Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Andrer Handlung Vierzehnder Aufftrit. Buffone, Lurcone, Poltrone nebst noch etlichen stummen Bauren. Buff. Nun haben wir unsern Lauff-Zettel; wir mögen nun hingehen/ wo wir seyn herkommen. Lurc. Unser Soldaten-Standt hat nicht lang gewähret: wo wir unsern Weibern die Beute be- rechnen sollen/ so werden wir trefliche kleine Regi- ster machen. Polt. Was frag ich darnach? ich habe mich an meiner Stange schon müde getragen. Es ist bes- ser/ ich faulentze auf dem Dorffe/ als daß ich in der Stadt Wache stehe. Buff. Es ist wahr/ ein Bauer ist ein schröcklicher Narr/ wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit hat er voll auff. Und wenn es zum Fressen/ Rau- ben und Stehlen komt/ so hat er gemeiniglich noch nicht Feyerabend. Lurc. Es hätte wohl was zu stehlen gesetzt: Al- lein der Herr Oberste war gar sträfflich. Polt. Er ist gewiß in einen Feurigen Zeichen ge- bohren/ daß er alles so gerne verbrennen läst. Ich wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehr- licher Kerl hätte auf das Geld/ das so unnützlich verdorben ist/ sein Lebetage können ein rechtschaffe- ner Müßiggänger bleiben. Buff. G g 3
MASANIELLO. Andrer Handlung Vierzehnder Aufftrit. Buffone, Lurcone, Poltrone nebſt noch etlichen ſtummen Bauren. Buff. Nun haben wir unſern Lauff-Zettel; wir moͤgen nun hingehen/ wo wir ſeyn herkommen. Lurc. Unſer Soldaten-Standt hat nicht lang gewaͤhret: wo wir unſern Weibern die Beute be- rechnen ſollen/ ſo werden wir trefliche kleine Regi- ſter machen. Polt. Was frag ich darnach? ich habe mich an meiner Stange ſchon muͤde getragen. Es iſt beſ- ſer/ ich faulentze auf dem Dorffe/ als daß ich in der Stadt Wache ſtehe. Buff. Es iſt wahr/ ein Bauer iſt ein ſchroͤcklicher Narꝛ/ wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit hat er voll auff. Und wenn es zum Freſſen/ Rau- ben und Stehlen komt/ ſo hat er gemeiniglich noch nicht Feyerabend. Lurc. Es haͤtte wohl was zu ſtehlen geſetzt: Al- lein der Herr Oberſte war gar ſtraͤfflich. Polt. Er iſt gewiß in einen Feurigen Zeichen ge- bohren/ daß er alles ſo gerne verbrennen laͤſt. Ich wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehr- licher Kerl haͤtte auf das Geld/ das ſo unnuͤtzlich verdorben iſt/ ſein Lebetage koͤnnen ein rechtſchaffe- ner Muͤßiggaͤnger bleiben. Buff. G g 3
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Andrer Handlung
Vierzehnder Aufftrit.
Buffone, Lurcone, Poltrone nebſt noch
etlichen ſtummen Bauren.
Buff. Nun haben wir unſern Lauff-Zettel; wir
moͤgen nun hingehen/ wo wir ſeyn herkommen.
Lurc. Unſer Soldaten-Standt hat nicht lang
gewaͤhret: wo wir unſern Weibern die Beute be-
rechnen ſollen/ ſo werden wir trefliche kleine Regi-
ſter machen.
Polt. Was frag ich darnach? ich habe mich an
meiner Stange ſchon muͤde getragen. Es iſt beſ-
ſer/ ich faulentze auf dem Dorffe/ als daß ich in der
Stadt Wache ſtehe.
Buff. Es iſt wahr/ ein Bauer iſt ein ſchroͤcklicher
Narꝛ/ wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit
hat er voll auff. Und wenn es zum Freſſen/ Rau-
ben und Stehlen komt/ ſo hat er gemeiniglich noch
nicht Feyerabend.
Lurc. Es haͤtte wohl was zu ſtehlen geſetzt: Al-
lein der Herr Oberſte war gar ſtraͤfflich.
Polt. Er iſt gewiß in einen Feurigen Zeichen ge-
bohren/ daß er alles ſo gerne verbrennen laͤſt. Ich
wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehr-
licher Kerl haͤtte auf das Geld/ das ſo unnuͤtzlich
verdorben iſt/ ſein Lebetage koͤnnen ein rechtſchaffe-
ner Muͤßiggaͤnger bleiben.
Buff.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/442>, abgerufen am 22.02.2025. |