Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Erster Handlung
Sechster Auffzug.
Jehu ein Kriegs-Obrister.

O du verdammte Schmeicheley/ wie
kanstu doch die menschlichen Hertzen
bezaubern/ und wie muß sich die Tu-
gend in ihrem zarten Wachsthume
ersticken lassen/ wenn deine verfluchte
Laster-Distel die Oberhand gewinnen
will. Wir haben in guter Hoffnung
gelebet/ es würde die Königliche Prin-
tzeßin durch eine artige Manier zu einer
Liebe des Jsraelitischen Glaubens be-
wogen werden/ und man lebte der
tröstlichen Zuversicht/ man würde über
die List der vermaledeyten Isabel in die-
sem Stücke triumphiren können: Aber
ich sehe/ nun muß ein listiger Fuchs
die Anschläge auff einmal verderben.
Ach! wenn wird das arme Volck Jsra-
el aus der endlichen Dienstbarkeit her-
aus kommen? Und wenn wird das
Volck Gottes sich vor keinen schnöden
Baals-Diener entsetzen dürffen? Jch

an
B 4
Erſter Handlung
Sechſter Auffzug.
Jehu ein Kriegs-Obriſter.

O du verdammte Schmeicheley/ wie
kanſtu doch die menſchlichen Hertzen
bezaubern/ und wie muß ſich die Tu-
gend in ihrem zarten Wachsthume
erſticken laſſen/ wenn deine verfluchte
Laſter-Diſtel die Oberhand gewinnen
will. Wir haben in guter Hoffnung
gelebet/ es wuͤrde die Koͤnigliche Prin-
tzeßin durch eine artige Manier zu einer
Liebe des Jſraelitiſchen Glaubens be-
wogen werden/ und man lebte der
troͤſtlichen Zuverſicht/ man wuͤrde uͤber
die Liſt der vermaledeyten Iſabel in die-
ſem Stuͤcke triumphiren koͤnnen: Aber
ich ſehe/ nun muß ein liſtiger Fuchs
die Anſchlaͤge auff einmal verderben.
Ach! wenn wird das arme Volck Jſra-
el aus der endlichen Dienſtbarkeit her-
aus kommen? Und wenn wird das
Volck Gottes ſich vor keinen ſchnoͤden
Baals-Diener entſetzen duͤrffen? Jch

an
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0195" n="31"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Handlung<lb/>
Sech&#x017F;ter Auffzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#aq">Jehu</hi> <hi rendition="#fr">ein Kriegs-Obri&#x017F;ter.</hi> </stage><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi> du verdammte Schmeicheley/ wie<lb/>
kan&#x017F;tu doch die men&#x017F;chlichen Hertzen<lb/>
bezaubern/ und wie muß &#x017F;ich die Tu-<lb/>
gend in ihrem zarten Wachsthume<lb/>
er&#x017F;ticken la&#x017F;&#x017F;en/ wenn deine verfluchte<lb/>
La&#x017F;ter-Di&#x017F;tel die Oberhand gewinnen<lb/>
will. Wir haben in guter Hoffnung<lb/>
gelebet/ es wu&#x0364;rde die Ko&#x0364;nigliche Prin-<lb/>
tzeßin durch eine artige Manier zu einer<lb/>
Liebe des J&#x017F;raeliti&#x017F;chen Glaubens be-<lb/>
wogen werden/ und man lebte der<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;tlichen Zuver&#x017F;icht/ man wu&#x0364;rde u&#x0364;ber<lb/>
die Li&#x017F;t der vermaledeyten <hi rendition="#aq">I&#x017F;abel</hi> in die-<lb/>
&#x017F;em Stu&#x0364;cke <hi rendition="#aq">triumphi</hi>ren ko&#x0364;nnen: Aber<lb/>
ich &#x017F;ehe/ nun muß ein li&#x017F;tiger Fuchs<lb/>
die An&#x017F;chla&#x0364;ge auff einmal verderben.<lb/>
Ach! wenn wird das arme Volck J&#x017F;ra-<lb/>
el aus der endlichen Dien&#x017F;tbarkeit her-<lb/>
aus kommen? Und wenn wird das<lb/>
Volck Gottes &#x017F;ich vor keinen &#x017F;chno&#x0364;den<lb/>
Baals-Diener ent&#x017F;etzen du&#x0364;rffen? Jch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0195] Erſter Handlung Sechſter Auffzug. Jehu ein Kriegs-Obriſter. O du verdammte Schmeicheley/ wie kanſtu doch die menſchlichen Hertzen bezaubern/ und wie muß ſich die Tu- gend in ihrem zarten Wachsthume erſticken laſſen/ wenn deine verfluchte Laſter-Diſtel die Oberhand gewinnen will. Wir haben in guter Hoffnung gelebet/ es wuͤrde die Koͤnigliche Prin- tzeßin durch eine artige Manier zu einer Liebe des Jſraelitiſchen Glaubens be- wogen werden/ und man lebte der troͤſtlichen Zuverſicht/ man wuͤrde uͤber die Liſt der vermaledeyten Iſabel in die- ſem Stuͤcke triumphiren koͤnnen: Aber ich ſehe/ nun muß ein liſtiger Fuchs die Anſchlaͤge auff einmal verderben. Ach! wenn wird das arme Volck Jſra- el aus der endlichen Dienſtbarkeit her- aus kommen? Und wenn wird das Volck Gottes ſich vor keinen ſchnoͤden Baals-Diener entſetzen duͤrffen? Jch an B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/195
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/195>, abgerufen am 21.11.2024.