besonders für die Knospung eingerichtete Zusammenordnung von Determinaten vorgesehen sein, damit schliesslich bestimmte Zellen mit diesen als Neben-Id ausgerüstet werden können.
Diese letzte Art der Knospung nähert sich ihrer idioplas- matischen Grundlage nach sehr der Regeneration, womit indessen durchaus nicht gesagt sein soll, sie leite sich phylogenetisch von Regeneration ab. Die Übereinstimmung liegt nur darin, dass die Neubildung einer Person von mehreren mit verschiednen Determinantengruppen ausgerüsteten Zellen ausgeht, die sich gegenseitig ergänzen und so ineinandergreifen, dass eine voll- ständige Person zu Stande kommen muss.
4. Phylogenese der Knospung.
Eine gemeinsame Phylogenese der Knospung giebt es wohl nicht; der Vorgang wird unabhängig von einander bei Pflanzen und Thieren, und vielleicht auch innerhalb des Thierreichs un- abhängig von einander in mehreren Gruppen sich ausgebildet haben.
Wenn man erwägt, dass bei vielen niederen Pflanzen mit geringer Zellen- und Organdifferenzirung alle, oder doch sehr viele Zellen der Pflanze das Vermögen besitzen, sich unter Um- ständen zur ganzen Pflanze zu entwickeln, so wird man geneigt sein, für diese Fälle anzunehmen, dass von vornherein, also schon bei der phyletischen Entstehung solcher Pflanzen, jede Zelle den gesammten Determinanten-Complex der Art, d. h. Keimplasma enthalten habe, und dass die verschiedene Diffe- renzirung der Zellen auf der Ober- und Unterseite u. s. w. darauf beruhe, dass gewisse Determinanten unter diesen, andere unter jenen äussern Einwirkungen in Aktivität treten, z. B. die einen bei starkem Lichtreiz, die andern bei schwachem.
Bei höheren Pflanzen dürfte diese Erklärungsweise kaum ausreichen, da hier die Differenzirung eine allzu mannigfaltige
besonders für die Knospung eingerichtete Zusammenordnung von Determinaten vorgesehen sein, damit schliesslich bestimmte Zellen mit diesen als Neben-Id ausgerüstet werden können.
Diese letzte Art der Knospung nähert sich ihrer idioplas- matischen Grundlage nach sehr der Regeneration, womit indessen durchaus nicht gesagt sein soll, sie leite sich phylogenetisch von Regeneration ab. Die Übereinstimmung liegt nur darin, dass die Neubildung einer Person von mehreren mit verschiednen Determinantengruppen ausgerüsteten Zellen ausgeht, die sich gegenseitig ergänzen und so ineinandergreifen, dass eine voll- ständige Person zu Stande kommen muss.
4. Phylogenese der Knospung.
Eine gemeinsame Phylogenese der Knospung giebt es wohl nicht; der Vorgang wird unabhängig von einander bei Pflanzen und Thieren, und vielleicht auch innerhalb des Thierreichs un- abhängig von einander in mehreren Gruppen sich ausgebildet haben.
Wenn man erwägt, dass bei vielen niederen Pflanzen mit geringer Zellen- und Organdifferenzirung alle, oder doch sehr viele Zellen der Pflanze das Vermögen besitzen, sich unter Um- ständen zur ganzen Pflanze zu entwickeln, so wird man geneigt sein, für diese Fälle anzunehmen, dass von vornherein, also schon bei der phyletischen Entstehung solcher Pflanzen, jede Zelle den gesammten Determinanten-Complex der Art, d. h. Keimplasma enthalten habe, und dass die verschiedene Diffe- renzirung der Zellen auf der Ober- und Unterseite u. s. w. darauf beruhe, dass gewisse Determinanten unter diesen, andere unter jenen äussern Einwirkungen in Aktivität treten, z. B. die einen bei starkem Lichtreiz, die andern bei schwachem.
