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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Ergebnis.
danach bei Polybios und nachfolgern eine grosse bedeutung erlangt. wer
ihn zuerst erdachte, war ein mann, der nicht nur geistreich zu denken
verstand, sondern auch, seine kritik Solons zeigt es, mehr geschichtliche
kenntnisse und mehr politisches urteil besass, als die meisten praktiker
und theoretiker. aber ich kenne ihn nicht und weiss nicht, wie ich ihn
finden sollte. Aristoteles hat ihn gekannt aber zu gering geschätzt. in
der Politie ist er nicht berücksichtigt, mit fug und recht, da sie nicht
theoretisirt.


o kai kalei dikaiarkhikon, und das eben die mischung aus den drei guten verfas-
sungen ist, hat von Dikaiarchos nichts gewusst, sondern den 'rechtsstaat' erfunden.
seltsam dass Osanns einfall bei so vielen beifall gefunden hat; sie müssen bei Photius
gar nicht nachgelesen haben. Dikaiarchos verdient eine neue bearbeitung. der Byzan-
tiner geht am letzten ende auf Panaitios zurück.

Ergebnis.
danach bei Polybios und nachfolgern eine groſse bedeutung erlangt. wer
ihn zuerst erdachte, war ein mann, der nicht nur geistreich zu denken
verstand, sondern auch, seine kritik Solons zeigt es, mehr geschichtliche
kenntnisse und mehr politisches urteil besaſs, als die meisten praktiker
und theoretiker. aber ich kenne ihn nicht und weiſs nicht, wie ich ihn
finden sollte. Aristoteles hat ihn gekannt aber zu gering geschätzt. in
der Politie ist er nicht berücksichtigt, mit fug und recht, da sie nicht
theoretisirt.


ὃ καὶ καλεῖ δικαιαϱχικόν, und das eben die mischung aus den drei guten verfas-
sungen ist, hat von Dikaiarchos nichts gewuſst, sondern den ‘rechtsstaat’ erfunden.
seltsam daſs Osanns einfall bei so vielen beifall gefunden hat; sie müssen bei Photius
gar nicht nachgelesen haben. Dikaiarchos verdient eine neue bearbeitung. der Byzan-
tiner geht am letzten ende auf Panaitios zurück.
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[75/0089] Ergebnis. danach bei Polybios und nachfolgern eine groſse bedeutung erlangt. wer ihn zuerst erdachte, war ein mann, der nicht nur geistreich zu denken verstand, sondern auch, seine kritik Solons zeigt es, mehr geschichtliche kenntnisse und mehr politisches urteil besaſs, als die meisten praktiker und theoretiker. aber ich kenne ihn nicht und weiſs nicht, wie ich ihn finden sollte. Aristoteles hat ihn gekannt aber zu gering geschätzt. in der Politie ist er nicht berücksichtigt, mit fug und recht, da sie nicht theoretisirt. 51) 51) ὃ καὶ καλεῖ δικαιαϱχικόν, und das eben die mischung aus den drei guten verfas- sungen ist, hat von Dikaiarchos nichts gewuſst, sondern den ‘rechtsstaat’ erfunden. seltsam daſs Osanns einfall bei so vielen beifall gefunden hat; sie müssen bei Photius gar nicht nachgelesen haben. Dikaiarchos verdient eine neue bearbeitung. der Byzan- tiner geht am letzten ende auf Panaitios zurück.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/89>, abgerufen am 26.04.2024.