Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.Zehentes Buch, viertes Capitel. Verfasser neun und dreissig Ursachen angegeben habe;und wir gestehen, daß wir begierig wären, diese neun und dreissig Ursachen zu wissen. Fünftes Capitel. Moralischer Zustand unsers Helden. Der Autor der alten Handschrift, aus welcher wir merk-
Zehentes Buch, viertes Capitel. Verfaſſer neun und dreiſſig Urſachen angegeben habe;und wir geſtehen, daß wir begierig waͤren, dieſe neun und dreiſſig Urſachen zu wiſſen. Fuͤnftes Capitel. Moraliſcher Zuſtand unſers Helden. Der Autor der alten Handſchrift, aus welcher wir merk-
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Zehentes Buch, viertes Capitel.
Verfaſſer neun und dreiſſig Urſachen angegeben habe;
und wir geſtehen, daß wir begierig waͤren, dieſe neun
und dreiſſig Urſachen zu wiſſen.
Fuͤnftes Capitel.
Moraliſcher Zuſtand unſers Helden.
Der Autor der alten Handſchrift, aus welcher wir
den groͤſſeſten Theil dieſer Geſchichte gezogen zu haben
geſtehen, triumphiert, wie man geſehen hat, daruͤber,
daß er ſeinen Helden mit ſeiner ganzen Tugend von ei-
nem Hofe hinweggebracht habe. Es wuͤrde allerdings
etwas ſeyn, daß einem Wunder ganz nahe kaͤme, wenn
es ſich wuͤrklich ſo verhielte; aber wir beſorgen, daß
er mehr geſagt habe, als er der Schaͤrfe nach zu bewei-
ſen im Stande waͤre. Wenn es nicht etwan moraliſche
Amulete giebt, welche der anſtekenden Beſchaffenheit der
Hofluft auf eben die Art widerſtehen, wie der Kroͤten-
ſtein dem Gift, ſo daͤucht uns ein wenig unbegreiflich,
daß das Getuͤmmel des beſchaͤftigten Lebens, die ſchaͤd-
lichen Duͤnſte der Schmeicheley, welche ein Guͤnſtling,
er wolle oder wolle nicht, unaufhoͤrlich einſaugt ‒‒ die
Nothwendigkeit, von den Forderungen der Weisheit und
Tugend immer etwas nachzulaſſen, um nicht alles zu
verliehren ‒‒ und was noch ſchaͤdlicher als dieſes alles
iſt, die unzaͤhlichen Zerſtreuungen, wodurch die Seele
aus ſich ſelbſt herausgezogen wird, und uͤber der Auf-
merk-
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