Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
72.
Zwar noch verbarg der unschuld keuscher schleyer
Den Liebenden die wachsende gefahr,
Und ihre zärtlichkeit ergoß sich desto freyer,
Je reiner ihre quelle war.
Nie war ein junges paar in liebessachen neuer;
Doch eben darum hieng ihr loos an einem haar.
Ihr ganzes glük auf ewig zu zerstören,
Brauchts einen augenblik, worinn sie sich verlören!
Oberon
Achter Gesang.

1.
Inzwischen ward nach sieben heitern tagen,
Bey gutem wind, das schöne Heldenpaar,
Dem jedes element durch Oberon günstig war,
Ans ufer von Lepanto hingetragen.
Hier lagen, wie Herr Hüon gleich vernimmt,
Zwo leichtgeflügelte pinassen segelfertig,
Die eine nach Marsiliens port bestimmt,
Die andre Reisender nach Napoli gewärtig.
2. Der
72.
Zwar noch verbarg der unſchuld keuſcher ſchleyer
Den Liebenden die wachſende gefahr,
Und ihre zaͤrtlichkeit ergoß ſich deſto freyer,
Je reiner ihre quelle war.
Nie war ein junges paar in liebesſachen neuer;
Doch eben darum hieng ihr loos an einem haar.
Ihr ganzes gluͤk auf ewig zu zerſtoͤren,
Brauchts einen augenblik, worinn ſie ſich verloͤren!
Oberon
Achter Geſang.

1.
Inzwiſchen ward nach ſieben heitern tagen,
Bey gutem wind, das ſchoͤne Heldenpaar,
Dem jedes element durch Oberon guͤnſtig war,
Ans ufer von Lepanto hingetragen.
Hier lagen, wie Herr Huͤon gleich vernimmt,
Zwo leichtgefluͤgelte pinaſſen ſegelfertig,
Die eine nach Marſiliens port beſtimmt,
Die andre Reiſender nach Napoli gewaͤrtig.
2. Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0163"/>
            <lg n="72">
              <head> <hi rendition="#c">72.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">Z</hi>war noch verbarg der un&#x017F;chuld keu&#x017F;cher &#x017F;chleyer</l><lb/>
              <l>Den Liebenden die wach&#x017F;ende gefahr,</l><lb/>
              <l>Und ihre za&#x0364;rtlichkeit ergoß &#x017F;ich de&#x017F;to freyer,</l><lb/>
              <l>Je reiner ihre quelle war.</l><lb/>
              <l>Nie war ein junges paar in liebes&#x017F;achen neuer;</l><lb/>
              <l>Doch eben darum hieng ihr loos an einem haar.</l><lb/>
              <l>Ihr ganzes glu&#x0364;k auf ewig zu zer&#x017F;to&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Brauchts einen augenblik, worinn &#x017F;ie &#x017F;ich verlo&#x0364;ren!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Oberon<lb/><hi rendition="#g">Achter Ge&#x017F;ang</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">I</hi>nzwi&#x017F;chen ward nach &#x017F;ieben heitern tagen,</l><lb/>
              <l>Bey gutem wind, das &#x017F;cho&#x0364;ne Heldenpaar,</l><lb/>
              <l>Dem jedes element durch Oberon gu&#x0364;n&#x017F;tig war,</l><lb/>
              <l>Ans ufer von Lepanto hingetragen.</l><lb/>
              <l>Hier lagen, wie Herr Hu&#x0364;on gleich vernimmt,</l><lb/>
              <l>Zwo leichtgeflu&#x0364;gelte pina&#x017F;&#x017F;en &#x017F;egelfertig,</l><lb/>
              <l>Die eine nach Mar&#x017F;iliens port be&#x017F;timmt,</l><lb/>
              <l>Die andre Rei&#x017F;ender nach Napoli gewa&#x0364;rtig.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">2. Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0163] 72. Zwar noch verbarg der unſchuld keuſcher ſchleyer Den Liebenden die wachſende gefahr, Und ihre zaͤrtlichkeit ergoß ſich deſto freyer, Je reiner ihre quelle war. Nie war ein junges paar in liebesſachen neuer; Doch eben darum hieng ihr loos an einem haar. Ihr ganzes gluͤk auf ewig zu zerſtoͤren, Brauchts einen augenblik, worinn ſie ſich verloͤren! Oberon Achter Geſang. 1. Inzwiſchen ward nach ſieben heitern tagen, Bey gutem wind, das ſchoͤne Heldenpaar, Dem jedes element durch Oberon guͤnſtig war, Ans ufer von Lepanto hingetragen. Hier lagen, wie Herr Huͤon gleich vernimmt, Zwo leichtgefluͤgelte pinaſſen ſegelfertig, Die eine nach Marſiliens port beſtimmt, Die andre Reiſender nach Napoli gewaͤrtig. 2. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/163
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/163>, abgerufen am 21.12.2024.