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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Vorwort.

Eine ausgeführte Theorie der Vererbung heute schon geben
zu wollen, mag Vielen fast als ein vermessenes Unternehmen
erscheinen, und ich gestehe, dass es mir selbst mehr als ein
Mal so erschienen ist, wenn ich nach langer Arbeit wieder auf
unüberwindliche Hindernisse in der Durchführung der zu Grunde
gelegten Principien stiess und einsah, dass ich wieder von
vorne anfangen musste. Dennoch konnte ich dem Reiz nicht
widerstehen, den Versuch zu wagen, in diese überaus wunder-
bare und verwickelte Erscheinung des Lebens so tief einzu-
dringen, als es bei den heute vorliegenden Thatsachen meinen
Kräften möglich war.

Ich bin auch nicht der Ansicht, dass es ein verfrühter
Versuch ist, möchte er auch noch so schwach und lückenvoll
sein, denn einmal haben die letzten zwanzig Jahre eine so
bedeutende Zunahme unserer Kenntnisse gebracht, dass es nicht
mehr ganz aussichtslos scheinen kann, den wirklichen Vor-
gängen, die der Vererbung zu Grunde liegen, nachzuspüren,
und dann scheint es mir durchaus nothwendig, eine durch-
gearbeitete Vererbungstheorie zu haben, damit von deren Boden
aus neue Fragen gestellt und ihre Beantwortung versucht
werden kann.

Die bisherigen Theorien entsprachen gerade diesem Be-
dürfniss nur wenig, weil sie -- etwa mit Ausnahme der Pan-
genesis Darwin's -- nur Andeutungen einer Theorie waren,

Vorwort.

Eine ausgeführte Theorie der Vererbung heute schon geben
zu wollen, mag Vielen fast als ein vermessenes Unternehmen
erscheinen, und ich gestehe, dass es mir selbst mehr als ein
Mal so erschienen ist, wenn ich nach langer Arbeit wieder auf
unüberwindliche Hindernisse in der Durchführung der zu Grunde
gelegten Principien stiess und einsah, dass ich wieder von
vorne anfangen musste. Dennoch konnte ich dem Reiz nicht
widerstehen, den Versuch zu wagen, in diese überaus wunder-
bare und verwickelte Erscheinung des Lebens so tief einzu-
dringen, als es bei den heute vorliegenden Thatsachen meinen
Kräften möglich war.

Ich bin auch nicht der Ansicht, dass es ein verfrühter
Versuch ist, möchte er auch noch so schwach und lückenvoll
sein, denn einmal haben die letzten zwanzig Jahre eine so
bedeutende Zunahme unserer Kenntnisse gebracht, dass es nicht
mehr ganz aussichtslos scheinen kann, den wirklichen Vor-
gängen, die der Vererbung zu Grunde liegen, nachzuspüren,
und dann scheint es mir durchaus nothwendig, eine durch-
gearbeitete Vererbungstheorie zu haben, damit von deren Boden
aus neue Fragen gestellt und ihre Beantwortung versucht
werden kann.

Die bisherigen Theorien entsprachen gerade diesem Be-
dürfniss nur wenig, weil sie — etwa mit Ausnahme der Pan-
genesis Darwin’s — nur Andeutungen einer Theorie waren,

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. [IX]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/15>, abgerufen am 22.12.2024.