Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.CAP. XXIII. DA fiel nun nichts merckwürdiges vor: ein
CAP. XXIII. DA fiel nun nichts merckwuͤrdiges vor: ein
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CAP. XXIII.
DA fiel nun nichts merckwuͤrdiges vor:
dann was gemeiniglich pflegt vor zuge-
hen/ iſt unvonnoͤthen zu erzehlen. Ob zum
Exempel einer feil gehabt/ und die Wahren
gerne doppelt theuer haͤtte verkauffen wollen;
der andere noch zehenmahl lieber uͤmb das
halbe Geld noch einmahl ſo viel kauffen wol-
len/ dieſe und dergleichen Haͤndel gehen allzeit
vor. Da geht ein Narr/ und vertroͤdelt das
Geld beym Frantzoſen: der haͤnckt es einem
Jtaliāner auf; der will die Hollaͤnder gern
reich machen. Einer kaufft die Schleſiſche
Leinwad bey einem Niederſachſen; die Weſt-
phaliſchen Schincken bey einem Thuͤringer;
den Reiniſchen Wein von einem Holſteiner;
die Wuͤrtze bey einem Pohlen; die Nuͤrnber-
ger Wahre bey einem Schleſier: Alles umb-
gekehrt und umb das doppelte Geld. Doch
wer wolte dergleichen Dinge auffſchreiben.
Miracula aſſiduitate vileſcunt. Ein Poſ-
ſen trug ſich zu/ der Lachens werth iſt. Dañ
da war ein Kerle/ der ſich gern bey dem Frau-
enzimmer wolte beliebt machen/ aber er hatte
eine gantz unangenehme Sprache/ und abſon-
derlich konte er das R. nicht außſprechen/ ſon-
dern ſchnarrte/ wie eine alte Regalpfeiffe/ die
ein
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/213>, abgerufen am 23.02.2025. |