Erstes Capitel. Was die Nacht durch in den Gemüthern eini- ger von unsern Personen vorgegangen.
Wir haben schon so viel von der gegenwärtigen Ge- müthsverfassung unsers Helden gesagt, daß man sich nicht verwundern wird, wenn wir hinzusezen, daß er den übrigen Theil der Nacht in ununterbrochenem Anschauen dieser idealen Vollkommenheit zubrachte, die seine Ein- bildungskraft mit einer ihr gewöhnlichen Kunst, und ohne daß er den Betrug merkte, an die Stelle der schönen Danae geschoben hatte. Dieses Anschauen sezte sein Gemüth in eine so angenehme und ruhige Entzükung, daß er, gleich als ob nun alle seine Wünsche befriedi- diget wären, nicht das geringste von der Unruhe, den Begierden, der innerlichen Gährung, der Abwechslung von Frost und Hize fühlte, womit die Leidenschaft, mit der man ihn, nicht ohne Wahrscheinlichkeit, behaftet glauben konnte, sich ordentlicher Weise anzukündigen pflegt.
Was
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Agathon. Fuͤnftes Buch.
Erſtes Capitel. Was die Nacht durch in den Gemuͤthern eini- ger von unſern Perſonen vorgegangen.
Wir haben ſchon ſo viel von der gegenwaͤrtigen Ge- muͤthsverfaſſung unſers Helden geſagt, daß man ſich nicht verwundern wird, wenn wir hinzuſezen, daß er den uͤbrigen Theil der Nacht in ununterbrochenem Anſchauen dieſer idealen Vollkommenheit zubrachte, die ſeine Ein- bildungskraft mit einer ihr gewoͤhnlichen Kunſt, und ohne daß er den Betrug merkte, an die Stelle der ſchoͤnen Danae geſchoben hatte. Dieſes Anſchauen ſezte ſein Gemuͤth in eine ſo angenehme und ruhige Entzuͤkung, daß er, gleich als ob nun alle ſeine Wuͤnſche befriedi- diget waͤren, nicht das geringſte von der Unruhe, den Begierden, der innerlichen Gaͤhrung, der Abwechslung von Froſt und Hize fuͤhlte, womit die Leidenſchaft, mit der man ihn, nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, behaftet glauben konnte, ſich ordentlicher Weiſe anzukuͤndigen pflegt.
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Agathon.
Fuͤnftes Buch.
Erſtes Capitel.
Was die Nacht durch in den Gemuͤthern eini-
ger von unſern Perſonen vorgegangen.
Wir haben ſchon ſo viel von der gegenwaͤrtigen Ge-
muͤthsverfaſſung unſers Helden geſagt, daß man ſich nicht
verwundern wird, wenn wir hinzuſezen, daß er den
uͤbrigen Theil der Nacht in ununterbrochenem Anſchauen
dieſer idealen Vollkommenheit zubrachte, die ſeine Ein-
bildungskraft mit einer ihr gewoͤhnlichen Kunſt, und
ohne daß er den Betrug merkte, an die Stelle der ſchoͤnen
Danae geſchoben hatte. Dieſes Anſchauen ſezte ſein
Gemuͤth in eine ſo angenehme und ruhige Entzuͤkung,
daß er, gleich als ob nun alle ſeine Wuͤnſche befriedi-
diget waͤren, nicht das geringſte von der Unruhe, den
Begierden, der innerlichen Gaͤhrung, der Abwechslung
von Froſt und Hize fuͤhlte, womit die Leidenſchaft, mit
der man ihn, nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, behaftet
glauben konnte, ſich ordentlicher Weiſe anzukuͤndigen
pflegt.
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/189>, abgerufen am 22.12.2024.
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