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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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Oberon
Neunter Gesang.

1.
Kaum spielt die morgendämmerung
Um Hüons stirn, so steht er auf, und eilet
Auf neues forschen aus; wagt manchen kühnen sprung
Wo den zerrißnen fels ein gäher absturz theilet;
Spürt jeden winkel durch, stets sorgsam daß er ja
Den rükweg zu Amanden nicht verliere,
Und kummervoll, da er für Menschen und für Thiere
Das Eyland überall ganz unbewohnbar sah.
2.
Ihn führt zulezt südostwärts von der höle
Ein krummer pfad in eine kleine bucht,
Und im gebüsch, das eine felsenkehle
Umkränzt, entdekt sich ihm, beschwert mit reifer frucht,
Ein dattelbaum. So leicht, wie auf der flucht
Zum Himmel eine arme seele,
Die aus des Fegfeur's pein und strenger glut entrann,
Klimmt er den baum hinauf als stieg er himmelan;
3. Und
Oberon
Neunter Geſang.

1.
Kaum ſpielt die morgendaͤmmerung
Um Huͤons ſtirn, ſo ſteht er auf, und eilet
Auf neues forſchen aus; wagt manchen kuͤhnen ſprung
Wo den zerrißnen fels ein gaͤher abſturz theilet;
Spuͤrt jeden winkel durch, ſtets ſorgſam daß er ja
Den ruͤkweg zu Amanden nicht verliere,
Und kummervoll, da er fuͤr Menſchen und fuͤr Thiere
Das Eyland uͤberall ganz unbewohnbar ſah.
2.
Ihn fuͤhrt zulezt ſuͤdoſtwaͤrts von der hoͤle
Ein krummer pfad in eine kleine bucht,
Und im gebuͤſch, das eine felſenkehle
Umkraͤnzt, entdekt ſich ihm, beſchwert mit reifer frucht,
Ein dattelbaum. So leicht, wie auf der flucht
Zum Himmel eine arme ſeele,
Die aus des Fegfeur's pein und ſtrenger glut entrann,
Klimmt er den baum hinauf als ſtieg er himmelan;
3. Und
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[0184] Oberon Neunter Geſang. 1. Kaum ſpielt die morgendaͤmmerung Um Huͤons ſtirn, ſo ſteht er auf, und eilet Auf neues forſchen aus; wagt manchen kuͤhnen ſprung Wo den zerrißnen fels ein gaͤher abſturz theilet; Spuͤrt jeden winkel durch, ſtets ſorgſam daß er ja Den ruͤkweg zu Amanden nicht verliere, Und kummervoll, da er fuͤr Menſchen und fuͤr Thiere Das Eyland uͤberall ganz unbewohnbar ſah. 2. Ihn fuͤhrt zulezt ſuͤdoſtwaͤrts von der hoͤle Ein krummer pfad in eine kleine bucht, Und im gebuͤſch, das eine felſenkehle Umkraͤnzt, entdekt ſich ihm, beſchwert mit reifer frucht, Ein dattelbaum. So leicht, wie auf der flucht Zum Himmel eine arme ſeele, Die aus des Fegfeur's pein und ſtrenger glut entrann, Klimmt er den baum hinauf als ſtieg er himmelan; 3. Und

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/184>, abgerufen am 23.11.2024.