Vorliegender Aufsatz ist in der Hauptsache eine Ant- wort auf zwei Artikel von Herbert Spencer, deren erster "The inadequacy of natural selection" im Februar und März dieses Jahres in der "Contemporary Review" er- schienen und hauptsächlich gegen meine Ansichten über Ver- erbung und Naturzüchtung gerichtet ist, deren zweiter im Mai gedruckt wurde, betitelt "Professor Weismann's Theo- ries", ein "Postscript" zu dem ersteren. Wenn ich auch ungern in Polemik eintrete, falls sie weiter nichts bezweckt, als zu zeigen, dass der Andere Unrecht und man selbst un- zweifelhaft Recht habe, so thue ich es doch gern, wenn da- durch die Sache selbst gefördert wird. In diesem Falle bietet sich mir dadurch die Gelegenheit, Einiges über Natur- züchtung zu sagen, was ich schon längst gern einmal öffent- lich ausgesprochen und wozu ich sonst vielleicht nicht so bald Anlass gefunden hätte. Die Ansichten über diesen Factor der Entwickelungslehre gehen heute so weit aus- einander, dass es vielleicht an der Zeit ist, diesem Problem etwas schärfer als bisher auf den Leib zu rücken. Viele verwerfen Selection als Umwandelungsfactor ganz, Andere gestehen ihm nur eine untergeordnete Wirksamkeit zu, indem sie sagen, Selection könne nichts schaffen, sondern nur
Vorwort.
Vorliegender Aufsatz ist in der Hauptsache eine Ant- wort auf zwei Artikel von Herbert Spencer, deren erster „The inadequacy of natural selection“ im Februar und März dieses Jahres in der „Contemporary Review“ er- schienen und hauptsächlich gegen meine Ansichten über Ver- erbung und Naturzüchtung gerichtet ist, deren zweiter im Mai gedruckt wurde, betitelt „Professor Weismann’s Theo- ries“, ein „Postscript“ zu dem ersteren. Wenn ich auch ungern in Polemik eintrete, falls sie weiter nichts bezweckt, als zu zeigen, dass der Andere Unrecht und man selbst un- zweifelhaft Recht habe, so thue ich es doch gern, wenn da- durch die Sache selbst gefördert wird. In diesem Falle bietet sich mir dadurch die Gelegenheit, Einiges über Natur- züchtung zu sagen, was ich schon längst gern einmal öffent- lich ausgesprochen und wozu ich sonst vielleicht nicht so bald Anlass gefunden hätte. Die Ansichten über diesen Factor der Entwickelungslehre gehen heute so weit aus- einander, dass es vielleicht an der Zeit ist, diesem Problem etwas schärfer als bisher auf den Leib zu rücken. Viele verwerfen Selection als Umwandelungsfactor ganz, Andere gestehen ihm nur eine untergeordnete Wirksamkeit zu, indem sie sagen, Selection könne nichts schaffen, sondern nur
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Vorliegender Aufsatz ist in der Hauptsache eine Ant-
wort auf zwei Artikel von Herbert Spencer, deren
erster „The inadequacy of natural selection“ im Februar
und März dieses Jahres in der „Contemporary Review“ er-
schienen und hauptsächlich gegen meine Ansichten über Ver-
erbung und Naturzüchtung gerichtet ist, deren zweiter im
Mai gedruckt wurde, betitelt „Professor Weismann’s Theo-
ries“, ein „Postscript“ zu dem ersteren. Wenn ich auch
ungern in Polemik eintrete, falls sie weiter nichts bezweckt,
als zu zeigen, dass der Andere Unrecht und man selbst un-
zweifelhaft Recht habe, so thue ich es doch gern, wenn da-
durch die Sache selbst gefördert wird. In diesem Falle
bietet sich mir dadurch die Gelegenheit, Einiges über Natur-
züchtung zu sagen, was ich schon längst gern einmal öffent-
lich ausgesprochen und wozu ich sonst vielleicht nicht so
bald Anlass gefunden hätte. Die Ansichten über diesen
Factor der Entwickelungslehre gehen heute so weit aus-
einander, dass es vielleicht an der Zeit ist, diesem Problem
etwas schärfer als bisher auf den Leib zu rücken. Viele
verwerfen Selection als Umwandelungsfactor ganz, Andere
gestehen ihm nur eine untergeordnete Wirksamkeit zu, indem
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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/11>, abgerufen am 03.03.2025.
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