Bei höheren Pflanzen dürfte diese Erklärungsweise kaum ausreichen, da hier die Differenzirung eine allzu mannigfaltige
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0246"n="222"/>
besonders für die Knospung eingerichtete Zusammenordnung<lb/>
von Determinaten vorgesehen sein, damit schliesslich bestimmte<lb/>
Zellen mit diesen als Neben-Id ausgerüstet werden können.</p><lb/><p>Diese letzte Art der Knospung nähert sich ihrer idioplas-<lb/>
matischen Grundlage nach sehr der Regeneration, womit indessen<lb/>
durchaus nicht gesagt sein soll, sie leite sich phylogenetisch<lb/>
von Regeneration ab. Die Übereinstimmung liegt nur darin,<lb/>
dass die Neubildung einer Person von mehreren mit verschiednen<lb/>
Determinantengruppen ausgerüsteten Zellen ausgeht, die sich<lb/>
gegenseitig ergänzen und so ineinandergreifen, dass eine voll-<lb/>
ständige Person zu Stande kommen muss.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">4. Phylogenese der Knospung.</hi></head><lb/><p>Eine gemeinsame Phylogenese der Knospung giebt es wohl<lb/>
nicht; der Vorgang wird unabhängig von einander bei Pflanzen<lb/>
und Thieren, und vielleicht auch innerhalb des Thierreichs un-<lb/>
abhängig von einander in mehreren Gruppen sich ausgebildet<lb/>
haben.</p><lb/><p>Wenn man erwägt, dass bei vielen niederen Pflanzen mit<lb/>
geringer Zellen- und Organdifferenzirung alle, oder doch sehr<lb/>
viele Zellen der Pflanze das Vermögen besitzen, sich unter Um-<lb/>
ständen zur ganzen Pflanze zu entwickeln, so wird man geneigt<lb/>
sein, für diese Fälle anzunehmen, dass von vornherein, also<lb/>
schon bei der phyletischen Entstehung solcher Pflanzen, jede<lb/>
Zelle den gesammten Determinanten-Complex der Art, d. h.<lb/>
Keimplasma enthalten habe, und dass die verschiedene Diffe-<lb/>
renzirung der Zellen auf der Ober- und Unterseite u. s. w. darauf<lb/>
beruhe, dass gewisse Determinanten unter diesen, andere unter<lb/>
jenen äussern Einwirkungen in Aktivität treten, z. B. die einen<lb/>
bei starkem Lichtreiz, die andern bei schwachem.</p><lb/><p>Bei höheren Pflanzen dürfte diese Erklärungsweise kaum<lb/>
ausreichen, da hier die Differenzirung eine allzu mannigfaltige<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[222/0246]
besonders für die Knospung eingerichtete Zusammenordnung
von Determinaten vorgesehen sein, damit schliesslich bestimmte
Zellen mit diesen als Neben-Id ausgerüstet werden können.
Diese letzte Art der Knospung nähert sich ihrer idioplas-
matischen Grundlage nach sehr der Regeneration, womit indessen
durchaus nicht gesagt sein soll, sie leite sich phylogenetisch
von Regeneration ab. Die Übereinstimmung liegt nur darin,
dass die Neubildung einer Person von mehreren mit verschiednen
Determinantengruppen ausgerüsteten Zellen ausgeht, die sich
gegenseitig ergänzen und so ineinandergreifen, dass eine voll-
ständige Person zu Stande kommen muss.
4. Phylogenese der Knospung.
Eine gemeinsame Phylogenese der Knospung giebt es wohl
nicht; der Vorgang wird unabhängig von einander bei Pflanzen
und Thieren, und vielleicht auch innerhalb des Thierreichs un-
abhängig von einander in mehreren Gruppen sich ausgebildet
haben.
Wenn man erwägt, dass bei vielen niederen Pflanzen mit
geringer Zellen- und Organdifferenzirung alle, oder doch sehr
viele Zellen der Pflanze das Vermögen besitzen, sich unter Um-
ständen zur ganzen Pflanze zu entwickeln, so wird man geneigt
sein, für diese Fälle anzunehmen, dass von vornherein, also
schon bei der phyletischen Entstehung solcher Pflanzen, jede
Zelle den gesammten Determinanten-Complex der Art, d. h.
Keimplasma enthalten habe, und dass die verschiedene Diffe-
renzirung der Zellen auf der Ober- und Unterseite u. s. w. darauf
beruhe, dass gewisse Determinanten unter diesen, andere unter
jenen äussern Einwirkungen in Aktivität treten, z. B. die einen
bei starkem Lichtreiz, die andern bei schwachem.
Bei höheren Pflanzen dürfte diese Erklärungsweise kaum
ausreichen, da hier die Differenzirung eine allzu mannigfaltige
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/246>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.