Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

soll. Denn also werden sie leicht
so viel mercken/ daß man ein solches
Wort mit einem manierlichen ac-
cen
te vor andern unterscheiden soll.

LIV.

Jch sage einen manierli-
chen accent. Denn gleich wie es
über die massen jämmerlich klinget/
wenn alles in unisono, wie der Bet-
tel-Mönche ihr Miserere nach ein-
ander hergesungen wird; Also klin-
get es nicht viel besser/ wenn man
den accent gar zu starck giebt/ oder
wenn man in allen Zeilen mit einer
indifferenten Sylbe biß über die
Tertia und über die Qvarta hinaus
juchtzet. Zu geschweigen/ wie künst-
lich die Pronunciation heraus
kömmt/ wenn sie eben wie der Pup-
pen-Spieler ihre schöne Dorothea
fast einem Gesange als einer Rede
ähnlicher ist: Oder wenn die Zu-
hörer nicht wissen/ ob es gar soll ge-
brüllet oder gebollen seyn.

LV.
c 2

ſoll. Denn alſo werden ſie leicht
ſo viel mercken/ daß man ein ſolches
Wort mit einem manierlichen ac-
cen
te vor andern unterſcheiden ſoll.

LIV.

Jch ſage einen manierli-
chen accent. Denn gleich wie es
uͤber die maſſen jaͤmmerlich klinget/
wenn alles in uniſono, wie der Bet-
tel-Moͤnche ihr Miſerere nach ein-
ander hergeſungen wird; Alſo klin-
get es nicht viel beſſer/ wenn man
den accent gar zu ſtarck giebt/ oder
wenn man in allen Zeilen mit einer
indifferenten Sylbe biß uͤber die
Tertia und uͤber die Qvarta hinaus
juchtzet. Zu geſchweigen/ wie kuͤnſt-
lich die Pronunciation heraus
koͤmmt/ wenn ſie eben wie der Pup-
pen-Spieler ihre ſchoͤne Dorothea
faſt einem Geſange als einer Rede
aͤhnlicher iſt: Oder wenn die Zu-
hoͤrer nicht wiſſen/ ob es gar ſoll ge-
bruͤllet oder gebollen ſeyn.

LV.
c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055"/>
&#x017F;oll. Denn al&#x017F;o werden &#x017F;ie leicht<lb/>
&#x017F;o viel mercken/ daß man ein &#x017F;olches<lb/>
Wort mit einem manierlichen <hi rendition="#aq">ac-<lb/>
cen</hi>te vor andern unter&#x017F;cheiden &#x017F;oll.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LIV.</hi> </head>
          <p>Jch &#x017F;age einen manierli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">accent.</hi> Denn gleich wie es<lb/>
u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en ja&#x0364;mmerlich klinget/<lb/>
wenn alles in <hi rendition="#aq">uni&#x017F;ono,</hi> wie der Bet-<lb/>
tel-Mo&#x0364;nche ihr <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;erere</hi> nach ein-<lb/>
ander herge&#x017F;ungen wird; Al&#x017F;o klin-<lb/>
get es nicht viel be&#x017F;&#x017F;er/ wenn man<lb/>
den <hi rendition="#aq">accent</hi> gar zu &#x017F;tarck giebt/ oder<lb/>
wenn man in allen Zeilen mit einer<lb/><hi rendition="#aq">indifferen</hi>ten Sylbe biß u&#x0364;ber die<lb/><hi rendition="#aq">Tertia</hi> und u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Qvarta</hi> hinaus<lb/>
juchtzet. Zu ge&#x017F;chweigen/ wie ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
lich die <hi rendition="#aq">Pronunciation</hi> heraus<lb/>
ko&#x0364;mmt/ wenn &#x017F;ie eben wie der Pup-<lb/>
pen-Spieler ihre &#x017F;cho&#x0364;ne Dorothea<lb/>
fa&#x017F;t einem Ge&#x017F;ange als einer Rede<lb/>
a&#x0364;hnlicher i&#x017F;t: Oder wenn die Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ ob es gar &#x017F;oll ge-<lb/>
bru&#x0364;llet oder gebollen &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">c 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">LV.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0055] ſoll. Denn alſo werden ſie leicht ſo viel mercken/ daß man ein ſolches Wort mit einem manierlichen ac- cente vor andern unterſcheiden ſoll. LIV. Jch ſage einen manierli- chen accent. Denn gleich wie es uͤber die maſſen jaͤmmerlich klinget/ wenn alles in uniſono, wie der Bet- tel-Moͤnche ihr Miſerere nach ein- ander hergeſungen wird; Alſo klin- get es nicht viel beſſer/ wenn man den accent gar zu ſtarck giebt/ oder wenn man in allen Zeilen mit einer indifferenten Sylbe biß uͤber die Tertia und uͤber die Qvarta hinaus juchtzet. Zu geſchweigen/ wie kuͤnſt- lich die Pronunciation heraus koͤmmt/ wenn ſie eben wie der Pup- pen-Spieler ihre ſchoͤne Dorothea faſt einem Geſange als einer Rede aͤhnlicher iſt: Oder wenn die Zu- hoͤrer nicht wiſſen/ ob es gar ſoll ge- bruͤllet oder gebollen ſeyn. LV. c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/55
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/55>, abgerufen am 21.12.2024.