Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXXI.

Doch hier muß ich
nur denselben antworten/ welche
mir den Ciceronem gar zu sehr ver-
achten/ und gleichsam aus den
Schulen verbannen wollen. Denn
erstlich fragen sie/ warum das edel-
ste Kleinod der Eloqvenz den Hey-
den/ den Feinden GOttes/ und con-
seqventer
den Teuffels Dienern in
einem so vollkommenen Grade wä-
re gegönnet worden; Da hingegen
die Christen/ die Freunde GOttes/
die den Befehl hätten alle Völcker
mit ihren Reden zu lehren/ gleich-
wol so einen Mangel leiden und sich
in der eusersten Armuth bey densel-
ben erholen müsten/ die unsere Leh-
re und unsere Weißheit vor ein Er-
gerniß oder vor eine Thorheit zu
halten pflegen.

LXXXII.

Allein so möchten
wir auch fragen/ warum GOtt bes-
ser Gewürtze/ bessere Seide/ bessern

Wein
LXXXI.

Doch hier muß ich
nur denſelben antworten/ welche
mir den Ciceronem gar zu ſehr ver-
achten/ und gleichſam aus den
Schulen verbannen wollen. Denn
erſtlich fragen ſie/ warum das edel-
ſte Kleinod der Eloqvenz den Hey-
den/ den Feinden GOttes/ und con-
ſeqventer
den Teuffels Dienern in
einem ſo vollkommenen Grade waͤ-
re gegoͤnnet worden; Da hingegen
die Chriſten/ die Freunde GOttes/
die den Befehl haͤtten alle Voͤlcker
mit ihren Reden zu lehren/ gleich-
wol ſo einen Mangel leiden und ſich
in der euſerſten Armuth bey denſel-
ben erholen muͤſten/ die unſere Leh-
re und unſere Weißheit vor ein Er-
gerniß oder vor eine Thorheit zu
halten pflegen.

LXXXII.

Allein ſo moͤchten
wir auch fragen/ warum GOtt beſ-
ſer Gewuͤrtze/ beſſere Seide/ beſſern

Wein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0078"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LXXXI.</hi> </head>
          <p>Doch hier muß ich<lb/>
nur den&#x017F;elben antworten/ welche<lb/>
mir den <hi rendition="#aq">Ciceronem</hi> gar zu &#x017F;ehr ver-<lb/>
achten/ und gleich&#x017F;am aus den<lb/>
Schulen verbannen wollen. Denn<lb/>
er&#x017F;tlich fragen &#x017F;ie/ warum das edel-<lb/>
&#x017F;te Kleinod der <hi rendition="#aq">Eloqvenz</hi> den Hey-<lb/>
den/ den Feinden GOttes/ und <hi rendition="#aq">con-<lb/>
&#x017F;eqventer</hi> den Teuffels Dienern in<lb/>
einem &#x017F;o vollkommenen <hi rendition="#aq">Grad</hi>e wa&#x0364;-<lb/>
re gego&#x0364;nnet worden; Da hingegen<lb/>
die Chri&#x017F;ten/ die Freunde GOttes/<lb/>
die den Befehl ha&#x0364;tten alle Vo&#x0364;lcker<lb/>
mit ihren Reden zu lehren/ gleich-<lb/>
wol &#x017F;o einen Mangel leiden und &#x017F;ich<lb/>
in der eu&#x017F;er&#x017F;ten Armuth bey den&#x017F;el-<lb/>
ben erholen mu&#x0364;&#x017F;ten/ die un&#x017F;ere Leh-<lb/>
re und un&#x017F;ere Weißheit vor ein Er-<lb/>
gerniß oder vor eine Thorheit zu<lb/>
halten pflegen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LXXXII.</hi> </head>
          <p>Allein &#x017F;o mo&#x0364;chten<lb/>
wir auch fragen/ warum GOtt be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Gewu&#x0364;rtze/ be&#x017F;&#x017F;ere Seide/ be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0078] LXXXI. Doch hier muß ich nur denſelben antworten/ welche mir den Ciceronem gar zu ſehr ver- achten/ und gleichſam aus den Schulen verbannen wollen. Denn erſtlich fragen ſie/ warum das edel- ſte Kleinod der Eloqvenz den Hey- den/ den Feinden GOttes/ und con- ſeqventer den Teuffels Dienern in einem ſo vollkommenen Grade waͤ- re gegoͤnnet worden; Da hingegen die Chriſten/ die Freunde GOttes/ die den Befehl haͤtten alle Voͤlcker mit ihren Reden zu lehren/ gleich- wol ſo einen Mangel leiden und ſich in der euſerſten Armuth bey denſel- ben erholen muͤſten/ die unſere Leh- re und unſere Weißheit vor ein Er- gerniß oder vor eine Thorheit zu halten pflegen. LXXXII. Allein ſo moͤchten wir auch fragen/ warum GOtt beſ- ſer Gewuͤrtze/ beſſere Seide/ beſſern Wein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/78
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/78>, abgerufen am 21.11.2024.