Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechste Vorlesung.


Nach der gegebenen Einleitung, meine Herren,
wird es Ihnen klar geworden sein, daß wir der
Aesthetik sowohl einen weitern Umfang, als eine
tiefere Bedeutung einzuräumen haben, als dies in
den gewöhnlichen Aesthetiken zu geschehen pflegt.
Es gibt Wissenschaften, deren Zeitraum und Pe¬
ripherie seit Alters so ziemlich gleichmäßig bestimmt
gewesen; wie z. B. die Mathematik, die Logik.
Diese stehen gleichsam über der Geschichte; indem
sie sich zu allen Zeiten wesentlich gleich sehen und in
Anlage und Ausführung, wenn auch nicht unver¬
änderlich, dennoch nur solcher Veränderungen fä¬
hig sind, welche als bloße Erweiterungen von in¬
nen heraus treten. Sie gedeihen in allen Zeit¬
läuften und auch, wenn die Zeit stille steht, das

Sechste Vorleſung.


Nach der gegebenen Einleitung, meine Herren,
wird es Ihnen klar geworden ſein, daß wir der
Aeſthetik ſowohl einen weitern Umfang, als eine
tiefere Bedeutung einzuraͤumen haben, als dies in
den gewoͤhnlichen Aeſthetiken zu geſchehen pflegt.
Es gibt Wiſſenſchaften, deren Zeitraum und Pe¬
ripherie ſeit Alters ſo ziemlich gleichmaͤßig beſtimmt
geweſen; wie z. B. die Mathematik, die Logik.
Dieſe ſtehen gleichſam uͤber der Geſchichte; indem
ſie ſich zu allen Zeiten weſentlich gleich ſehen und in
Anlage und Ausfuͤhrung, wenn auch nicht unver¬
aͤnderlich, dennoch nur ſolcher Veraͤnderungen faͤ¬
hig ſind, welche als bloße Erweiterungen von in¬
nen heraus treten. Sie gedeihen in allen Zeit¬
laͤuften und auch, wenn die Zeit ſtille ſteht, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0099" n="85"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Sechste Vorle&#x017F;ung.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>ach der gegebenen Einleitung, meine Herren,<lb/>
wird es Ihnen klar geworden &#x017F;ein, daß wir der<lb/>
Ae&#x017F;thetik &#x017F;owohl einen weitern Umfang, als eine<lb/>
tiefere Bedeutung einzura&#x0364;umen haben, als dies in<lb/>
den gewo&#x0364;hnlichen Ae&#x017F;thetiken zu ge&#x017F;chehen pflegt.<lb/>
Es gibt Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, deren Zeitraum und Pe¬<lb/>
ripherie &#x017F;eit Alters &#x017F;o ziemlich gleichma&#x0364;ßig be&#x017F;timmt<lb/>
gewe&#x017F;en; wie z. B. die Mathematik, die Logik.<lb/>
Die&#x017F;e &#x017F;tehen gleich&#x017F;am u&#x0364;ber der Ge&#x017F;chichte; indem<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich zu allen Zeiten we&#x017F;entlich gleich &#x017F;ehen und in<lb/>
Anlage und Ausfu&#x0364;hrung, wenn auch nicht unver¬<lb/>
a&#x0364;nderlich, dennoch nur &#x017F;olcher Vera&#x0364;nderungen fa&#x0364;¬<lb/>
hig &#x017F;ind, welche als bloße Erweiterungen von in¬<lb/>
nen heraus treten. Sie gedeihen in allen Zeit¬<lb/>
la&#x0364;uften und auch, wenn die Zeit &#x017F;tille &#x017F;teht, das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0099] Sechste Vorleſung. Nach der gegebenen Einleitung, meine Herren, wird es Ihnen klar geworden ſein, daß wir der Aeſthetik ſowohl einen weitern Umfang, als eine tiefere Bedeutung einzuraͤumen haben, als dies in den gewoͤhnlichen Aeſthetiken zu geſchehen pflegt. Es gibt Wiſſenſchaften, deren Zeitraum und Pe¬ ripherie ſeit Alters ſo ziemlich gleichmaͤßig beſtimmt geweſen; wie z. B. die Mathematik, die Logik. Dieſe ſtehen gleichſam uͤber der Geſchichte; indem ſie ſich zu allen Zeiten weſentlich gleich ſehen und in Anlage und Ausfuͤhrung, wenn auch nicht unver¬ aͤnderlich, dennoch nur ſolcher Veraͤnderungen faͤ¬ hig ſind, welche als bloße Erweiterungen von in¬ nen heraus treten. Sie gedeihen in allen Zeit¬ laͤuften und auch, wenn die Zeit ſtille ſteht, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/99
Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/99>, abgerufen am 03.12.2024.