frage zu antworten wa&#x0364;re, ob &#x017F;ich auch<lb/>
in der electri&#x017F;chen Atmo&#x017F;pha&#x0364;re der blauen Seide<lb/>
Feuertheilchen aufhielten? Jch kam daher auf<lb/>
die Gedanken, ob nicht vielleicht ein &#x017F;tarker Grad<lb/>
der Wa&#x0364;rme vermo&#x0364;gend &#x017F;eyn du&#x0364;rfte, die&#x017F;e elec-<lb/>
tri&#x017F;che Atmo&#x017F;pha&#x0364;re in die Bewegung zu brin-<lb/>
gen, daß &#x017F;ie einer andern eine Electricita&#x0364;t mit-<lb/>
theilen ko&#x0364;nnte. Derge&#x017F;talt fieng ich an, eine<lb/>
blau&#x017F;eidne Schnur &#x017F;o heftig zu reiben, daß &#x017F;ie<lb/>
ganz erhitzt wurde. Jn die&#x017F;er Hitze fuhr ich<lb/>
mit ihr an eine blecherne Ro&#x0364;hre, unter welcher,<lb/>
in einer gewißen Weite von dem Orte der Be-<lb/>
ru&#x0364;hrung, auf einer Glas&#x017F;cheibe Goldtheilchen<lb/>
lagen. Jch &#x017F;pu&#x0364;rte noch keine Electricita&#x0364;t. Jch<lb/>
rieb die Schnur den Augenblick von neuem, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fuhr</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0189] von der Electricitaͤt. ken entſtehen, eben das, was die Flamme, wenn ſie den Spiritum vini ergreift. Denn die- ſer koͤmmt durch die Beruͤhrung der Flamme in den Zuſtand, daß er wieder zuͤnden kann. §. 217. Von der electriſirten blauen Seide iſt oben erzaͤhlet worden, daß ich an keinem Koͤr- per eine Electricitaͤt haͤtte merken koͤnnen, wenn er von derſelben beruͤhret wuͤrde (§. 182. S. 128). Jndem ich dieſes erwog: ſo ſahe ich nicht, wie auf die Frage zu antworten waͤre, ob ſich auch in der electriſchen Atmoſphaͤre der blauen Seide Feuertheilchen aufhielten? Jch kam daher auf die Gedanken, ob nicht vielleicht ein ſtarker Grad der Waͤrme vermoͤgend ſeyn duͤrfte, dieſe elec- triſche Atmoſphaͤre in die Bewegung zu brin- gen, daß ſie einer andern eine Electricitaͤt mit- theilen koͤnnte. Dergeſtalt fieng ich an, eine blauſeidne Schnur ſo heftig zu reiben, daß ſie ganz erhitzt wurde. Jn dieſer Hitze fuhr ich mit ihr an eine blecherne Roͤhre, unter welcher, in einer gewißen Weite von dem Orte der Be- ruͤhrung, auf einer Glasſcheibe Goldtheilchen lagen. Jch ſpuͤrte noch keine Electricitaͤt. Jch rieb die Schnur den Augenblick von neuem, und fuhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/winkler_gedanken_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/winkler_gedanken_1744/189
Zitationshilfe: Winkler, Johann Heinrich: Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Electricität. Leipzig, 1744, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winkler_gedanken_1744/189>, abgerufen am 03.12.2024.