Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
MASANIELLO.
vor lieb. Kommet Gefatter/ und spendirt mir
einen Soff vor einen Ducaten/ ich weiß/ das jhr
sonst gar freygebig seyd.

Pint. Wolt jhr mich nicht verachten/ so wil ich
euch gar gerne haben. Mit uns Fischern gehetes
doch so her/ wer einen Heller im Beutel hat/ wenn
die Sonne wieder auf geht/ der muß im Hand-
wercke Straffe geben.


Fünffter Handlung
Erster Aufftrit.
Allegro hat sich in Weibes-Kleider
verstellet/ und verändert die
Sprache.
Ach ich unglückselige Weibes-Person/ wo soll
ich meinen Auffenthalt suchen? das jenige/ das mei-
ne Seele liebet/ ist nicht in der Stadt/ und mit
genauer Noth bin ich hier an das Castell angelan-
get/ da mir auch niemand Trost und Labsal zuspre-
chen wil. Schönheit hab ich nicht/ denn das kan
ich aus meinem Gesichte beweisen: meine Kleider
sind auch nicht so beschaffen/ daß sich jemand da-
rein verlieben solte. Meinen Qvalitäten möchte
ich noch was zutrauen/ aber wer wil Fürstliche Tu-
genden unter einen solchen Kittel suchen/ indessen
wil
MASANIELLO.
vor lieb. Kommet Gefatter/ und ſpendirt mir
einen Soff vor einen Ducaten/ ich weiß/ das jhr
ſonſt gar freygebig ſeyd.

Pint. Wolt jhr mich nicht verachten/ ſo wil ich
euch gar gerne haben. Mit uns Fiſchern gehetes
doch ſo her/ wer einen Heller im Beutel hat/ wenn
die Sonne wieder auf geht/ der muß im Hand-
wercke Straffe geben.


Fuͤnffter Handlung
Erſter Aufftrit.
Allegro hat ſich in Weibes-Kleider
verſtellet/ und veraͤndert die
Sprache.
Ach ich ungluͤckſelige Weibes-Perſon/ wo ſoll
ich meinen Auffenthalt ſuchen? das jenige/ das mei-
ne Seele liebet/ iſt nicht in der Stadt/ und mit
genauer Noth bin ich hier an das Caſtell angelan-
get/ da mir auch niemand Troſt und Labſal zuſpre-
chen wil. Schoͤnheit hab ich nicht/ denn das kan
ich aus meinem Geſichte beweiſen: meine Kleider
ſind auch nicht ſo beſchaffen/ daß ſich jemand da-
rein verlieben ſolte. Meinen Qvalitäten moͤchte
ich noch was zutrauen/ aber wer wil Fuͤrſtliche Tu-
genden unter einen ſolchen Kittel ſuchen/ indeſſen
wil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0532" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">MASANIELLO.</hi></hi></hi></fw><lb/>
vor lieb. Kommet Gefatter/ und <hi rendition="#aq">&#x017F;pendirt</hi> mir<lb/>
einen Soff vor einen Ducaten/ ich weiß/ das jhr<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t gar freygebig &#x017F;eyd.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Pint.</hi> </speaker>
              <p>Wolt jhr mich nicht verachten/ &#x017F;o wil ich<lb/>
euch gar gerne haben. Mit uns Fi&#x017F;chern gehetes<lb/>
doch &#x017F;o her/ wer einen Heller im Beutel hat/ wenn<lb/>
die Sonne wieder auf geht/ der muß im Hand-<lb/>
wercke Straffe geben.</p>
            </sp>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Handlung</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Aufftrit.</hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Allegro</hi> <hi rendition="#fr">hat &#x017F;ich in Weibes-Kleider<lb/>
ver&#x017F;tellet/ und vera&#x0364;ndert die<lb/>
Sprache.</hi> </hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <p>Ach ich unglu&#x0364;ck&#x017F;elige Weibes-Per&#x017F;on/ wo &#x017F;oll<lb/>
ich meinen Auffenthalt &#x017F;uchen? das jenige/ das mei-<lb/>
ne Seele liebet/ i&#x017F;t nicht in der Stadt/ und mit<lb/>
genauer Noth bin ich hier an das Ca&#x017F;tell angelan-<lb/>
get/ da mir auch niemand Tro&#x017F;t und Lab&#x017F;al zu&#x017F;pre-<lb/>
chen wil. Scho&#x0364;nheit hab ich nicht/ denn das kan<lb/>
ich aus meinem Ge&#x017F;ichte bewei&#x017F;en: meine Kleider<lb/>
&#x017F;ind auch nicht &#x017F;o be&#x017F;chaffen/ daß &#x017F;ich jemand da-<lb/>
rein verlieben &#x017F;olte. Meinen <hi rendition="#aq">Qvalität</hi>en mo&#x0364;chte<lb/>
ich noch was zutrauen/ aber wer wil Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Tu-<lb/>
genden unter einen &#x017F;olchen Kittel &#x017F;uchen/ inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wil</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0532] MASANIELLO. vor lieb. Kommet Gefatter/ und ſpendirt mir einen Soff vor einen Ducaten/ ich weiß/ das jhr ſonſt gar freygebig ſeyd. Pint. Wolt jhr mich nicht verachten/ ſo wil ich euch gar gerne haben. Mit uns Fiſchern gehetes doch ſo her/ wer einen Heller im Beutel hat/ wenn die Sonne wieder auf geht/ der muß im Hand- wercke Straffe geben. Fuͤnffter Handlung Erſter Aufftrit. Allegro hat ſich in Weibes-Kleider verſtellet/ und veraͤndert die Sprache. Ach ich ungluͤckſelige Weibes-Perſon/ wo ſoll ich meinen Auffenthalt ſuchen? das jenige/ das mei- ne Seele liebet/ iſt nicht in der Stadt/ und mit genauer Noth bin ich hier an das Caſtell angelan- get/ da mir auch niemand Troſt und Labſal zuſpre- chen wil. Schoͤnheit hab ich nicht/ denn das kan ich aus meinem Geſichte beweiſen: meine Kleider ſind auch nicht ſo beſchaffen/ daß ſich jemand da- rein verlieben ſolte. Meinen Qvalitäten moͤchte ich noch was zutrauen/ aber wer wil Fuͤrſtliche Tu- genden unter einen ſolchen Kittel ſuchen/ indeſſen wil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/532
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/532>, abgerufen am 13.11.2024.