Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Auerbach's mit der kyanophilen und erythrophilen Sub- So sind also auch Emery's interessante "Gedanken" Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. -- 1197 Auerbach’s mit der kyanophilen und erythrophilen Sub- So sind also auch Eméry’s interessante „Gedanken“ Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1197 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="96"/><hi rendition="#g">Auerbach’s</hi> mit der kyanophilen und erythrophilen Sub-<lb/> stanz der beiderlei Geschlechtszellen vielleicht eine Deutung<lb/> nach dieser Richtung zulassen. Aber Niemand wird behaupten<lb/> dürfen, dass diese hypothetischen Anziehungssubstanzen etwas<lb/> mit der Vererbungssubstanz zu thun hätten; diese bleibt viel-<lb/> mehr ganz unberührt von dem Verhalten der Geschlechts-<lb/> zellen und tritt erst in Function, wenn der neue Organismus<lb/> gebildet werden soll. Die Keimzelle führt also Stoffe mit<lb/> sich und bringt sie in diesem Falle sogar hervor, welche den<lb/> Vererbungsvorgang zwar herbeiführen helfen durch Ermög-<lb/> lichung der Amphimixis, selbst aber durchaus nicht etwa<lb/> einen Theil der Vererbungssubstanz ausmachen. In ähnlicher<lb/> Weise können nun die Keimzellen noch mit anderen festen<lb/> oder — wenn <hi rendition="#g">Eméry</hi> Recht hat — auch gelösten Stoffen<lb/> beladen sein, und wenn diese im Kind Aufnahme und Ver-<lb/> mehrung erlangen, erzeugen sie ähnliche Zustände, krank-<lb/> hafte oder Krankheit verhindernde, wie sie in den Eltern be-<lb/> standen hatten, als die betreffenden Keimzellen sich in ihnen<lb/> bildeten. Das ist nicht Vererbung, sondern entweder <hi rendition="#g">„An-<lb/> steckung des Keims“</hi> oder <hi rendition="#g">„Gifttransport“</hi> durch<lb/> den Keim.</p><lb/> <p>So sind also auch <hi rendition="#g">Eméry’s</hi> interessante „Gedanken“<lb/> nicht geeignet noch bestimmt, dem Princip <hi rendition="#g">Lamarck’s</hi><lb/> wieder zur Geltung zu verhelfen; sie betreffen diese Frage<lb/> gar nicht, und es ist blos eine ungewöhnliche Ausdehnung<lb/> des Begriffes der Vererbung, welche den Schein eines Ein-<lb/> tretens für dieses Princip hervorruft.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> <back> <div type="advertisement"> <p>Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1197 </p> </div> </back> </text> </TEI> [96/0108]
Auerbach’s mit der kyanophilen und erythrophilen Sub-
stanz der beiderlei Geschlechtszellen vielleicht eine Deutung
nach dieser Richtung zulassen. Aber Niemand wird behaupten
dürfen, dass diese hypothetischen Anziehungssubstanzen etwas
mit der Vererbungssubstanz zu thun hätten; diese bleibt viel-
mehr ganz unberührt von dem Verhalten der Geschlechts-
zellen und tritt erst in Function, wenn der neue Organismus
gebildet werden soll. Die Keimzelle führt also Stoffe mit
sich und bringt sie in diesem Falle sogar hervor, welche den
Vererbungsvorgang zwar herbeiführen helfen durch Ermög-
lichung der Amphimixis, selbst aber durchaus nicht etwa
einen Theil der Vererbungssubstanz ausmachen. In ähnlicher
Weise können nun die Keimzellen noch mit anderen festen
oder — wenn Eméry Recht hat — auch gelösten Stoffen
beladen sein, und wenn diese im Kind Aufnahme und Ver-
mehrung erlangen, erzeugen sie ähnliche Zustände, krank-
hafte oder Krankheit verhindernde, wie sie in den Eltern be-
standen hatten, als die betreffenden Keimzellen sich in ihnen
bildeten. Das ist nicht Vererbung, sondern entweder „An-
steckung des Keims“ oder „Gifttransport“ durch
den Keim.
So sind also auch Eméry’s interessante „Gedanken“
nicht geeignet noch bestimmt, dem Princip Lamarck’s
wieder zur Geltung zu verhelfen; sie betreffen diese Frage
gar nicht, und es ist blos eine ungewöhnliche Ausdehnung
des Begriffes der Vererbung, welche den Schein eines Ein-
tretens für dieses Princip hervorruft.
Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1197
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