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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.

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Wer die Entwickelung des Vererbungsproblems,
wie sie sich in diesem letzten Jahrzehnt ge-
staltet hat, im Genaueren verfolgte, dem ist es
bekannt, dass meine Ansicht von der Nichtvererbung er-
worbener Eigenschaften zwar wohl manche bedeutende Zu-
stimmung, aber auch zahlreichen Widerspruch gefunden hat,
dass sie sich jedenfalls heute, noch nicht der allgemeinen
Anerkennung in der Wissenschaft erfreut. Manche glauben
eine derartige Vererbung für ihre theoretischen Ansichten
in Bezug auf die Entwickelungslehre unentbehrlich und fol-
gern daraus, dass sie existiren müsse, Andere meinen
dieselbe sogar durch Thatsachen nachweisen zu können.
Die meisten solcher vermeintlichen Beweise beruhen freilich
auf unvollkommenem Verständniss des ganzen Problems,
um welches es sich handelt, vor allem auf Unklarheit dar-
über, was mit der Bezeichnung einer "erworbenen" Eigen-
schaft eigentlich gemeint ist. Man dürfte sich billig ver-
wundern, wie schwer es hält, diesen einfachen Begriff zum
allgemeinen Bewusstsein zu bringen, nachdem doch schon
während nahezu zehn Jahren derselbe scharf begrenzt, durch
Beispiele erläutert und so oft durchgesprochen worden ist.

Weismann, Allmacht der Naturzüchtung. 1

Wer die Entwickelung des Vererbungsproblems,
wie sie sich in diesem letzten Jahrzehnt ge-
staltet hat, im Genaueren verfolgte, dem ist es
bekannt, dass meine Ansicht von der Nichtvererbung er-
worbener Eigenschaften zwar wohl manche bedeutende Zu-
stimmung, aber auch zahlreichen Widerspruch gefunden hat,
dass sie sich jedenfalls heute, noch nicht der allgemeinen
Anerkennung in der Wissenschaft erfreut. Manche glauben
eine derartige Vererbung für ihre theoretischen Ansichten
in Bezug auf die Entwickelungslehre unentbehrlich und fol-
gern daraus, dass sie existiren müsse, Andere meinen
dieselbe sogar durch Thatsachen nachweisen zu können.
Die meisten solcher vermeintlichen Beweise beruhen freilich
auf unvollkommenem Verständniss des ganzen Problems,
um welches es sich handelt, vor allem auf Unklarheit dar-
über, was mit der Bezeichnung einer „erworbenen“ Eigen-
schaft eigentlich gemeint ist. Man dürfte sich billig ver-
wundern, wie schwer es hält, diesen einfachen Begriff zum
allgemeinen Bewusstsein zu bringen, nachdem doch schon
während nahezu zehn Jahren derselbe scharf begrenzt, durch
Beispiele erläutert und so oft durchgesprochen worden ist.

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[[1]/0013] Wer die Entwickelung des Vererbungsproblems, wie sie sich in diesem letzten Jahrzehnt ge- staltet hat, im Genaueren verfolgte, dem ist es bekannt, dass meine Ansicht von der Nichtvererbung er- worbener Eigenschaften zwar wohl manche bedeutende Zu- stimmung, aber auch zahlreichen Widerspruch gefunden hat, dass sie sich jedenfalls heute, noch nicht der allgemeinen Anerkennung in der Wissenschaft erfreut. Manche glauben eine derartige Vererbung für ihre theoretischen Ansichten in Bezug auf die Entwickelungslehre unentbehrlich und fol- gern daraus, dass sie existiren müsse, Andere meinen dieselbe sogar durch Thatsachen nachweisen zu können. Die meisten solcher vermeintlichen Beweise beruhen freilich auf unvollkommenem Verständniss des ganzen Problems, um welches es sich handelt, vor allem auf Unklarheit dar- über, was mit der Bezeichnung einer „erworbenen“ Eigen- schaft eigentlich gemeint ist. Man dürfte sich billig ver- wundern, wie schwer es hält, diesen einfachen Begriff zum allgemeinen Bewusstsein zu bringen, nachdem doch schon während nahezu zehn Jahren derselbe scharf begrenzt, durch Beispiele erläutert und so oft durchgesprochen worden ist. Weismann, Allmacht der Naturzüchtung. 1

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Zitationshilfe: Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/13>, abgerufen am 22.12.2024.