Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
CAP. V. GElanor fragte was er neues zu klagen schenckt
CAP. V. GElanor fragte was er neues zu klagen ſchenckt
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ſich etwas an einem Fenſter regte/ es moͤchte
gleich eine Muhme mit dem Kinde/ oder ein
weiſſer Blumen-Topff/ oder gar eine bunte
Katze ſeyn/ ſo muſte der Hut vom Kopffe/ und
haͤtte er noch ſo feſt geſtanden. Und ſolches
geſchah mit einer unbeſchreiblichen Hoͤfflig-
keit/ daß man nicht wuſte/ ob er ſich auf die Er-
de legen/ oder ob er ſich ſonſten ſeiner Bequem-
ligkeit nach/ ein bißgen außdehnen wolte.
Nach vielen weitlaͤufftigen Umſchweiffen kam
er wieder vor das Haus/ darauß er gegan-
gen war/ und Gelanor, als ein Unbekanter
ſelbiges Orts/ kam vor ſein Wirtshaus/ ehe
er es war inne worden. Sie wunderten ſich/
wie es zugienge/ und haͤtten ſich leicht bereden
laſſen ein Wirtshaus waͤre dem andern aͤhn-
lich/ wann nicht der arme Mahler in dem Hau-
ſe auf einen Steine geſeſſen/ und die Sorgen-
ſeule unter den Kopff geſtuͤtzet haͤtte.
CAP. V.
GElanor fragte was er neues zu klagen
haͤtte/ ob ihm die Capaun-Angſt noch nit
vergangen waͤre. Der gute Kumpe ſeuffzete
ein wenig/ endlich fieng er an/ich wolte daß der
Hencker das Spielen geholt haͤtte/ ehe die Kar-
tenmacher waͤren jung worden. Denn da
hatte ich eben ein paar Ducatẽ vom Herrn ge-
ſchenckt
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/64>, abgerufen am 23.02.2025. |